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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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der Berge und der grünen Pflanzen, als sie sich zur Erde neigten.
    Alle Soldaten und Kavalleristen der Konkordanz hielten den Atem an. Er malte sich aus, wie Garrelites bei der Infanterie stand und über seinen Schild hinweg die Bolzen betrachtete, die auf den Feind zurasten. Der Bursche brannte darauf zu kämpfen. Heute sollte sein Wunsch erfüllt werden.
    Wie eine plötzliche Welle in einem ruhigen Meer kamen die Tsardonier in Bewegung. Alarmrufe hallten herüber, dann schlugen die Bolzen ein. Roberto betrachtete die feindlichen Reihen durch sein Spähglas. Männer liefen von den Einschlagstellen fort. Einige Bolzen waren zehn Schritte zu kurz gefallen und hatten die Erde aufgepflügt oder waren noch einmal hochgesprungen und mit viel zu wenig Kraft wieder heruntergekommen. Die meisten aber hatten die vorderste Linie voll getroffen. Zahlreiche Tote lagen drüben herum. Einer, der von einem Bolzen aufgespießt worden war, zuckte und wand sich, während das Blut aus seinem Mund sprudelte. Die Kämpfer der Konkordanz jubelten.
    Hinter Roberto wurden die Winden wieder gespannt. »Etwas höher«, rief er. »Fünf Grad.« Der Befehl wurde an die Ingenieure weitergegeben. Die Griffe quietschten, und die Spitzen der neuen Bolzen ragten nach oben.
    Wieder schossen sie. Eine kurze Stille, dann das tödliche Pfeifen. Dieses Mal trafen die Bolzen die vorderen drei Reihen. Die Gegner hatten die Schilde gehoben und eine Verteidigungsformation eingenommen, die jedoch gegen die schweren Geschosse nutzlos war. Holz und Leder splitterten und rissen, Kettenhemden und Schuppenpanzer wurden zerfetzt. Roberto war sicher, dass alle Bolzen ihr Ziel gefunden hatten. Er konnte durch sein Glas sogar beobachten, wie ein Schaft den Körper eines Mannes durchschlug und einen zweiten dahinter aufspießte. Beide wurden dann gegen weitere Kameraden hinter ihnen geworfen. Die Legionäre der Konkordanz verhöhnten die Gegner, lachten sie aus und luden sie zum Kampf ein.
    Ein drittes Mal wurden die Winden gespannt. Jetzt regte sich etwas im tsardonischen Lager. Die Frage war nur, wohin die Gegner sich wenden würden. Abermals stellten die Tsardonier Schilde als Barrieren auf, kauerten sich dahinter und rückten eng zusammen, um sich mit so vielen Reihen wie möglich dem Angriff zu stellen. Das war ein Fehler. Neristus’ Ballisten schossen abermals, die Sehnen summten. Noch mehr Tsardonier starben durch die Bolzen, die wie Harpunen angeflogen kamen. Streifschüsse rissen Gliedmaßen aus den Rümpfen der Krieger.
    Dieses Mal griffen die Tsardonier jedoch an, sobald die Geschosse eingeschlagen waren. Infanterie und Kavallerie stürmten den Hang herab. Die Veränderung der Geräusche und der Atmosphäre war atemberaubend. Tausende Männer eilten über das Gelände und brüllten, bereit, den Feinden die Köpfe abzuschlagen. Das Trampeln der Füße und die trommelnden Hufe ließen den Boden beben. Für die Hastati-Rekruten in den vorderen Manipeln musste es schrecklich aussehen.
    Die Zenturionen eilten schon hinter ihren Manipeln entlang. Alle blickten zu Roberto und den Flaggenmännern. Er wechselte rasch zu einer Position, an der seine Standarte gut zu sehen war. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, und sein Herz schlug schneller. Er zog den Gladius aus der Scheide.
    Wieder quietschten die Winden. Roberto blieb ein kleiner Moment, um den Angriff der Feinde einzuschätzen. Er war geordnet und diszipliniert und darauf angelegt, seine Truppen zurückzutreiben. Die Tsardonier wollten einen Rückzug erzwingen, weil sie wussten, dass die Bailisten nur schwerfällig wenden konnten und leicht verloren gingen.
    Sie hatten sich breiter aufgestellt als Robertos Manipel, aber insgesamt nicht so breit, dass die Gefahr bestand, die feindliche Kavallerie könnte an der Flanke gefährlich werden. Seine dagegen konnte durchaus einen Vorstoß unternehmen. So weit war es aber noch nicht. Flaggen und Boten übermittelten an der Kampflinie, die gut eine halbe Meile breit war, die nächsten Befehle. Die Linie war zu lang, als dass er die volle Kontrolle hätte behalten können. Die Boten und Flaggenmänner konnten seine Befehle nur weitergeben, aber vor Ort trafen die Meister und Zenturionen die Entscheidungen. Er musste darauf vertrauen, dass sie sich richtig verhielten. Sie warteten auf sein Signal, den Kampf zu beginnen.
    Die tsardonische Kavallerie war schnell, und die Reiter waren geschickt und konnten auch im Galopp aus dem Sattel schießen. Direkt hinter den

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