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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dreitausend Infanteristen sind tot.«
    »Dreitausend?« Roberto blieb das Wort in der Kehle stecken; diese Nachricht traf ihn wie ein körperlicher Schlag. Er lehnte sich an und konnte das Ausmaß der Verluste einen Augenblick lang nicht fassen.
    »Die Kavallerie hat hundertvierzig Kämpfer verloren.« Elise wischte sich die Augen trocken. »In der Achten haben wir bisher tausend Infanteristen verloren, aber unsere Kavallerie blieb weitgehend verschont. Den Alae erging es erheblich besser. Zwanzig sind tot, weitere dreißig sind noch krank. Die Kavallerie und die leichte Infanterie, die ausgeschickt wurden, um die Tsardonier zu hetzen, sind vollzählig. Auch im Lager waren sie anscheinend widerstandsfähiger. Durch die Pfeile haben wir dreihundert Infanteristen und vierzig Kavalleristen verloren. Die Klingen haben fünfhundert Infanteristen und hundert Kavalleristen eingebüßt. Die Zahlen werden noch steigen, aber nicht sehr stark.«
    »Möge Gott alle behüten, die noch auf zwei Beinen wandeln«, flüsterte Roberto. »Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm ist.«
    »Beinahe sieben von zehn Leuten sind im Lager erkrankt. Dahnishev sagt, wir hätten noch Glück gehabt.«
    »Glück?« Roberto lachte kurz und verbittert. »Dann möchte ich nicht sehen, was Pech ist.« Er dachte einen Augenblick nach. »Wie ist die Stimmung da draußen?«
    »Die Moral ist auf einem Tiefpunkt«, sagte Elise. »Hundertdreizehn sind eingesperrt. Die unterschiedlich hohen Todesfälle bei den Legionen und den Alae haben zu Streitigkeiten geführt. Die Atreskaner haben Schreine gebaut und sagen, diese hätten ihr Volk geschützt und würden auch Shakarov und Davarov retten. Selbst einige von uns sprechen davon, Gott habe uns in diesem bösen Land verlassen. Die Zehnte ist jetzt eine verfluchte Legion. Doch der Glaube an dein Überleben hat die Armee weitgehend zusammengehalten. Wenn du dich ihnen wieder zeigen kannst, wird sich die Stimmung heben. Aber bete zu Gott, dass es bald geschieht.«
    Roberto war übel. Das Essen vor ihm roch auf einmal verfault. Er trank einen Schluck Wasser und konzentrierte sich auf das Stück Brot, das er mit Honigsoße bestrichen hatte.
    »Wir werden tun, was getan werden muss«, erklärte er. »Ich verspreche dir, morgen bin ich wieder wohlauf und werde gehen können. In der Zwischenzeit bereite die Papiere für die Auflösung der Zehnten Legion und die Verbrennung der Standarte vor. Wir müssen das sofort tun. Alle in dieser Legion werden freigestellt und eingeladen, sich der Achten anzuschließen, sonst wird der Fluch nicht aufhören. Es tut mir leid, dass die Zehnte auf diese Weise endet, sie hat eine stolze Geschichte. Die Alae bleiben, wie sie sind.
    Schicke Boten nach Estorr und zu den anderen Feldkommandanten und unterrichte sie von meinen Befehlen und über unsere Stärke. Wenn wir Atarkis treffen, werde ich das Oberkommando über die gesamte Streitmacht übernehmen, bis unsere Verstärkungen eintreffen.
    Elise, es ist jetzt schon eine Katastrophe. Nur weil du dich zusammen mit den anderen Kommandanten so eingesetzt hast, haben wir es überlebt. Ich werde euch alle in meinen Berichten lobend erwähnen. Aber davon abgesehen, will ich dir auch persönlich danken. Ich stehe in deiner Schuld.«
    Elise lächelte. »Wir tun es, weil wir an dich glauben. Niemals gab es eine Stimme, die etwas anderes verlauten ließ.«
    »Nun iss doch, iss. Wenn du die Befehle ausgefertigt hast, kannst du bis morgen früh schlafen. Auch das ist ein Befehl.« Er sah sie an und spürte ihre Erleichterung. »Lass uns jetzt ein wenig über angenehmere Dinge reden. Das könnte ich gut gebrauchen.«
    »Morgen beginnen die Spiele.«
    »Die Spiele?« Roberto lachte laut auf. »Die Spiele! Bei Gott, der uns alle umarmt. Wir sterben am Gallenfieber, und sie feiern unseren Ruhm. Meine Mutter hat in ihrer Amtszeit als Advokatin schon viele dumme Dinge getan, aber dies ist gewiss die Krönung.« Er hielt inne. »Andererseits bringt mich das auf eine Idee … etwas, um die Stimmung zu heben und den Kampfgeist der Leute zu wecken, nachdem wir herumgesessen haben und verweichlicht sind.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Es war mir nie so ernst wie jetzt.«
     
    Der Empfang, als er am nächsten Morgen durchs Lager lief, erfüllte ihn mit Demut: So viel aufrichtige Zuneigung, Erleichterung und Freude über sein Überleben, dass er Mühe hatte, die Tränen zurückzuhalten, die ihm in die Augen schossen. Sauber rasiert und für die unangenehme

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