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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Schritte. Die Lanzenträger an den Flanken rückten ein wenig weiter vor, um einen weiten Halbkreis zu bilden. Die Steppenkavallerie achtete nicht darauf. Kell machte sich Sorgen über diese neue Taktik. Sie galoppierten in kleinen Gruppen und spielten anscheinend miteinander, während ihre Feinde sich näherten. Sie fragte sich, wie die Gegner sich beim Angriff verhalten würden.
    Kell ritt zum Hauptmann der Kataphrakten hinüber. Er drehte sich zu ihr um, sein voller Helm verbarg das ganze Gesicht bis auf die Augen, die gepanzerte Faust hatte er fest um den Zügel gelegt.
    »Greift an, wenn sie noch fünfzig Schritte entfernt sind. Reitet geradeaus. Lasst euch nicht ablenken. Wir sind hinter euch und erledigen alle, die durchkommen.«
    »Ja, Meisterin.« Dumpf drang sein starker gosländischer Akzent durch den Helm.
    »Gott möge euch schützen.«
    »Und dich auch. Für die Konkordanz und für mich.«
    »Für die Konkordanz und für mich.«
    Die Befehle des Hauptmanns wurden durch die Reihen weitergegeben, wiederholt und zur Bestätigung zurückgemeldet. Die Lücke schloss sich. Auf beiden Seiten wurden Pfeile abgeschossen. In siebzig Schritt Entfernung, als viele Pfeile schon ihr Ziel fanden, nahm das Tempo zu. Sechzig. Fünfzig.
    Jetzt trieben die Kataphrakten ihre Pferde an und galoppierten mit angelegten Lanzen, die sie mit beiden Händen hielten. Die Reiter beugten sich in Erwartung des kommenden Aufpralls vor. Was für einen Anblick sie boten. Dreihundert Reiter, die frontal angriffen. Kell rief ihre Schwertkämpfer und Bogenschützen zu sich und galoppierte hinter der ersten Welle her.
    Durch den hochspritzenden Schlamm und an den Flanken der angreifenden Kavallerie vorbei konnte sie endlich sehen, wie die Steppenkavallerie reagierte. Jede zweite Einheit formierte sich, griff an und ließ eine Lücke in ihrer Linie zurück. Die anderen verteilten sich einfach, preschten zu den Flanken hinaus und teilten sich noch einmal in kleinere Gruppen von drei oder vier Reitern auf. Verwirrt schüttelte Kell den Kopf.
    Die Kataphrakten prallten gegen die Steppenkavallerie. Nach links und rechts wichen die Pferde beim letzten Schritt aus, die Lanzen fegten die Tsardonier aus den Sätteln, tsardonische Klingen trafen Pferd und Reiter. Aber mehr als die Hälfte der konkordantischen Lanzenträger hatte überhaupt kein Ziel gefunden. An den Flanken hatte die Steppenkavallerie schon wieder gewendet.
    »Gott möge uns umarmen«, keuchte Kell. »Bogenschützen! Die Flanken! Schaltet diese Schweinehunde aus.«
    Die Feinde nahmen die schwerfälligen Angreifer in die Zange. Sie hätte es vorhersehen müssen, sie hätte es erkennen müssen. Die Krieger spannten die Bogen und ließen die Pfeile fliegen. Kataphrakten fielen, viel zu viele und viel zu schnell. Kell galoppierte ins Getümmel, raste an der vorgetäuschten Front vorbei mitten durchs Kampfgeschehen. Vor ihr bekam ein Steppenkrieger einen Pfeil in den Hals und stürzte vom Pferd. Sie suchte sich ein Ziel. Pfeile zischten dicht vorbei, auf beiden Seiten fielen Kämpfer.
    Sie blickte nach links. Dort herrschte Chaos. Die Steppenkavallerie hatte den Vorstoß der Konkordanz in kleine Einheiten zersplittert und war an den Flanken überlegen. Die Gegner formierten sich schon wieder und griffen an. Schwerter blitzten, Pfeile sausten durch den Himmel. Hinter ihr sangen wieder die Onager. Irgendwo ertönte ein böses Hundegebell. Es waren Hunderte von Hunden. Sie blickte nach rechts. Die Hunde rasten durch die tsardonischen Reihen nach vorn, als jagten sie die Steine der Katapulte.
    Hufschläge, laute Hufschläge. Sie drehte sich nach vorn. Der tsardonische Streitkolben war schon unterwegs. Sie konnte gerade noch das Schwert nach vorn bringen, das jedoch zur Seite gefegt wurde. Die Waffe traf ihren Brustharnisch. Das Metall bekam eine Delle, ein heftiger Schmerz durchzuckte sie auf einmal. Die Wucht des Schlags hob sie aus dem Sattel, sie verlor die Kontrolle und stürzte nach hinten und dann hinab. Das Letzte, was sie sah, war das Hinterteil ihres eigenen Pferds, ehe sie auf den Boden prallte und das Bewusstsein verlor.
     
    Er war nur ein gewöhnlicher Bürger, verstand aber außerordentlich gut mit dem Bogen umzugehen. Von Berufs wegen ein Töpfer, jagte er nur zum Zeitvertreib. Bisher hatte er jedes Ziel genau in der Mitte getroffen, sobald es von den quer durch die Arena gespannten Drähten hinter der Deckung hervorgezogen wurde. Sogar Tuline hatte ihr Kinn auf eine Hand

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