Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
eine Angriffstrireme. Gewaltige, schwerfällige Schiffe, gebaut für eine Belagerung.
»Wo ist meine Blockade? Was ist aus meiner Blockade geworden?«
Ausgewichen oder spurlos versenkt. Im Süden war bereits der größte Teil der Verteidigung ausgeschaltet. Über ihm ertönte die Glocke, und die Wächter entrollten die rote Flagge.
»Ocetarus möge uns retten«, murmelte er. »Wie konnten sie uns unbemerkt so nahe kommen?«
»Admiral?«
Er schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu ordnen. »Befehlt den Schiffen auszurücken, Verfahren Eins. Alle Schiffe sollen bemannt und zu Wasser gelassen werden. Öffnet die Seetore. Auch die Ocenii sollen sich beteiligen. Verständigt die Flotte im Norden. Schickt Nachrichten nach Gestern und Estorr. Geht schon, geht.«
Zwei verschwanden sofort, einer blieb, um die Glocke zu läuten. Kortonius starrte die tsardonische Flotte an, die sich ihnen näherte und sich Schiff um Schiff aus dem Nebel schälte. Er konnte den Blick nicht von den Belagerungsgaleeren wenden. Es waren zwei, die schwerfällig in die Bucht einfuhren. Sie konnten die Insel nicht bezwingen. Oder etwa doch?
Vielleicht konnten sie es. Immerhin waren sie den Seetoren schon viel zu nahe gekommen, und wenn sie den Hafen blockieren konnten, ehe die Schiffe in ausreichender Zahl ausgelaufen waren, wäre die Schlacht vorbei, ehe sie richtig begonnen hätte.
Er rief den Wächtern hinterher, sie sollten schneller rennen.
29
848. Zyklus Gottes, 2. Tag des Dusasauf
15. Jahr des wahren Aufstiegs
U nter der Führung von Davarov hatte es in einem Gemetzel geendet. So schrecklich es auch gewesen war, es hatte sich nicht vermeiden lassen. Weder Roberto noch die Gesternier wollten sich mit Tausenden tsardonischen Gefangenen belasten, und er hatte keine Lust, mehr Gegner als unbedingt nötig durch Atreska zu hetzen.
Obwohl es allmählich dunkelte, waren große Teile seiner Kavallerie und der leichten Infanterie noch im Einsatz. Sie scheuchten die letzten noch lebenden Tsardonier nach Osten und hofften, diese würden den einzigen Fluchtweg wählen, den Roberto ihnen noch gelassen hatte, und in ihre Heimat zurückkehren. Davon abgesehen, dass sie nicht mehr kämpften, konnten ein paar Überlebende, die in Tsard Geschichten über Hexerei und Teufel erzählten, der Konkordanz sehr nützlich sein.
Der Rest seines Heeres feierte den Sieg, räumte auf dem Schlachtfeld auf und arbeitete mit den Vertretern des Ordens zusammen, um die estoreanischen Toten der Erde zu übergeben. Dieses Mal würden sie auch die tsardonischen Toten begraben. Roberto wollte nicht zulassen, dass sie so tief im Gebiet der Konkordanz von den Feinden geborgen wurden, und die Gefahr, dass sich durch die Toten Seuchen verbreiteten, war zu groß.
Jhered ritt mit Roberto zum gesternischen Lager, das sich zwei Meilen hinter der Grenzfestung befand, und ließ die Aufgestiegenen bei seiner Truppe. Roberto kicherte, die Erschöpfung war fast vergessen. Jhered drehte sich zu ihm um. Auf seiner Wange prangte ein Schnitt, den er sich zugezogen hatte, als er Mirron beschützt hatte. Im Licht der Laternen, die Robertos Extraordinarii trugen, war die Narbe deutlich zu erkennen.
»Was ist?«, fragte der Schatzkanzler.
»Ich musste nur daran denken, wie sehr sich die Stimmung in der Truppe verändert hat. Vor fünf Tagen hätte jeder von ihnen Ossacer lieber getötet, als sich von ihm helfen zu lassen. Und nun hörte ich kurz vor unserem Aufbruch jemanden darüber klagen, er bekäme nicht die richtige Behandlung, weil der Bursche müde sei und sich ausruhen müsse. Der lüsterne Blick auf Mirron ist dem väterlich-beschützenden Arm gewichen. Keiner will, dass ihr etwas zustößt. Ihre Arbeit mit den tsardonischen Onagern wird so schnell nicht vergessen werden.«
Jhered nickte. »Was ist mit Ellas und den anderen Angehörigen des Ordens?«
Roberto blies die Wangen auf. »Das ist etwas schwieriger. Aber selbst er kann nicht leugnen, wie viele seiner Schäfchen die Aufgestiegenen heute gerettet haben. Er fürchtet sie jedoch immer noch.«
»Was denkst du selbst, General?«
»Ich will ehrlich mit dir sein, Paul. Ich ringe immer noch mit mir. Sobald sie eine Pause bekommen und nachdenken können, wird es meinen Kriegern nicht anders ergehen.« Roberto hatte Mühe, die richtigen Worte zu finden. »Ich erkenne, wie viel Gutes sie bewirken können. Jedenfalls im Augenblick. Ihre Kräfte werden jedoch wachsen, und wer soll sie kontrollieren, wenn sie erst
Weitere Kostenlose Bücher