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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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zum Atmen.«
    Sie gaben ihn frei.
    »Gorian will die Haie steuern«, petzte Arducius.
    »Wirklich?« Kessian zog die Augenbrauen hoch. »Du bist aber sehr ehrgeizig. Nun, das ist schon in Ordnung. Aber setzt euch doch, setzt euch. Shela wird euch etwas zu essen bringen, und dann werde ich euch heute Nachmittag unterrichten.«
    Mirron klatschte in die Hände und setzte sich rechts neben den Vater. Sie sah ihm in die wissenden Augen, die in seinem runzligen alten Gesicht fast nicht zu erkennen waren. Eines Tages würde er nicht mehr da sein und sie nicht mehr unterrichten oder ermuntern können. Er stand vor dem Ende seines Zyklus und würde bald von Gott umarmt werden. Sie wollte nicht, dass dieser Tag je käme.
    »Geht es dir wieder besser?«, fragte sie.
    Kessian lächelte. »Ja, mein Kind, und danke, dass du gefragt hast. Meine Brust ist frei, und Genna sagt, ich schnarche nicht mehr.«
    »Das freut mich.«
    »Nun gut. Sitzt ihr alle bequem? Dann wollen wir etwas Neues lernen«, begann Kessian.
    Mirrons Herz schlug etwas schneller. Sie schenkte Gorian ein Lächeln. Es gab doch nichts Schöneres, als neue Fähigkeiten zu entwickeln. Dies bedeutete, die Autorität war der Ansicht, dass sie Fortschritte machten.
    »Bei allem, was ich gleich sagen werde, und während des Experiments, das ihr machen sollt, dürft ihr nicht den Kern dessen vergessen, was ihr nach eurem Erwachen gelernt habt. Es ist jetzt fast zwei Jahre her … die Zeit vergeht so schnell, nicht wahr? Was könnt ihr mir über die elementaren Energiekerne sagen? Arducius?«
    »Sie sind die stärksten Quellen der Lebensenergie, die wir überhaupt benutzen können.«
    »Gut«, erwiderte Vater Kessian gedehnt. »Aber gibt es außer der bloßen Anwendung noch etwas anderes, etwas Erstaunliches?«
    »Wir können damit mehr Energie machen«, sagte Ossacer.
    »Richtig, ihr könnt die Energie verstärken. Allerdings weiß ich, dass es euch allen schwer fällt, selbst wenn die Quelle gleichmäßig strömt und stark ist. Wir haben alle die vorübergehenden Alterungsprozesse gesehen, die ihr erleidet, nachdem ihr eure Fähigkeiten eingesetzt habt. Außerdem haben wir bemerkt, dass ihr mit euren Fähigkeiten nur eine kleine Weile lang arbeiten könnt, ehe ihr erschöpft seid und grau werdet. Stimmt ihr mir zu? Ja, Gorian?«
    »Aber wir sind viel besser, als wir es noch vor einem Jahr waren«, sagte er. »Wir schaffen jetzt viel mehr als damals.«
    Kessian nickte begeistert. »Oh, das ist wahr, und ich freue mich sehr, dass ihr euch so gut entwickelt. Zweifellos wird dies auch so weitergehen. Ihr dürft allerdings nicht vergessen, dass es immer Grenzen geben wird, und dass ihr nie aus den Augen verlieren dürft, wie viel ihr eurem Körper und eurem Geist zumuten könnt. Vor allem, wenn ihr Lebewesen wachsen lasst. Ja? Gut.
    Nun, der Grund dafür, dass ich euch daran erinnert habe, ist, dass ich euer Verständnis dafür wecken möchte, wie man die Energien, die ihr so geschickt aufzufinden und für eure Arbeit einzusetzen versteht, auf andere Weise nutzen kann.« Vater Kessian nahm ein Blatt in die Hand, das links neben ihm auf der Bank lag. »Gorian schrieb …«
    »Der erste Gorian?«, wollte Arducius wissen.
    Kessian sah ihn mit leichtem Stirnrunzeln an. »Aber gewiss.«
    Die drei Jungen platzten vor Lachen heraus und mussten sich aneinander festhalten. Sie konnten kaum noch sprechen und stießen zusammenhanglose Silben hervor.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Kessian mit einem breiten Lächeln.
    Mirron schüttelte den Kopf und freute sich, dass sie sich besser in der Gewalt hatte. Sie schaute zum Vater auf und zuckte mit den Achseln.
    »Jungs«, sagte sie, den Tonfall ihrer Mutter nachahmend.
    Kessian kicherte. »Du sagst es. Jungs, das sind sie. Ich glaube aber, es wird Zeit, dass ihr mir verratet, warum meine Worte für euch so lustig waren.«
    Sie sahen einander an, beinahe hätten sie wieder die Kontrolle verloren, aber dann wurden sie ernst genug, um es zu erklären. Gorian sprach als Erster.
    »Entschuldige, Vater, aber das sagst du immer. Du und alle anderen Autoritäten.«
    »Was denn?«
    »Du sagst immer ›aber gewiss‹, Vater. Ihr alle sagt das andauernd.«
    »Wirklich?«, antwortete Kessian. »Nun ja, ihr könnt uns am besten davon abhalten, indem ihr aufhört, dumme Fragen zu stellen, was?« Lächelnd zauste er Gorians Haare. »Darf ich jetzt fortfahren?«
    »Aber gewiss«, quetschte Ossacer heraus, bevor er wieder lachend losbrüllte und die anderen

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