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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Schultern und drückte fest zu.
    »Nun kommt schon, ihr zwei. Ihr könnt doch nicht faul im Bett liegen, während da draußen noch Tsardonier herumlaufen. Ich weiß nicht, ob ihr mich hören könnt, aber ich brauche euch beide. Nicht nur den einen oder den anderen, sondern euch beide. Wenn ihr sterben müsst, dann tut es nicht hier. Fallt im Kampfund geht ruhmvoll zu Gott. Kommt zu mir zurück. Lasst uns Wein trinken und lachen, wie wir es so viele Jahre getan haben. Das ist ein Befehl.«
    Er richtete sich wieder auf. Shakarov rührte sich, erwachte aber nicht. Roberto fragte sich, ob seine Worte vielleicht doch das Fieber durchdringen und sie zurückholen konnten. Er wandte sich an Dahnishev.
    »Es ist Zeit zu tun, was getan werden muss«, sagte er. »Anschließend kann ich über der Chronik der Erinnerung beten.«
    Die Einfriedung war eine einfache Holzkonstruktion aus zugespitzten, fünfzehn Fuß hohen Pfählen mit einer einzigen Tür, die Tag und Nacht bewacht wurde. Eine Treppe führte zu einer Brustwehr hinauf, von der aus die Wächter den schlammigen, schmutzigen Flecken überblicken konnten, auf dem die hundertdreizehn Deserteure aßen, schliefen und umherliefen. Sie hatten dort keinen Schutz außer den Wänden ihres Gefängnisses. Einmal am Tag gab es Wasser und Brot. Sie sahen aus, wie sie aussehen sollten – gebrochen und beschämt.
    Als Roberto die Treppe hinaufstieg, drehten sich sofort alle Köpfe erwartungsvoll zu ihm herum. Verächtlich starrte er auf die Atreskaner, Estoreaner, Tundarraner und Caradukier hinab und schüttelte den Kopf.
    »Was ist nur in euch gefahren?«, fragte er. »Wie konntet ihr nur glauben, außerhalb der Legionen besser dran zu sein? Was war ich nur für ein Narr, dass ich Leute befehligt habe, die auf solche Ideen kommen?« Noch einmal blickte er in die Runde. Einige erkannte er. Alle waren Infanteristen, alle waren Hastati, überwältigt von der harten Wirklichkeit des Feldzuges. »Ich dulde keine Panik und werde Ungehorsam nicht hinnehmen. Dies ist meine Armee, die nach meinen Regeln geführt wird.
    Während ihr vor der Krankheit davonlaufen wolltet, lagen Tausende eurer Kameraden, die eure Hilfe gebraucht hätten, krank und sterbend im Lager. Ihr habt ihnen wie mir den Rücken gekehrt. Was ihr getan habt, ist unverzeihlich. Vielleicht dachtet ihr, ich würde euch die Schwerter zurückgeben, weil wir so viele durch das Gallenfieber verloren haben.
    Aber ihr kennt mich gut und wisst, dass ich mich den tsardonischen Streitkräften lieber mit einem einzigen tapferen Kämpfer als mit zehntausend Feiglingen stelle.
    Ihr habt die Umarmung Gottes nicht verdient, und ihr verdient es nicht, seine Luft zu atmen oder auf seiner Erde zu wandeln. Mein Heer wird stärker sein, wenn ihr nicht mehr dazugehört.« Roberto hielt inne. Keiner von ihnen erwiderte seinen Blick. Alle wussten, was kommen würde.
    »Ihr werdet heute Abend bei Einbruch der Dämmerung hingerichtet, und eure Leichen werden verbrannt und für die Teufel verstreut, die im Wind leben. Wenn ihr das als zu harte Strafe empfindet, dann denkt in den letzten Stunden eures Lebens über eines nach. Es gibt einige in diesem Heer, die schlechter dran waren als ihr und dennoch mehr Mut gezeigt haben. Einige werden nach euch sterben und viel zu früh in die Umarmung Gottes eingehen.
    Betet nicht für euch selbst, damit verschwendet ihr nur euren kostbaren Atem. Betet für jene, denen ihr in der Zeit größter Not den Rücken gekehrt habt. Betet für die unter uns, die euch vertraut haben und die ihr verraten habt. Ihr sterbt, aber eure Angehörigen müssen mit der Schande weiterleben. Denkt darüber nach. Sterbt mit dem Gedanken daran.«
    Damit machte er auf dem Absatz kehrt und eilte die Treppe hinunter.

 
25

     
    848. Zyklus Gottes, 42. Tag des Genasab
    15.Tag des wahren Aufstiegs
     
    D as ist der wahre Kern der ganzen Angelegenheit«, erklärte Kessian. »Es ist nicht etwas, das man ein Kind lehren könnte. Sie werden damit geboren, und wir können nur hoffen, sie so auszubilden, dass sie ihre Gabe klug einsetzen, sofern sie sie überhaupt besitzen.«
    Jhered saß in der Villa des alten Mannes vor den Überresten eines ausgezeichneten Abendessens und in Gegenwart all jener, die sich als Autorität des Aufstiegs bezeichneten. Hier waren alle Altersstufen vertreten, von ganz jungen Menschen bis zu solchen, die dem Tode nahe waren, und erst jetzt hatte er eine Vorstellung von den wahren Ausmaßen des Projekts bekommen.

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