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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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gewesen, als das Fieber und das Delirium ihn übermannt und ihm das Bewusstsein geraubt hatten, bis er hoffnungslos in seinem geschwächten, kranken Körper gefangen gewesen war. An diese Phase konnte er sich nicht erinnern. Acht Tage umfasste die Lücke.
    Er schüttelte den Kopf, und das Zittern ließ nach. Ein Lächeln spielte um seine Lippen, die Erleichterung gewann die Oberhand. Tatsache war, dass er immer noch auf sein Heer da draußen zählen konnte. Nach allem, was Dahnishev ihm erzählt hatte, waren sie über den Berg. Die Leute erholten sich wieder und konnten hoffentlich in einigen Tagen diesen schrecklichen Ort verlassen. Sein Lächeln verblasste. Wie viele waren eigentlich noch da, die hinter ihm marschieren konnten?
    Roberto rief, und sofort betrat ein Legionär mit Speer und makellos polierter Rüstung sein Zelt.
    »Hole mir Elise Kastenas her und lass etwas zu essen schicken.« Er hielt inne und dachte nach. »Aber vorher hilfst du mir, aufzustehen und mich anzukleiden.«
    »Ja, General.« Der Legionär lehnte den Speer an den Türpfosten. Er war ein junger estoreanischer Hastati von durchschnittlichem Körperbau mit Augen, ebenso dunkelbraun wie die Haare.
    »Wie heißt du, Bürger?«
    »Herides, Herr.«
    »Bist du stolz auf deine Rüstung und deine Waffen?«
    »Ja, Herr. Das ist alles, was mich an Leben erhält.«
    »Das ist gut. Man kann es sehen. Ich ernenne dich hiermit zu meinem Adjutanten und zum Ersatz für den armen Garrelites.«
    Der junge Mann lächelte und errötete trotz seiner gebräunten Haut. »Danke, mein Herr Del Aglios. Es ist mir eine Ehre.«
    »Ich danke dir, dass du auch in dieser schwierigen Zeit treu geblieben bist. Männer wie dich brauche ich in meiner Nähe. Jetzt hilf mir auf, ich will zu meinem Ankleidetisch.«
    Falls es Herides peinlich war, Roberto auf diese Weise helfen zu müssen, so ließ er sich nichts anmerken. Roberto fühlte sich unglaublich schwach, seine Beine konnten ihn kaum tragen. Er musste sich schwer auf seinen neuen Adjutanten stützen. Herides war geschickt und klug, und in kürzerer Zeit, als er es erwartet hätte, trug Roberto eine leichte Toga mit dem Wappen der Del Aglios und saß am Kartentisch. Elise Kastenas und das Essen trafen gleichzeitig ein. Letzteres sah verlockend aus und duftete wundervoll. Elise wirkte erschöpft und bekümmert und schien um zehn Jahre gealtert.
    »Setz dich, bevor du umfällst«, lud er sie ein. »Und iss, um Gottes willen. Du siehst ja noch schlimmer aus als ich.«
    Elise lächelte ihn offen und warm an. »Es tut gut, deine Stimme zu hören, General.« Sie ließ sich neben ihm auf einer Liege nieder. »Du solltest dich jedoch selbst etwas genauer betrachten. Ich mag ein wenig müde sein, aber du bist nur noch Haut und Knochen. Eine Rasur könntest du auch vertragen.«
    Roberto rieb sich das Kinn und staunte über seinen Bart.
    »Haben sie mich denn nicht sauber gehalten, als ich krank war?«, fragte er ein wenig gereizt.
    »Garrelites war nicht da«, erklärte sie.
    »Nein, das ist richtig.« Roberto erinnerte sich an das umsichtige Verhalten und den Humor des Mannes. »Wenigstens ist er der Seuche entkommen und als Held in der Schlacht gefallen.«
    Elise nickte, senkte den Kopf und schluckte schwer.
    »Es war schlimm, nicht wahr?«, fragte Roberto. »Es tut mir leid, dass ich nicht da war, um dich zu unterstützen. Aber jetzt musst du mir sagen, was ich noch habe. Der Stab – haben sie alle überlebt?«
    »Nein«, sagte Elise mit Tränen in den Augen. Robertos Herz sank. »Ben Rekeros und Tomas Engaard sind in die Umarmung Gottes heimgekehrt. Die Zehnte Legion hat einen furchtbaren Preis bezahlt. In den Alae sind Shakarov und Davarov beide noch krank. Dahnishev glaubt, sie werden beide Glück haben und überleben. Den anderen geht es gut. Ich bin überhaupt nicht erkrankt, und Ellas Lennart hat es durchgestanden, während du noch Fieber hattest. Ich glaube, sein Tod wäre ein schrecklicher Rückschlag gewesen. Die Legionen sollten erfahren, dass Gott wenigstens seinen eigenen Sprecher verschont hat. Die anderen Kommandeure und Meister sind wohlauf.«
    Roberto seufzte. Die Bürger, die in den Zelten enger zusammen hockten und viel stärker den Flöhen ausgesetzt waren, würde das entmutigen. Der arme Rekeros. Sein Ruhestand war nicht mehr fern gewesen. Gott hatte ihn zu früh verlassen.
    »Dann gib mir einen Überblick über die Zahlen.«
    Elise holte tief Luft. »Die Zehnte hat es am schwersten getroffen. Fast

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