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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dich tun, Rovan?«
    Gewöhnlich verfügte jede Legion und jede Ala über eine eigene Kompanie von Baumeistern. Roberto hatte jedoch beschlossen, eine besondere Einheit zu schaffen, die aus zweihundert Köpfen bestand. Jeder Mann und jede Frau dieser Truppe war eigentlich dem einen oder anderen Manipel zugeordnet, doch sie waren zu wichtig, um sie im Kampf zu verschwenden. Wie Roberto immer zu sagen pflegte, konnten Bauern und Töpfer ruhig kämpfen, aber die besten Zimmerleute, Schmiede, Wissenschaftler und Steinmetze hatten Wichtigeres zu tun. Es sei denn, jemand wolle ihm gerade ein Schwert in den Bauch stoßen. Dann sollten auch sie kämpfen.
    Neristus nahm die Kappe vom Kopf und trat ein. Seine Hände waren schmutzig von dem Dreck, der auch auf Gesicht und Kleidung Spuren hinterlassen hatte. Er war schon über sechzig Jahre alt und näherte sich dem mittleren Lebensabschnitt. Roberto fragte sich, ob der Mann sich jemals Gedanken über sein Äußeres machte. Wahrscheinlich nicht.
    »Danke, dass du dich fein herausgeputzt hast, bevor du zu deinem Befehlshaber gekommen bist. Ich freue mich über die große Achtung, die du mir damit erweist.«
    »Das hätte sich nicht gelohnt, Roberto«, erwiderte Neristus. Das militärische Protokoll lag ihm nicht, und ganz sicher nicht unter vier Augen. »Ich bin noch nicht mit der Arbeit fertig.«
    »Und …?«
    »Nun ja, wie ich es sehe, werden wir noch bis Dusas hier ausharren und versuchen müssen, die Tsardonier vom Hang zu locken, solange du nicht die Ballisten nach vorne bringst«, sagte er.
    »Ah, bist du jetzt auch Taktiker? Deine Fähigkeiten versetzen mich immer wieder in Erstaunen.«
    Neristus deutete auf seine Augen. »Die funktionieren ganz gut«, sagte er. »Ich weiß, dass wir nicht genügend Leute haben, um sie bei einem Angriff bergauf zu verschwenden. Sicher nicht angesichts von alledem, was uns später noch erwarten dürfte.«
    »Das ist richtig«, stimmte Roberto zu. Der Mann hatte anscheinend eine Idee, und sie musste gut sein, sonst wäre Neristus gar nicht erst gekommen. Er wurde neugierig.
    »Dann müssen wir die Feinde also möglichst bald überzeugen, den Abhang zu verlassen und auf die Ebene zu kommen, denn sonst laufen wir Gefahr, dass Verstärkungen eintreffen.«
    Neristus war ein gewissenhafter Mann. Sicherlich ein lobenswerter Charakterzug, aber manchmal neigte er dazu, etwas völlig Offensichtliches von sich zu geben. Roberto entschied sich jedoch, ihn nicht zu unterbrechen. Andernfalls hätte es noch die ganze Nacht dauern können, bis er zur Sache kam.
    »Meine Zimmerleute haben mit den verschiedenen Holzsorten gearbeitet, die uns die Sirraner verkaufen. Einige Sorten Buchenholz sind sehr interessant. Stark und doch sehr biegsam. Dies bedeutet, dass wir …« Er hielt inne. »Hast du vielleicht Zeit, mitzukommen und es dir anzusehen?«
    Roberto zuckte mit den Achseln. »Ist es der Mühe wert?«, fragte er ein wenig boshaft.
    Neristus starrte ihn an. »Ich verschwende niemals die Zeit anderer Leute.«
    Die Werkstätten der Baumeister waren am Südtor und damit so weit wie möglich von Roberto entfernt, damit er den Lärm nicht hören musste. Die Umgebung war hell erleuchtet, und wegen der Schmieden herrschte eine höllische Hitze. Das Klirren der Hämmer auf Metall hallte laut durch die Nacht, dazwischen mischten sich die Geräusche von Sägen, Drehbänken und Feilen.
    »Lässt du denn deine Bürger niemals schlafen?«, fragte Roberto, als sie sich einer nach vorne offenen Werkstatt näherten.
    »Der Körper braucht weniger Schlaf, als wir glauben. Wie dem auch sei, wir lieben unsere Arbeit«, erklärte Neristus. »Hier drüben.«
    Der spillerige kleine Mann führte ihn zur rechten Ecke, wo zwei Bailisten standen. Die Leute, die an ihnen arbeiteten, sprangen auf und salutierten. Roberto antwortete mit einem knappen Nicken.
    »Macht weiter.« Er wandte sich an Neristus. »Was sehe ich hier vor mir?«
    Neristus knackte mit den Fingerknöcheln. »Spannt die beiden da«, befahl er seinen Leuten. »Pass auf, General.«
    Roberto sah zu. Zwei Männer drehten die Winden am hinteren Ende der Geschütze. Die mit Eisen verkleideten hölzernen Arme bogen sich nach hinten, während das Seil aufgewickelt wurde und die Sehne spannte. Holz und Seil knarrten, der Schieber zog die Bogensehne über die Führungsschiene nach hinten. Der Mechanismus eines Katapults rastete klickend in der gespannten Stellung ein, kurz danach auch der des zweiten. Die Helfer zogen sich

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