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Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich

Titel: Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dass du Estorr nicht verlässt, bis du in den Palast gerufen wirst. Mehr kann ich nicht tun, und wenn du in der Zwischenzeit schlaflose Nächte haben solltest, soll es mir recht sein. Betrachte das als einen Bruchteil des Preises, den wir für dich bezahlen sollen.«
    Vasselis holte tief Luft und entspannte sich. Er lehnte sich auf der Liege an.
    »Mehr konnte ich nicht von dir erwarten, Paul. Danke.«
    »Du hast Glück, dass du es bist«, sagte Jhered. Ein Lächeln spielte um seine Lippen. Er beugte sich vor und fasste Vasselis am Arm. »Unterdessen solltest du dafür sorgen, dass dein Volk nicht schutzlos ist. Du musst auf alles vorbereitet sein.« Dann klatschte er einmal in die Hände, weil er dringend die Stimmung ändern und sein pochendes Herz beruhigen musste.
    »Lass uns jetzt essen. Erzähle mir, wie sich dein Sohn entwickelt. Ich habe von den Meistern der Akademie großartige Berichte über seine Fähigkeiten gehört. Dabei ist er noch so jung. Du musst stolz auf ihn sein.«
    Einen Augenblick lang glaubte er, Vasselis würde in Tränen ausbrechen.

 
15

     
    847. Zyklus Gottes, 34. Tag des Dusasab
    14. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    D ucken!« Der Schneeball traf Arducius mitten ins Gesicht. Er stieß einen erschrockenen Schrei aus, als die eisige Kugel gegen sein erhitztes, gerötetes Gesicht prallte. Dann besann er sich, drehte sich um sich selbst und brach dramatisch im weichen Neuschnee zusammen, der in einer Wolke hochstob.
    »Ja!«, triumphierte Mirron. »Ich wusste gleich, dass wir gewinnen. Ich hab dir gesagt, dass du umfallen würdest.«
    Arducius drückte sich auf die Ellenbogen hoch und sah sich zwischen den Schneebarrikaden um, die er und Gorian im eingefriedeten Garten hinter der Villa des Aufstiegs errichtet hatten. Auch Mirron lachte und schlang Ossacer die Arme um den Hals. Sogar er lächelte, was selten genug einmal geschah. Ossacer hatte bereits angekündigt, er hätte sich etwas überlegt, aber das hier war wirklich erstaunlich. Arducius stimmte ein und lachte ebenfalls.
    Er liebte den Dusas. Besonders liebte er frisch gefallenen Schnee. Es war, als wäre nur für ihn das ganze Land mit Daunen bedeckt worden. Er konnte laufen, hinfallen und spielen wie alle anderen, ohne sich wehzutun oder Angst haben zu müssen, er könne sich seine spröden Knochen brechen. Wenn der Dusas kam und das Land kalt wurde, fühlte er sich stark. So, wie Gorian sich das ganze Jahr über fühlte. Im Dusas konnte er sich mit den anderen messen.
    »Warum hast du dich nicht geduckt?«, fragte Gorian mürrisch und unglücklich.
    Arducius sah sich um. Eine vertraute, aber unbestimmte Furcht ergriff von ihm Besitz, und sein Lachen erstarb. Gorian starrte auf ihn herab, den Schneeball noch in der behandschuhten Hand, und war bereit, ihn nach den anderen zu werfen. Das war jetzt allerdings sinnlos, denn sie hatten das Spiel verloren. Gorian hasste es zu verlieren. Sogar eine Schneeballschlacht ging er mit dem gleichen Ernst an wie seine Studien des Aufstiegs.
    Arducius war manchmal nicht sicher, ob er Gorian verachten oder bewundern sollte. Meistens hatte er nur den Wunsch, der Junge, den er so gern zum Freund gehabt hätte, würde ab und zu einmal das Leben genießen und nicht alles so ernst betrachten, als sei es ein Kampf auf Leben und Tod. Doch Gorian gab sich unnahbar. Nur Mirron konnte ihn ab und zu erreichen. Der Grund war offensichtlich. Sie hatte ihn schon immer gemocht und seine Nähe gesucht, und darauf reagierte er entgegenkommend. Arducius nahm an, die Aufmerksamkeit schmeichelte ihm.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er mich treffen würde.«
    »Ich sagte dir doch, du sollst dich ducken.« Gorian zuckte mit den Achseln. »Ich habe es kommen sehen, und du hast nicht einmal hingeschaut.«
    Arducius stand auf und klopfte sich den Schnee vom Mantel. Mirron und Ossacer kamen zu ihnen.
    »Macht doch nichts«, sagte er. »Es war nur ein Spiel.«
    »Wir haben verloren«, erwiderte Gorian. »Das hätte nicht sein müssen.«
    »Was glaubst du, was Ossacer herausgefunden hat?«, fragte Arducius, der dringend das Thema wechseln wollte. Gorian schien verärgert, aber kaum dass er den anderen Jungen erwähnt hatte, veränderte sich Gorians Miene.
    »Das frage ich mich auch.«
    Die Niederlage war vergessen, und er richtete seine Aufmerksamkeit auf Ossacer, der eine Hand leicht auf Mirrons Hand gelegt hatte, während sie langsam über den weißen Teppich wanderten. Droben hingen dunkelgraue Wolken, unter denen der

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