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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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beide für ihre Objektivität und ihre Behutsamkeit.
    »Du willst sicher wissen, was ich Herine Del Aglios berichten werde, nicht wahr?«, fragte Jhered, als ihr Abschied nahe war. Vasselis wollte vorerst in Westfallen bleiben.
    »Aber natürlich, ich muss es wissen.«
    »Das dürfte auch die Frage sein, die allen anderen Bürgern in Westfallen unter den Nägeln brennt.«
    »Spanne mich nicht so auf die Folter, Paul. Das ist unter deiner Würde.«
    Jhered zügelte sein Pferd und winkte allen anderen, sie sollten weiterreiten. Vasselis hielt neben ihm an, versuchte, den Gesichtsausdruck seines Freundes zu deuten, und scheiterte.
    »Ich hatte von Anfang an die Absicht, auf dem Rückweg nach Estorr über alles, was ich hören und sehen würde, gründlich nachzudenken, und dann noch einmal alles durchzugehen, was ich notiert habe. Außerdem will ich mir anhören, was meine Leute zu sagen haben, und jeden Beweis mit ihnen diskutieren. Das habe ich immer noch vor. Mir ist aber auch bewusst, dass es grausam gegenüber dieser außerordentlichen kleinen Stadt in deinem Gebiet wäre …«, er deutete auf Westfallen, »… wenn ich dir nicht wenigstens einen Anhaltspunkt gebe, in welche Richtung meine Gedanken gehen. Ich sehe schließlich auch, wie sehr du sie liebst.«
    »Danke für dein Mitgefühl«, sagte Vasselis. »Du solltest deine Villa wirklich hier bauen.«
    »Du wirst sicher verstehen, dass dies im Augenblick keine sehr kluge Entscheidung wäre«, antwortete Jhered.
    »Du musst selbst entscheiden, worauf du verzichtest.«
    Jhered fuhr sich mit einem Finger unter der Nase entlang. »Arvan, ich will dir etwas sagen, und es liegt bei dir, meine Worte für deine Leute zu interpretieren. Ich werde nicht heimkehren und dem Orden offenbaren, was ich gefunden habe. Wenn es nach mir geht, soll die Kanzlerin so lange wie möglich außen vor gehalten werden.
    Andererseits sehe ich keine Möglichkeit, dass die Advokatur diese Leute allein dir überlässt. Deine Liebe für sie hat dich davon abgehalten, die Wahrheit zu erkennen. Sie sind gefährlich, wenn sie unter einen falschen Einfluss geraten.«
    Vasselis fuhr auf. »Sie sind doch nur Kinder, die gerade erst die Grenzen ihrer Fähigkeiten erkunden.«
    »Hast du dich schon einmal gefragt, wo diese Grenzen liegen? Gorian erkennt bereits das zerstörerische Potenzial, und ich möchte wetten, dass er auch damit experimentiert hat.« Vasselis war anzumerken, dass Jhered die Wahrheit erfasst hatte. »Das dachte ich mir. Sie müssen kontrolliert werden, und die Autorität weiß nicht, wie diese Kontrolle ausgeübt werden muss.«
    »Du denkst an militärische Kontrolle«, sagte Vasselis. »Paul, tu das nicht. Sie sind verletzliche Kinder. Sie brauchen die Sicherheit, die Westfallen ihnen gibt. Reiße sie nicht aus ihrer gewohnten Umgebung heraus.«
    »Welche Wahl lasst ihr mir denn?«, fragte Jhered, und in seinen Augen blitzte Zorn auf. »Ich kann nicht mit leeren Händen zur Advokatin zurückkehren. Denk drüber nach. Sie sind nicht nur eine Waffe, sondern ein Erdbeben, das die Grundfesten der Konkordanz erschüttert. Die Menschen werden sich vor ihnen fürchten. Bei Gott, der uns alle umarmt, auch ich habe mich gefürchtet, sobald ich sah, was sie tun können. Im Augenblick liegen Fünfjährige und Säuglinge in den Armen ihrer Mütter, und sie könnten die Nächsten sein. Wie können wir uns da heraushalten? Als du zu mir gekommen bist, musst du gewusst haben, was geschehen würde.«
    Vasselis seufzte. »Ich weiß, ich weiß. Aber man kann doch hoffen, oder?«
    »Hör zu, Arvan, und glaube mir, dies ist besser als alles, was du hättest erhoffen können, als ich hierherkam. Ich muss mich erst hinsichtlich der theologischen Auswirkungen kundig machen. Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass es keine Ketzerei ist. Aber eines hat mich mehr als alles andere zum Nachdenken gebracht. Während du und deine Autorität vor Gott als Verbrecher gelten könnten, sind deine Aufgestiegenen gewiss unschuldig. Da du ihr Beschützer bist, jedenfalls für den Augenblick, fühle ich mich im Augenblick bei meiner Ehre gebunden, zu dir zu stehen. Ich bin zuversichtlich, dass die Advokatur sich meiner Sichtweise anschließen wird, und dies bedeutet, dass der Orden von euch ferngehalten wird.«
    »Danke, Paul«, sagte Vasselis. »Danke.«
    »Fasse das nicht als Billigung auf, denn es ist weit davon entfernt. Früher oder später wird es ein Problem geben, für das wir eine Lösung finden müssen. Im

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