Die Kinder von Estorea 01 - Das verlorene Reich
Überlieferung des Aufstiegs verbunden und war das Zentrum des Protests und der Demonstrationen gegen die Herrschaft des Ordens, als der Glaube an den Aufstieg für ungesetzlich erklärt wurde.«
»Ich habe im Geschichtsunterricht nicht geschlafen«, erwiderte Jhered. »All das ist lange her. Es hat keine Bedeutung mehr.«
»Aber natürlich hat es eine Bedeutung«, gab Vasselis etwas heftiger zurück. »Es hat Spuren im Herzen jedes Menschen hinterlassen, der in Caraduk zur Welt kommt. Wir achten und verehren den Orden, wenngleich nicht immer seine Vertreter und seine Methoden. Wir glauben an die Heiligkeit Gottes und der Advokatin. Aber ob alt oder nicht, der Glaube stirbt nicht einfach nur deshalb, weil er unterdrückt wird.«
Jhered schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung, dass du solche Gedanken in dir nährst.«
»Oh Paul, ich wollte dich schon so viele Male ins Vertrauen ziehen. Dich und die Advokatin. Alle, die hinter uns stehen sollten. Aber ein einziges falsches Wort, und …«
»Der Orden«, sagte Jhered, worauf Vasselis nickte und die Finger spreizte. »Warum also jetzt?«
»Weil diese vier vorher nur ihr Potenzial gezeigt haben. Jetzt aber sind sie erwacht, sie sind wahre Aufgestiegene. Sie können die Elemente manipulieren. Früher oder später wird es bekannt werden, und wenn das geschieht, brauche ich auf meiner Seite alle Kräfte, die ich nur aufbieten kann, um zu verhindern, was der Orden zu tun versuchen wird.«
Jhered seufzte. Vasselis war ihm so vernünftig vorgekommen. »Damit hast du dich an Herine gewandt, die lebende Verkörperung Gottes auf der Erde, und sie um Unterstützung gebeten? Arvan, was erwartest du nun von mir oder Herine, nachdem du es uns erzählt hast?«
»Einfach nur, dass ihr ohne Vorurteile darüber nachdenkt. Vertraut mir und glaubt mir, dass es gut und nicht böse ist.«
»Das widerspricht allem, was ich je gelernt habe«, fauchte Jhered. Er konnte nicht anders als ein wenig die Stimme erheben.
Vasselis hob beschwichtigend die Hände. »Ich weiß, ich weiß. Schlafe darüber und rede mit der Advokatin. Was ihr auch entscheidet, ich werde mich fügen und mich euch ausliefern, wenn ihr es verlangt. Aber trefft keine voreilige Entscheidung, die nur auf den von der Ordensdoktrin verbreiteten Ängsten beruht.«
»Du meinst, ich soll der Kanzlerin nicht verraten, was du mir erzählt hast.«
»Das versteht sich von selbst, Paul, oder nicht? Eine Andeutung, und wir sind verloren, bevor wir überhaupt begonnen haben.«
»Wir?« Jhered hob drohend einen Zeigefinger. »Ich kann dir nicht folgen, Marschall Vasselis.«
Jhered knurrte. Er war völlig verwirrt. Sein Glaube befahl ihm, Vasselis anzuzeigen, aber der Soldat in ihm wusste, dass der Marschall eine Achtung verdiente, die er vom Hof der Kanzlerin, die ihre Art von Gerechtigkeit üben würde, nicht erwarten konnte.
»Komm nach Caraduk«, drängte Vasselis ihn. »Dein Besuch ist sowieso schon lange überfällig. Sieh dich selbst um, ehe du entscheidest, ob ich auf der Seite der Zukunft oder jener der Zerstörung stehe.«
»Das kann ich nicht, Arvan«, erwiderte Jhered. »Falls es in den letzten beiden Tagen deiner Aufmerksamkeit entgangen ist: Wir haben an unseren Grenzen mit Tsard erhebliche Probleme, und die Advokatin bittet mich, den restlichen Dusas dort zu verbringen. Ich nehme an, du erwartest von mir, dass ich mein Wissen für mich behalte?«
Vasselis spreizte die Finger. »So hast du Zeit zum Nachdenken.«
Jhered schüttelte den Kopf. Er wurde zornig. »Du hast mich in eine missliche Lage gebracht. Ich begehe schon ein Verbrechen, für das ich neben dir auf den Scheiterhaufen gestellt werden könnte, indem ich dich nicht melde.« Er hielt inne, als ihm klar wurde, dass Vasselis genau wusste, was er getan hatte. »Aber du hast sicherlich geglaubt, dir bliebe nichts anderes übrig, und ich respektiere dich und deine Gefühle.
Jeden anderen Mann würde ich auf der Stelle festnehmen lassen, wie es meine Pflicht gebietet … verdammt, so etwas können weder die Advokatin noch die Konkordanz gebrauchen. Innere Kämpfe bei den engsten Verbündeten wären viel zu gefährlich, und wir dürfen der Kanzlerin keinen Grund geben, mit Repressionen zu reagieren.«
Wieder seufzte er. »Ich werde jetzt Folgendes tun. Bevor ich nach Gestern zurückkehre, will ich noch einmal mit der Advokatin sprechen. Wir werden uns überlegen, wie wir vorgehen wollen, und ich werde dich dann unterrichten. Deshalb schlage ich vor,
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