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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Laufbahn hatte er das Gefühl, ihr Heer könnte straucheln. Die Phalanx war besiegt.
    »Hastati, haltet die Stellung und verteidigt euch.« Damit machte er kehrt und rannte los, um neue Befehle zu geben. Er konnte nur noch beten, dass Kell der Durchbruch gelang. »Drei Manipel Principes nach vorn. Triarii zu den Phalangen. Weicht ja keinen Schritt zurück, wendet euch nicht ab.«
    Doch in den hinteren Reihen lösten sich die ersten Soldaten schon aus dem Verband und wichen zurück. Die Tsardonier warfen ihnen jetzt alles entgegen, was sie hatten. Die Luft verdunkelte sich im Pfeilhagel. Umgeben von den mit Schwertern bewaffneten Triarii, rannte Nunan ins Zentrum. Er wies die Zenturionen an, ihre verzagenden Bürger wieder in den Kampf zu schicken und die Legionen zu ermahnen, dem Feind um jeden Preis standzuhalten. Die Triarii nahm er mit nach vorn, denn er brauchte ihre Erfahrung und ihren Mut. Die Furcht, die die Truppen erfasst hatte, konnte die Herzen und den Willen der Kämpfer viel schneller brechen als jede Seuche.
    »Wir können immer noch siegen«, rief er immer und immer wieder. »Kämpft für die Konkordanz. Kämpft für mich. Kämpft.«
    Aber die Phalanx hatte große Schwierigkeiten. Stein auf Stein war im Zentrum eingeschlagen, die vorderen Reihen wurden von Tsardoniern unter Druck gesetzt, die ihre Speere fallen gelassen hatten und sich mit Schwert und Schild einen Weg durch den Wald von Sarissen bahnten. Triarii rannten herbei, um das zusammenbrechende Zentrum zu unterstützen, während die Kavallerie auf der rechten Seite hart vorstieß, um den Druck der Infanterie abzufangen.
    Nunan sah sich nach dem Kommandanten der Phalanx um, der jedoch nirgends zu sehen war. Er packte eine verängstigte junge Frau am Kragen. »Wo ist Keita?«
    »Gefallen«, sagte sie bebend. »Er wurde voll getroffen. Von ihm ist nichts mehr übrig. Wir verlieren den Kampf, Meister Nunan.«
    »Nein, wir verlieren nicht«, fauchte Nunan. »Reih dich wieder ein. Hilf deinen Mitbürgern. Wir werden siegen.«
    Er stieß sie fort, zurück zur hinteren Abteilung der Phalanx. Die Sarisse, die sie hielt, schwankte hin und her und stand nicht kerzengerade aufrecht, wie es sein sollte. Warnrufe ertönten, wieder kamen Steine geflogen, noch mehr Angst. Nunan betete, das Glück möge sie nicht verlassen. Sein Gebet wurde nicht erhört. Vierzig Steine knallten in die Legionen, pflügten Furchen in den Schlamm und töteten und zerquetschten alles, was ihnen in den Weg kam. Drei weitere trafen die Phalanx. Sofort setzten die Tsardonier härter nach, während die Bogenschützen die mittleren und hinteren Linien mit Pfeilen eindeckten. Nunan hörte sie auf die Schilde prasseln.
    »Stellung halten!«, brüllte er. »Halten!«
    Unsicherheit drohte die Legionen zu übermannen. Immer noch schossen die Onager, und die Tsardonier griffen ungestüm an, weil sie den Sieg zum Greifen nahe glaubten. Er wollte jetzt nicht seine erste Niederlage erleben. Nicht, solange er noch etwas Kraft in den Gliedern und den Atem hatte, um zu rufen. Er ging weiter nach vorn, hinein ins Gedränge der kämpfenden ersten Linie. Seine Gegenwart brachte die Leute zur Besinnung und schenkte ihnen neuen Mut. Er hob den Gladius und befahl den Angriff.
    Die nächsten Geschosse kamen geflogen, schlugen hinter ihm ein und trafen die vier Manipel links und rechts neben ihm. Doch der erwartete Aufschlag blieb aus, und niemand schrie auf. Stattdessen breitete sich vorübergehend eine eigenartige Stille in den Reihen aus. Nunan spürte, wie eine Flüssigkeit über seinen Rücken spritzte. Er wandte sich kurz um. Überall waren Blut und Eingeweide. Einige waren von Kopf bis Fuß damit bedeckt, keiner war dem grässlichen Regen entgangen. Es waren keine Steine gewesen. Die Gegner hatten Beutel voll Blut geschleudert.
    »Gott verschone uns«, keuchte Nunan. Er drehte sich um. »Passt auf, passt auf! Hunde. Die Hunde kommen.«
    Einen Herzschlag später konnten es alle hören. Knurrend, bellend und heulend. Vor der Konkordanz wichen die Tsardonier einen Schritt zurück, und dann kamen die Hunde. Dutzende, Hunderte, Tausende von Hunden. Getrieben von Hunger und halb irre vom Geruch frischen Tierbluts. Das Blut, das die Legionen durchnässt hatte.
    Die Hunde, eine starke, zur Jagd gezüchtete Rasse, stürmten gegen die ersten Reihen an, die unter der Woge von Zähnen und Krallen zu Boden gingen. Ihre Schilde und die Schwerter waren jetzt nutzlos. Die Tiere fanden Lücken, durch die kein

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