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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Augenblick war vorbei. Er gab ihr die Hand, sie schlug ein, und zusammen schwammen sie wieder empor. Die anderen folgten ihnen.
    »Wann können wir unsere Wasser-Fähigkeiten weiter entwickeln?«, fragte Gorian. »Jen sagt, wir seien schon fast so gut wie sie. Wir sollten uns bemühen, noch besser zu werden.«
    »Es gefällt dir wohl, die Fische zu kontrollieren, was?«, fragte Mirron und steckte den Kopf aus dem Handtuch heraus. Gorians Haut glänzte in der Sonne.
    »Am liebsten Delfine und Haie«, erwiderte Gorian.
    »Alles zu seiner Zeit«, schaltete sich Hesther ein. »Wir haben noch nicht die richtige Methode für dich gefunden. Es wäre besser, wenn du diese Tricks zuerst bei Schafen versuchen würdest.«
    Ossacer kicherte. »Weißt du, was dann passiert? Gorian kontrolliert das Bewusstsein eines Schafs und lässt es angreifen.«
    Alle lachten über den Scherz. Alle außer Gorian.
    »Tja, das wird dir wohl nicht möglich sein, weil du dann blind bist«, erwiderte er.
    »Gorian, dafür wirst du dich sofort entschuldigen«, befahl Shela.
    »Aber es stimmt doch.«
    »Selbst wenn, es ist wirklich nicht nötig, dass du ihn so gehässig daran erinnerst«, ermahnte sie ihn. »Entschuldige dich.«
    Gorian starrte Shela trotzig an. »Entschuldigung«, murmelte er schließlich.
    Mirron hatte versucht, Ossacers Reaktion einzuschätzen. Er hatte den Boden angestarrt und mit seinen Füßen im Sand gescharrt. Jetzt schaute er wieder auf.
    »Ich werde meine Augen nicht mehr brauchen«, sagte er. »Eines Tages werden die Tiere für mich sehen.«
    Darüber runzelte Hesther die Stirn und sah Ossacer scharf an. Nach einem Augenblick änderte sich ihre Miene wieder, und sie klatschte in die Hände.
    »Na schön, wenn ihr alle ausgeruht und einigermaßen trocken seid, dann schnappt eure Sachen. Es ist Essenszeit, und dann habe ich noch eine Überraschung für euch.«
    Mirron und die anderen standen auf und folgten Hesther und Shela vom Strand den Abhang zum Obstgarten hinauf. Unterwegs kamen sie am Haus des Marschallverteidigers vorbei. Als Mirron die verschlossenen Fensterläden sah, fragte sie sich, wann die Familie zurückkommen würde. Es machte Spaß, wenn Kovan dabei war, und er schien sich vor ihnen nicht so zu fürchten wie die anderen in der Stadt. Er blieb meistens in ihrer Nähe, wenn sie nicht gerade unter Wasser spielten, und das war ein angenehmes Gefühl. Schade nur, dass er und Gorian sich nicht so gut verstanden.
    Die Villa des Marschalls lag inmitten eines schönen privaten Gartens, der sich zu beiden Seiten mindestens fünfzig Schritt weit erstreckte. Die hohen Mauern waren weiß gekalkt und mit rotem Schiefer bedeckt. An den Ecken und in der Mitte jeder Mauer standen Statuen früherer Marschälle in heldenhaften oder nachdenklichen Posen. Die Seitentür des Gartens war offen, und dort schob Hesther sie nun hinein.
    Mirron liebte diesen Garten mit seinen Marmorwegen, die sich kreuz und quer durch die Wiesen zogen, den Obstbäumen, von denen man Äpfel, Apfelsinen und Zitronen pflücken konnte, und dem schönen Fischteich mit den Springbrunnen, in denen träge große goldene Karpfen schwammen. Im Zentrum erhob sich ein marmorner Sockel, der von einer auf vier Säulen ruhenden Kuppel überdacht war. In deren Schatten waren rundherum Bänke aufgestellt, und auf einer saß Vater Kessian. Sie stieß einen entzückten kleinen Schrei aus und rannte los, und die anderen Aufgestiegenen folgten ihr und plapperten begeistert.
    In der letzten Zeit hatte sie vor allem Hesther unterrichtet. Vater Kessian war alt und schien immer eine Erkältung oder irgendein anderes Zipperlein zu haben. Doch wenn er kam, um ihnen etwas beizubringen, dann sang ihr Herz, und nicht nur, weil es stets um etwas Wichtiges ging. Sie liebte ihn. Alle liebten ihn. Sie schwiegen, wenn er das Wort ergriff, und spürten seine Wärme, wenn er lächelte. Jedes Wort, das er sprach, berührte sie im Herzen und zeigte ihnen Dinge, die sie noch nicht verstanden hatten. Sie wuchsen.
    »Hallo, meine jungen Aufgestiegenen«, begrüßte er sie mit weicher, warmer Stimme. »Ich hoffe, das Wasser war angenehm, und die Fische waren freundlich.«
    »Es war schön«, platzte Mirron heraus. Sie drückte ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn, und gleich darauf waren auch die anderen da.
    »Langsam, langsam«, sagte Kessian, der sich kichernd bemühte, unter dem Ansturm seiner Schüler nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Lasst einem alten Mann doch etwas Luft

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