Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Hufe auf dem festen Untergrund. Geräusche, die von einer unüberwindlichen Macht zeugten.
Drei Infanterieabteilungen marschierten durch das mittlere, das rechte und das linke Haupttor, während die Kavallerie durch das rückwärtige Tor hinausritt und je nach ihrer Position an der Flanke links oder rechts abschwenkte. Von oben sah es aus, als kämen aus dem Bauch eines Schuppentiers vier große, dunkle Schlangen heraus. Roberto vertraute darauf, dass dieses Bild auf der anderen Seite der Ebene mit großer Sorge beobachtet wurde.
Er rief den Principes, die vor ihm mitten durchs Haupttor ausrückten, Ermutigungen zu und wünschte ihnen Glück und Gottes Schutz. Die Erregung des Kampfs hatte ihn gepackt. Dann ritt er hinter ihnen mit seinen Extraordinarii hinaus, seiner Leibwache, die aus atreskanischer und estoreanischer Kavallerie bestand. Links und rechts warteten die zivilen Gefolgsleute der Truppe vor den Zelten und sahen ihnen hinterher. Die Händler und Huren fragten sich, wie am Ende des Tages die Geschäfte gehen würden.
Draußen vor dem Lager formierten sich die Truppenteile. Links standen die Hastati, im Zentrum die Principes, auf der rechten Seite die Triarii. Noch weiter rechts führten die Baumeister vierzig mit Maultieren bespannte Wagen, auf denen jeweils ein Katapult befestigt war. An der linken Flanke trabte die Kavallerie aus Estorea, auf der rechten Seite und als Vorhut die Reiter aus Atreska. Sie sollten als Vorausabteilung darauf achten, ob der Feind unversehens in Bewegung käme, aber es war im Grunde nicht damit zu rechnen. Der Regen und das Zwielicht beschränkten die Sichtweite, doch wie es schien, standen die Feinde nur da und sahen ihnen zu, falls der dunkle Fleck vor ihrem Lager irgendetwas besagte.
Die Legionen marschierten durch Regen und Schlamm bis zum Ufer des Flusses, der mitten durch die Ebene strömte. Das Gelände war nicht schwierig, es ging auf einem etwas rutschigen Hang über saftiges Gras und zwischen vereinzelten Büschen leicht bergab. Robertos Späher hatten eine Stelle für die Flussüberquerung ausgemacht, wo Steine aus dem Wasser ragten.
Sie überwanden den Fluss und marschierten weiter. Noch zwei Meilen bis zum feindlichen Lager. Roberto ritt vor dem Heer und schätzte die Entfernung und den Zeitpunkt ab, an dem er die Kampfaufstellung befehlen musste. Vor ihnen formierten sich die Tsardonier und kamen die Hänge herab, um sie ein Stück vor dem Lager abzufangen, ohne dabei den Vorteil des höheren Geländes einzubüßen. Die Aufstellung war weniger diszipliniert, als Roberto es bei seinen eigenen Leuten hingenommen hätte, aber im Grunde nicht schlecht.
In etwas weniger als einer halben Meile Entfernung befahl Roberto einen Schwenk. Sie waren noch deutlich außerhalb der Bogenschussweite und hatten genügend Platz, um weiter vorzurücken und die Feinde herauszulocken. Nach den letzten Schätzungen hatten seine Bogenschützen eine etwas geringere Reichweite als die Tsardonier, aber bei so einem Regen waren alle Bogenschützen benachteiligt. Vor den Bogenschützen würden sowieso erst die Katapulte zum Einsatz kommen, die ihre Bolzen dreihundert Schritte weit schleudern konnten.
Roberto ritt zur Kavallerie an der rechten Flanke hinaus, die sich inzwischen kampfbereit in Kompanien mit Bogenschützen, Schwertkämpfern und Kataphrakten aufgeteilt hatte und zum Angriff bereit war. Hinter ihm marschierten die Manipel an ihren Platz, die Zenturionen hielten die Ordnung aufrecht. Klappernd fuhren die Wagen an ihre Position. Vorerst blieben die Abdeckungen noch darauf, weil der Regen die Scharniere und Seile beschädigen konnte. Die Geschütze würden erst vorbereitet werden, wenn der Verlauf der Schlacht es erforderte.
Am Ende der Formation wartete er. Es dauerte fast eine Stunde, bis alle Abteilungen richtig standen. In der klassischen Quinkunx-Formation waren die Manipel in exakt gleichen Abständen postiert. Sorgfältig aufgestellte Kavalleristen, die den Feind ständig im Auge behielten, beschützten sie. Sobald die Kampfaufstellung vollendet war, ritt er an der Linie entlang, vorbei an Bogenschützen und leichter Infanterie, die sich schnell in jedes Gefecht einschalten konnte, vorbei an seiner Phalanx und der schweren Infanterie, deren Schilde auf dem Boden standen und deren zwanzig Fuß lange Sarissen sich fast im trüben Himmel zu verlieren schienen. Die atreskanischen Alae standen links und rechts, die estoreanischen Berufssoldaten im Zentrum.
»Wir sind das
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