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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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beiden mitriss.
    Jetzt konnte sich auch Mirron kaum noch beherrschen. Außerdem musste sie nun, nachdem es ausgesprochen war, sogar zugeben, dass die Jungs recht hatten. Vater Kessian wartete, bis seine Schüler sich wieder beruhigt hatten, und ergriff die Gelegenheit, sich zurückzulehnen und abzuwarten, während Shela ihnen etwas zu essen reichte. Schließlich rief er seine Schutzbefohlenen wieder zur Ordnung.
    »Gorian – der ältere Gorian – schrieb: ›Uns ist bekannt, dass in allen Dingen, ob lebend oder unbelebt, Energien existieren, die wir formen und verdichten können, um bestimmte Aufgaben zu verrichten. So unterscheiden sich beispielsweise die Energiebahnen in einem Orangenbaum von jenen, die wir in einem Tier auf dem Bauernhof vorfinden. Dies kann man aus alten Schriften lernen, in denen die Adern und Blutströme Gottes in seiner Erde behandelt werden, dies kann ich aber auch durch eigene Beobachtungen bestätigen, und dies ist auch allen Aufgestiegenen klar, so sie es zu sehen vermögen.
    Weiterhin sind wir davon überzeugt, dass der erste wahre Aufgestiegene, der eines Tages zur Welt kommen wird, nach seinem Erwachen fähig sein wird, diese Energien umzulenken und neue Zwecke für sie zu finden, die von ihren bisherigen Zwecken abweichen, wenngleich diese Bestimmung ihrem ursprünglichen Zweck ähnlich sein wird.‹ « Lächelnd hielt Kessian inne. »Er hat sich manchmal etwas umständlich ausgedrückt. Damit meint er im Grunde nur, dass Feuer für die Arbeit mit dem Feuer eingesetzt wird, die Erde für die Arbeit mit Wurzeln und Zweigen. Ich sehe schon, was du sagen willst, junger Gorian, also behalte es für dich. Der Scherz nutzt sich ab.
    Gorian schrieb auch das Folgende, das ebenso wichtig wie kurz gefasst ist: ›Es gibt jedoch keinen Grund, warum Energien, die von Gott für einen bestimmten Zweck geschaffen wurden, von einem Aufgestiegenen nicht für einen ganz anderen Zweck angepasst werden können. Schließlich ist die Energie im Grunde überall dieselbe. Sie durchströmt den ganzen Zyklus des Lebens, das Gott zum Ruhm gereicht und an das wir alle gebunden sind.‹ «
    Kessian legte das Pergament fort und sah sich zu den Aufgestiegenen um. Mirrons Nervosität nahm zu. Wenn ihre Vermutung richtig war, dann würde der heutige Versuch einen großen Fortschritt darstellen. Und schwierig würde es auch.
    »Ich will euch nicht blindlings hineinstoßen, sondern vorher noch etwas anderes sagen. Ihr habt alle sehr schnell die grundlegenden Regeln erlernt und erfasst, wie man die Lebensenergien einsetzt, um irgendein Ziel zu erreichen. Dazu musstet ihr verstehen, wie die Lebenslinien verlaufen, und wie ihr sie mit Hilfe eurer Körper verstärken könnt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Ihr alle seid fähig zu tun, worum ich euch gleich bitten werde.
    Aber heute Nachmittag sollt ihr über etwas anderes nachdenken. Nehmen wir zum Beispiel … Mirron, du bist eine unvergleichliche Feuerläuferin. Wir haben gesehen, wie du aus einem glimmenden Span ein Feuer erweckt hast, das für eine Schmiede ausgereicht hätte. Deine Aufgabe ist es nun, die Lebensenergie irgendeines Baumes in diesem Garten zu benutzen, um ein Feuer zu erschaffen. Kannst du die Kraft dieses Zitronenbaums verformen und eine Flamme entstehen lassen, wo es bisher keine gibt? Und wenn du das tun kannst, findest du in dir dann genügend Kraft, um dieses Feuer weiter zu speisen und das zu verstärken, was du geschaffen hast?«
    Vater Kessian legte ihr eine Hand aufs Knie und schenkte ihr ein warmes Lächeln. Die Unsicherheit, mit der sie seinen Vorschlag vernommen hatte, war ihm nicht entgangen. Der Schritt war noch viel größer, als sie es sich vorgestellt hatte. Sogar Gorian wirkte etwas besorgt. Die beiden anderen hingen ihren Gedanken nach.
    »Mach dir keine Sorgen, Mirron. Es ist eine schwierige Lektion, die du vielleicht nicht an einem einzigen Tag lernen kannst. Deshalb haben wir euch alle hierher in den Garten des Marschalls Vasselis geholt. Die ganze Autorität ist bereit, euch zu helfen. Ich werde bei euch bleiben, und die ganze Zeit werden zwei Mitglieder der Autorität über euch wachen. Ihr habt den ganzen Nachmittag Zeit zum Nachdenken, um Fragen zu stellen und zu experimentieren. Rechnet mit Enttäuschungen und freut euch auch über kleine Erfolge. Wollt ihr das für mich versuchen?«
    Mirron wäre fast in Tränen ausgebrochen. Sie schaffte es gerade noch, sich zurückzuhalten und zu nicken, bekam aber kein Wort

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