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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Augenblick solltest du nicht zu weit gehen und dafür sorgen, dass deine Aufgestiegenen Westfallen nicht verlassen. Euer aller Leben hat sich verändert.«

 
26

     
    848- Zyklus Gottes, 58. Tag des Genasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    G eneral Gesteris war inzwischen wegen der Lage an den Furten in Scintarit äußerst gereizt. Der Genastro neigte sich längst dem Ende zu, die Wärme war einer bedrückenden Hitze gewichen, und die Tsardonier ließen sich nicht hervorlocken und zum Kampf verführen. Fast dreißig Tage waren seit den ersten Scharmützeln vergangen, und er war nicht fähig gewesen, seinen Feind zu einer größeren Schlacht zu verleiten.
    Scintarit war eine weite sumpfige Ebene, durch die an vielen Stellen der Fels hervorlugte, manchmal in Form flacher Platten, die kaum das Gras überragten, während anderswo steinerne Finger Hunderte Fuß hoch in den Himmel hinaufgriffen. In der vom Wind gebeutelten Einöde vermochte die Hitze kaum die Feuchtigkeit aus dem Untergrund zu vertreiben. Der Wasserspiegel war sehr hoch, und es war schwierig, zu marschieren, zu reiten oder einen Wagen zu ziehen.
    Mitten durch diese Ebene wand sich der Fluss Tarit in weiten Schleifen. Er wurde von unterirdischen Strömen gespeist, die am Fuß der Halorianberge entsprangen, einer mächtigen Gebirgskette, die sich über den ganzen Nordosten erstreckte. In der feuchten Jahreszeit ergossen sich auch die prächtigen Halorfälle in den Fluss, der nirgends weniger als eine Viertelmeile breit war. Er strömte zwischen steilen, felsigen Ufern dahin und war auf dem ganzen Weg durch die Ebene bis hin zu der erstaunlichen Königsschlucht, die siebzig Meilen weiter im Süden lag, für Wagen praktisch unpassierbar.
    Die Tsardonier hatten die beiden Brücken zerstört, die den Fluss im Norden und Süden überspannt hatten, konnten aber nichts gegen die drei Furten im Zentrum der Ebene tun. Es waren gefährliche Übergänge mit glatten, moosbewachsenen Steinen, zwischen einem und drei Fuß unter der Oberfläche gelegen. Jede Furt war gerade breit genug für eine einzelne Kolonne. Dieser Weg war allerdings äußerst gefährlich, denn die Verteidiger konnten die Kolonnen im Fluss jederzeit nach Belieben ausschalten.
    Die taktische Bedeutung der Ebene war nicht zu unterschätzen. Sie den Tsardoniern zu überlassen, hätte bedeutet, ihnen ungehinderten Zugang bis zu den Grenzen von Atreska und Gosland zu gewähren. Beherrschte die Konkordanz dieses Gebiet, stand ihr der Weg ins Zentrum von Tsard offen. Damit wäre der letztendliche Sieg und der Fall der tsardonischen Hauptstadt Khuran erheblich näher gerückt.
    Während Del Aglios und Atarkis im Norden und Jorganesh im Süden ihre kleineren Heere aufstellten, um die Flanken der Tsardonier zu treffen und einen Großteil der feindlichen Truppen zu binden, kämpfte Gesteris im Zentrum mit dem größten Heer, das die Konkordanz jemals ins Feld gesandt hatte. Mehr als achtzigtausend Bürger standen einem etwa sechzigtausend Köpfe starken Feind gegenüber.
    So führte er ein ruhmreiches Kommando, aber ihm fiel auch die schwierigste und gefährlichste Aufgabe zu. Dem durch und durch vorsichtigen Mann war nur zu bewusst, welch entscheidende Rolle sein Heer spielte. Sie waren eine erfahrene Streitmacht, aber selbst über die Befehlswege, die er eingerichtet hatte, nur schwerfällig zu dirigieren.
    Es gab gewaltige logistische Schwierigkeiten, und sicher nicht die geringste unter ihnen war die Notwendigkeit, etwa fünf Meilen vom Ufer des Tarit entfernt zu lagern. Gesteris weckte sein Heer gewöhnlich drei Stunden vor der Morgendämmerung, manchmal sogar noch früher, um den Überraschungseffekt auf seiner Seite zu haben. Die Tsardonier hatten jedoch weithin zu beiden Seiten des Flusses vorgeschobene Späher und Posten eingesetzt, die jederzeit Einheiten zur Verteidigung anfordern konnten, um einen Überraschungsangriff abzuwehren.
    In den letzten sechzig Tagen hatte Gesteris einige Kavallerieangriffe und rasche Vorstöße angeordnet. Dabei hatten sie mehrere Vorposten zerstören können, die jedoch im Handumdrehen wieder eingerichtet worden waren. Die meiste Zeit waren beide Seiten an den Flussufern aufmarschiert, um die Furten zu decken und sich über das Wasser hinweg anzustarren. Am Ende eines jeden Tages waren sie wieder in die Lager zurückgekehrt, während jenseits der Ebene des Tarit die Sonne untergegangen war.
    Beide Seiten wussten, dass die jeweils andere sich kein überstürztes

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