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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Anfänge der Fähigkeiten zeigten, mit dem umgingen, was sie hatten. Er hatte mit vielen von ihnen gesprochen und auch mit jenen, deren Fähigkeiten im Laufe der Zeit wieder verschwunden waren.
    Zweifellos waren sie ehrlich von der Reinheit ihrer Absichten überzeugt, aber er konnte die Befürchtung nicht abschütteln, dass die Naivität, die ihr isoliertes Leben mit sich brachte, sie für die Auswirkungen ihrer Taten blind gemacht hatte. Jhered war Berufssoldat und verstand, dass es für jede gute Absicht einen Feind gab, der sie ins Gegenteil verkehren konnte. Die Aufgestiegenen waren zweifellos gefährlich.
    Er hatte über diesen Konflikt nachgedacht, sich mit Harkov und D’Allinnius beraten und ausgiebige Notizen angefertigt. War es die Natur, oder war es menschliche Überheblichkeit, die sich als Natur verkleidete? Noch wichtiger, was sollte die Advokatur mit ihnen tun … und zwar mit ganz Westfallen?
    Es war schwierig, an dem Ort, wo er gerade saß, an irgendetwas anderes als Anerkennung und Gnade zu denken. Marschall Vasselis’ eingefriedeter Garten stand in voller Blüte. Vor den Wänden und in den Beeten wuchsen Blumen in allen Farben. Efeu umrankte die Statuen der großen Persönlichkeiten aus Caraduk und wucherte über das Dach der marmornen Laube, in der sie saßen, gut geschützt vor dem grellen Sonnenlicht. Die Springbrunnen plätscherten fröhlich, die Karpfen in den Teichen schnappten nach den Fliegen und zogen sich in den Schatten der weiß blühenden Seerosen zurück.
    In einem Halbkreis saßen die Aufgestiegenen zu seiner Linken auf der Bank, alle mit hellen Tuniken sommerlich gekleidet und geschmückt mit der roten Schärpe des Aufstiegs, die von weißen Schnüren gehalten wurde. Sie waren eine faszinierende Mischung aus Angst, jugendlicher Überheblichkeit und einer Spur echter Reife.
    Mit großem Interesse hatte er ihre Ankunft beobachtet, als sie unten im Garten durchs Tor getreten waren und sich ihm genähert hatten. Ossacer, der blinde Junge, hatte eine Hand auf Arducius’ Arm gelegt, des Jungen mit dem sanften Gesicht. Auf der anderen Seite war Mirron gegangen, ein hübsches Mädchen. Ossacer hatte kaum den Eindruck erweckt, als brauche er Hilfe, so sicher war sein Schritt gewesen. Gorian hatte sich etwas abseits gehalten und Jhered, während sie sich genähert hatten, mit durchdringenden und etwas beunruhigenden Blicken gemustert.
    »Man kann eine Menge über Menschen erfahren, schon bevor man das erste Wort mit ihnen wechselt«, erklärte Jhered, als sie alle bequem saßen. Shela Hasi hatte sie mit willkommenen kühlen Getränken versorgt und sich wieder zurückgezogen. »Die Körperhaltung, wie jemand geht, auf welche Weise er dich anschaut, ob er dir ohne Furcht ins Auge sieht, ob er interessiert ist oder ängstlich.«
    Sie schwiegen und warteten wohl auf seine Aufforderung zu sprechen.
    »Ihr wisst sicher, warum ich hier bin, nicht wahr? Sie haben euch alles über mich und meine Kollegen und die große Bedeutung dieser Untersuchung erzählt.«
    Sie nickten und murmelten zustimmend. Er lächelte.
    »Ihr braucht mich nicht zu fürchten. Ich sitze heute nicht als euer Richter hier, ich bin nur ein Beobachter. Ihr habt also die Erlaubnis, frei heraus zu sprechen.«
    »Seid Ihr wirklich so ein harter Mann?«, fragte Gorian unvermittelt.
    Das überraschte Jhered sehr. »Ich …« Er hielt inne und kicherte. »Dabei sollte ich eigentlich euch die Fragen stellen. Ich will nur eines sagen. Es ist ein Teil meiner Arbeit, Steuern und Abgaben von Leuten einzutreiben, die manchmal nicht mit der Höhe meiner Forderungen einverstanden sind oder sich nur widerwillig von dem trennen, was sie abgeben müssen. Diese Leute finden rasch heraus, dass ich tatsächlich ein harter Mann bin. Sie bemerken auch, dass mir nur sehr wenig entgeht. Das solltet ihr nicht vergessen, während wir uns unterhalten.« Sein Lächeln verschwand wieder. »Warum hast du mir diese Frage gestellt?«
    »Weil wir schon so viel von Euch gehört haben. Ihr leitet die Einnehmer, und deshalb kann Euch niemand leiden.«
    »Niemand kann den Steuereinnehmer leiden«, stimmte er zu.
    »Aber Ihr scheint gar nicht so übel zu sein«, fuhr Gorian fort.
    »Das liegt daran, dass ihr mir keinen Grund gegeben habt, mich anders zu verhalten. Sorgt dafür, dass es auch so bleibt.« Jhered legte die Finger wie ein Spitzdach zusammen. »Erkläre mir, warum die anderen drei dich nicht so sehr mögen, wie sie sich untereinander mögen.«
    Alle vier

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