Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Tsardonier gekommen wäre, sie suchten das Blut und das Fleisch.
Nunan schlug zu und traf den Rücken eines Tiers. Es kläffte und drehte sich, um ihn zu beißen, verfehlte seine Hand jedoch knapp. Er hackte noch einmal und ein weiteres Mal. Überall waren jetzt Hunde, sie umschwärmten ihn und drangen tief in die Reihen der Konkordanz ein. Die Tsardonier ermunterten sie brüllend.
»Kämpft, Soldaten der Konkordanz, kämpft!« Zenturionen und Triarii nahmen seinen Ruf auf.
In den vorderen Manipeln stachen die Schwertkämpfer mit den Waffen nach unten, sie zerhackten und zerfetzten die Tiere. Kreischen, Jaulen und Winseln erfüllte die Luft. Aber für jeden Hund, den sie niedermachten, sprangen zwei weitere herbei und verbissen sich in jedem Blutfleck, den sie finden konnten.
Legionäre gingen zu Boden, weil die Tiere ihre Kehlen, ihre Gesichter, die Arme und Beine und die Seiten gepackt hatten. Wie ein schmutziger Regen fielen die Blutsäcke. Inzwischen schossen die Gegner allerdings auch schon wieder mit kalten und glühend heißen Steinen, um das Chaos zu vergrößern. Nunan drehte sich um, schlug nach einem Tier und wurde im gleichen Augenblick von einem weiteren umgerissen. Im Fallen zog er das Schwert an sich. Der Hund fletschte die Zähne und schoss vor, um ihn im Rücken zu packen, wo das Blut auf seine Rüstung gespritzt war. Er versetzte dem Hund eine tiefe Schnittwunde in die Flanke, und das Tier sprang davon. Dann kam er auf die Knie hoch. Das Tier war wieder da, und er durchbohrte dessen Brust.
Als er wieder auf den Beinen stand, sah er sich um und versuchte, die Ordnung wiederherzustellen. Es war sinnlos. Das Blut machte den Schlamm glitschig, ringsherum waren die Linien der Hastati zusammengebrochen, und auch die Principes weiter hinten blieben nicht verschont. Die Hunde hatten überall Verwirrung gestiftet. Jetzt kamen auch wieder tsardonische Pfeile geflogen, und die Infanterie überwand die kurze Distanz und griff abermals an.
Nunan rief die Männer zu sich, drängte sie zurück zur Frontlinie und rannte selbst los. Er war von Triarii umgeben. Erfahrene Soldaten, die sofort die Gefahr erkannt hatten und energisch die Hunde dezimierten, die immer noch zu Hunderten herumliefen und die Hastati hetzten, von denen viel zu viele ihr Heil in der Flucht gesucht hatten.
»Haltet die Stellung!«, brüllte er. »Soldaten der Konkordanz, bleibt an meiner Seite.«
Der Pfeil kam steil von oben herab und traf seine Schulter. Der Einschlag war ebenso überraschend wie schmerzhaft. Der Schaft hatte die Verbindung zwischen Brustharnisch und Schulterschutz durchdrungen. Taumelnd packte er ihn, der Gladius fiel nutzlos zu Boden, als seine Hand taub wurde. Die Wucht des Treffers zwang ihn auf die Knie, und einige Männer, die von hinten gerannt kamen, warfen ihn um.
Nunan schloss vor Schmerzen beide Augen. Er spürte Hände, die ihn wegziehen wollten. Als er die Augen wieder öffnete, sah er nur das Blut, das aus der Wunde sprudelte. Er schauderte. Die Mienen der Menschen in seiner Nähe waren ängstlich, besorgt und unsicher.
»Kämpft«, quetschte er hervor. »Kämpft für mich.«
Er war nicht sicher, in welche Richtung sie sich bewegten, als es dunkel um ihn wurde.
Gesteris sah, wie sich die Linien auflösten, und ließ mit Flaggen Befehl geben, dass die Triarii in die erste Reihe nachrückten. Er musste dort, wo es am schlimmsten stand, einen beruhigenden Einfluss auf die Reihen ausüben. Die tsardonische Artillerie war allerdings schrecklich wirkungsvoll gewesen, und auf der linken Flanke war Keils Kavallerie zerstreut und kämpfte in kleinen Scharmützeln mit der Steppenkavallerie, die mit dieser Art des Gefechts viel größere Erfahrung besaß.
Durch sein Spähglas hatte er beobachten müssen, wie seine besten Kataphrakten von der Steppenkavallerie zerfetzt wurden. Steine hatten große Lücken mitten in seine Infanterie geschlagen, während viel zu wenig Feinde durch Schwert oder Pfeilspitze starben. Er hatte die Phalanx an der Front und im Herzen seiner Formation zusammenbrechen sehen. Er hatte die Blutsäcke herabstürzen und die Hunde wie Ameisen ausschwärmen sehen. Und er hatte Nunan fallen sehen.
Es gab eine kleine Verschnaufpause. Die Schlacht tobte noch an der Frontlinie, und Pfeilsalven flogen durch den Himmel. Gesteris hatte nicht mehr viele Möglichkeiten. Vierzig weitere Steine kamen geflogen und zerquetschten alles, was sie trafen. Schließlich gaben die Hastati auf und rannten
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