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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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erwachsen sind? Sieh dir nur Gorian an. Ich habe Angst vor dem, was er tun könnte. Vielleicht entwickeln sie sich alle wie er und glauben, niemand dürfte ihnen Vorschriften mache. Sie sind erst vierzehn und können jetzt schon Hügel zum Einsturz bringen und Orkane heraufbeschwören. Entschuldige, ich rede dummes Zeug, aber du verstehst sicher, was ich sagen will.«
    »Ich verstehe es mehr als jeder andere. Wir haben keinen Bezugsrahmen für sie, für das, was sie sind und werden können. Die Widersprüche zu den Schriften und zum Glauben an den Allwissenden sind offensichtlich. Wir können sie nur anleiten und beten, dass sie ihre Fähigkeiten zum Guten und für uns alle nutzen. Aber auch wenn sie so mächtig sind, sie sind nur Menschen aus Fleisch und Blut. Verwechsele ihre Kräfte nicht mit Unsterblichkeit.«
    »Das ist ein tröstlicher Gedanke«, meinte Roberto. »Allerdings verstehe ich immer noch nicht, warum du dich entschlossen hast, Gorian laufen zu lassen. Du sagtest selbst, er müsste verbrannt werden. Stattdessen wurde er nicht einmal bestraft. Das sieht beinahe aus, als hättet ihr ihm verziehen.«
    »Da irrst du dich«, sagte Jhered. »Zwischen den vier Kindern besteht eine Verbindung, die tiefer reicht als Liebe. Sie haben seit ihrer Geburt nur wenige Stunden getrennt voneinander verbracht. Sprich mit Arducius. Er wird dir erklären können, was sie wirklich getan haben.«
    Roberto war nicht sicher, ob das seine Meinung ändern konnte. Der Junge lebte vermutlich noch und stellte deshalb eine Gefahr dar. Den Rest des Weges zum gesternischen Hauptquartier ritten sie schweigend. Auf der Straße drängten sich Verletzte und Verirrte. Erschöpfte und verängstigte Soldaten und Bürger blickten ihnen nach. Schmutz und Verzweiflung waren trotz des Sieges und der laut durch die Nacht hallenden Gesänge überall zu sehen. Robertos Eingreifen war ein Glücksfall gewesen, und jetzt dämmerte den Menschen, wie knapp sie davongekommen waren.
    Das Hauptquartier befand sich in einem kleinen Dorf, das zwischen den Zelten, Pferchen und provisorischen Holzbauten jedoch kaum noch zu erkennen war. Wächter empfingen sie und wiesen ihnen den Weg zur winzigen Basilika, die das ebenso kleine Forum überragte. Drinnen wurde das zugige Gebäude von offenen Feuern gewärmt und von Laternen und Kohlenpfannen beleuchtet. Außerdem wartete eine angenehme Überraschung auf sie.
    »Marschallin Mardov.« Roberto umarmte sie und küsste sie auf die Stirn, aber das Lächeln gefror auf seinen Lippen. »Du bist doch sicher nicht eigens gekommen, um an den Siegesfeiern teilzunehmen, oder?«
    Mardov schüttelte den Kopf und wandte sich an Jhered. »Nun, Paul, anscheinend hattest du doch recht.«
    »Ich habe meine lichten Augenblicke«, erwiderte Jhered. »Was ist denn los?«
    Mardov war so müde wie alle anderen. Sie führte ihre Gäste zu einem Tisch, auf dem eine Karte von Gestern und des Tirronischen Meeres befestigt war.
    Verschiedene Pfeile und Formen waren dort eingezeichnet. An der Westküste und in der Nähe von Kester drängten sich die Symbole, was Roberto überhaupt nicht gefiel.
    »Wir haben hier einen erstaunlichen Sieg errungen«, sagte Mardov, »der jedoch das Unausweichliche nur hinauszögert.«
    Roberto hatte das Gefühl, jemand hätte ihm eine Ohrfeige verpasst. »Das kann doch nicht sein, Katrin. Dieser Sieg hat uns seit dem Beginn des Solasab die erste echte Hoffnung geschenkt. Wir haben dreißigtausend Feinde ausgeschaltet, und du siehst doch die Moral meiner Truppe.«
    »Außerdem haben wir die Aufgestiegenen«, fügte Jhered hinzu. »Unterschätze nicht ihren Einfluss, nachdem sie sich jetzt bewährt haben.«
    »Selbst wenn, spielt dies keine große Rolle. Niemand, Roberto, du nicht und sie nicht, kann an zwei Orten zugleich sein.« Katrin deutete auf die Landkarte. »Die Tsardonier haben vor acht Tagen die Grenzverteidigung im Osten überrannt. Wir konnten von hier aus keine Verstärkung schicken. Wir konnten allerdings ihren Weg verfolgen und wissen, dass sie auf den Straßen rasch vorankommen. Niemand kann sie aufhalten, Roberto. Zehntausend oder mehr sind es, und ich glaube, es ist die Truppe, die Jorganesh vernichtet hat.«
    »Wollen sie zur Küste?«, fragte Jhered.
    »Nach Portbrial«, bestätigte Mardov. »Sie müssten in spätestens zehn Tagen dort eintreffen.«
    Roberto sah Jhered fragend an, der mit den Achseln zuckte.
    »Dann musst du sie jetzt verfolgen und hoffen, die Verteidigung in Portbrial und

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