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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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auf. Vor ihnen rannten die Überlebenden des Angriffs zu ihrem gefallenen Kameraden. Währenddessen machten die Reiter kehrt und kamen in ihre Richtung. Pfeile lagen in gespannten Bogen.
    Arducius bemerkte weitere Reiter, die sich ihnen auf der Straße näherten. Wieder andere stiegen ab und rannten durch die Tore in die Villa. Unten in der Stadt ertönten laute, ängstliche Rufe. Pferde wieherten und schnaubten, Hufe stampften auf dem Pflaster.
    »Bleibt bei mir«, sagte Arducius, der die Aufgestiegenen hinter sich gesammelt hatte. »Haltet die Köpfe gesenkt, damit sie uns nicht erkennen.«
    »Es ist der Orden«, zischte Gorian. »Sie sind gekommen, um uns zu töten.«
    »Das weißt du nicht sicher«, wandte Arducius ein.
    »Wir können sie aufhalten«, erwiderte Gorian.
    Arducius sah ihn böse an. »Wir werden unsere Kräfte nicht benutzen, um jemandem etwas anzutun. Unsere einzige Möglichkeit ist, ihnen zu beweisen, dass wir eine Kraft des Guten sind. Du weißt doch, was Vater Kessian von uns erwartet.«
    Die Hufschläge waren nahe und sehr laut. Arducius schielte mit gesenktem Kopf hinüber. Vier Reiter kamen zu ihnen. Zwei hatten Bogen, die anderen Schwerter. Mirron schlotterte vor Angst. So etwas hatten sie noch nicht erlebt – diese Gewalt, das Blut auf dem Boden, die Waffen, die auf sie zielten.
    Ossacer fasste Arducius am Arm. »Ich kann mich nicht konzentrieren«, klagte er mit leiser, ängstlicher Stimme. Er hustete. »Ich kann es nicht fassen.«
    »Schon gut«, sagte Arducius. »Stütz dich auf mich. Gorian, kümmere dich um Mirron.«
    Gorian nahm sie in einen starken Arm, und sie lehnte sich an ihn. Arducius war nicht sicher, wer von ihnen die größte Angst hatte. Dann sprach einer der Reiter und bestätigte ihre größten Ängste.
    »Bürger von Westfallen, ihr werdet euch auf eurem Forum versammeln. Hier herrscht das Böse. Ketzerei gegen Gott. Eure Aufgestiegenen werden entlarvt und vor Gericht gestellt. Alle, die an diesem Verbrechen beteiligt waren, werden verurteilt. Steckt die Schwerter weg und bewegt euch.«

 
37

     
    848. Zyklus Gottes, 25. Tag des Solasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    W enigstens wussten die Ordensritter nicht, wer von ihnen die Aufgestiegenen waren, aber es würde nicht lange dauern, bis sie es herausfanden. Im Augenblick gaben sie sich damit zufrieden, die Einwohner auf dem Forum festzuhalten. Die Hitze war bedrückend, die Angst war groß. Still und schweigend standen die überrumpelten Bürger da, oder sie drehten sich um und starrten die Reiter an, die das Forum an allen Seiten bewachten.
    Auf der Bühne des Oratoriums und vor der Sonne geschützt standen sechs Menschen. Vier waren Soldaten, Gotteskrieger in voller Rüstung. Die anderen beiden waren Horst Vennegoor, der Kommandant der Ordenssoldaten, und Felice Koroyan, die Kanzlerin. Stolz hatte sie sich aufgebaut, groß und schlank, und starrte verächtlich auf die Menschen herab. Sie hasste sie jetzt schon, obwohl sie nichts über sie wusste.
    Die Aufgestiegenen standen mit Kovan mitten in der Menge. Die Soldaten waren an einen anderen Ort geführt worden. Kovan hatte es geschafft, seinen Gladius in den Falten seines leichten Umhangs zu verbergen. Die Waffe gab ihnen einen gewissen Trost. Gorian und Arducius hatten gestritten und sich angefaucht. Gorian wollte etwas tun, einen Sturm oder ein Unwetter auslösen. Die Bühne stürmen und die Kanzlerin schnappen. Arducius hatte ihm gesagt, er solle sich ruhig verhalten, aber es war offensichtlich, dass Gorian nicht ewig stillhalten würde.
    »Du weißt nicht einmal, ob du das, was du willst, überhaupt tun kannst«, sagte Arducius.
    »Sei nicht so dumm, Ardu«, gab Gorian hitzig zurück. »Du fühlst doch das Gleiche wie ich. Wir können es alle. Die Energie des Windes spornt dich ebenso an wie mich. Dich sogar noch mehr, weil du ein Windleser bist. Du kennst die Kräfte, die unter den Steinen des Forums schlummern. Wir können sie bändigen.«
    »Aber was nützt das schon? Du kannst sie nicht alle verscheuchen, es sind zu viele. Und wenn du es getan hast, hast du Falten und bist erschöpft und kannst nicht mehr weglaufen. Du hättest dich ihnen gezeigt und wärst hilflos. Warte noch.«
    »Worauf denn? Sollen wir warten, bis sie uns entdecken, indem sie uns einfach nur in die Augen schauen?« Gorians Augen zeigten ein wirbelndes Braun, während er die Kraft unter seinen Füßen spürte und in sich aufnahm. »Wir können doch nicht hier herumstehen und

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