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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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starrten eine Weile ihre Zehenspitzen an. Das war gut. Sie sollten gleich von Anfang an begreifen, wer das Sagen hatte.
    »Ich hätte gedacht, dass ihr enger zusammenhaltet. Immerhin seid ihr bisher erst vier, auch wenn ich hörte, dass viel versprechende Kinder zur Welt gekommen sind und noch weitere erwartet werden.«
    Gorian sah ihn jetzt an, machte aber keine Anstalten, eine Erklärung abzugeben. Jhered war enttäuscht.
    »Ihr müsst wissen, dass ich ein Problem habe. Eure Autorität und eure Leserin, im Grunde sogar alle anderen hier, haben mit großer Begeisterung über die großen und guten Dinge gesprochen, die ihr tun könnt und in Zukunft noch tun werdet. Anscheinend könntet ihr die Retter der ganzen Menschheit sein, die Vorhut eines erneuerten Menschengeschlechts, das seine Kräfte zum Wohle aller nutzt.
    Allerdings mache ich mir Sorgen über das, was ihr selbst denkt. Immerhin habt ihr einen eigenen Kopf, und wenigstens einen kleinen Moment lang wolltet ihr mir eindringliche Fragen stellen. Ihr müsst euch Gedanken über eure Zukunft gemacht haben. Zieht ihr nicht alle am gleichen Strang? Nach der Art zu urteilen, wie ihr euch mir genähert habt, würde ich dies verneinen.«
    Dieses Mal fand er das Schweigen ärgerlich. Ihm wurde schmerzlich bewusst, wie wenig Erfahrung er im Umgang mit Kindern hatte. Er räusperte sich.
    »Soll ich an diesem warmen Tag einen von euch aussuchen, um das Eis zu brechen? Mirron?«
    »Ich wusste, dass Ihr mich auswählen würdet. Nur weil ich ein Mädchen bin.«
    »Vielleicht dachte ich auch, du wärst die Klügste unter euch«, erwiderte er scharf. »Nun antworte mir. Denk darüber nach, junge Dame. Wenn du an deine Zukunft denkst, was siehst du dann?«
    »Ich sehe mich hier in Westfallen. Ich werde mich der Autorität anschließen, wie wir es alle tun werden, weil sie den neuen Aufgestiegenen helfen muss, schneller zu lernen als wir. Ich erwarte, dass ich irgendwann eine Mutter des Aufstiegs sein werde, so wie meine Brüder Väter werden. Ich werde meine Fähigkeiten benutzen, um den Menschen zu helfen, wo ich nur kann. Warum sollte ich irgendetwas anderes wollen?«
    »Glaubst du nicht, dass du dank deiner Kräfte den anderen vorschreiben kannst, was immer du willst?«
    Sie runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht.«
    Jhered zog die Augenbrauen hoch. Sie hatte wirklich nicht darüber nachgedacht. Sie war erst vierzehn, erinnerte er sich. Dennoch hätte sie sich darüber im Klaren sein müssen. Er war jünger als sie gewesen, als er seine Geschicklichkeit mit dem Schwert erkannt und gewusst hatte, dass er in der Advokatur aufsteigen würde.
    Ihm kam eine Idee. »Habt ihr den Eindruck, dass ihr anders seid als der Rest der Konkordanz?«
    »Wir sind Bürger der Konkordanz«, erwiderte Arducius. Jhered entging nicht, wie Mirron und Gorian ihn beobachteten, und dass Ossacer seinen Unterarm drückte. »Die Konkordanz wird Aufgaben für uns finden, wenn sie uns will. Sonst wählen wir selbst. So oder so, die richtige Entscheidung wäre es, uns bei der Entwicklung der nächsten Generation von Aufgestiegenen helfen zu lassen.«
    »Ist das dein Bild?«
    »Welches andere Bild gibt es denn?«, fragte Gorian.
    »Wir unterscheiden uns ebenso sehr von der Konkordanz wie jeder andere Bauer oder Fischer in Westfallen. Wir werden dienen, wenn wir eingezogen werden, und vielleicht melden wir uns freiwillig, wenn die Kriege sich noch lange hinziehen. Wenn die richtige Zeit gekommen ist, wird Gott uns den richtigen Weg zeigen«, erklärte Arducius.
    »Glaubst du wirklich, ihr werdet gebeten, eine Rüstung anzulegen und mit den Hastati zu marschieren?«
    »Nein«, antwortete Ossacer. »Wir wären eher Ärzte oder Tierärzte. Dort könnten unsere Fähigkeiten am besten eingesetzt werden.«
    »Wirklich? Nichts weiter? Gorian, was denkst du?«
    Gorian zuckte mit den Achseln. »Ossacer hat recht. Überwiegend, jedenfalls. Aber vielleicht können wir auch etwas anderes tun. Wir können den Regen beginnen oder aufhören und den Wind wehen lassen. Vielleicht wollen unsere Generäle lieber, dass wir so etwas tun, statt die Kranken zu heilen.«
    Jhered nickte. »Das sehe ich auch so«, sagte er. »Glaubt ihr denn, eure Fähigkeiten sollten so eingesetzt werden? Gorian?«
    »Nein, natürlich nicht«, erwiderte Gorian. »Wir sind anders; wir sollten über unsere Zukunft selbst bestimmen und tun, was immer wir tun wollen.«
    Da war es. Die anderen beäugten ihn misstrauisch und wichen, so weit

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