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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Niemand in Westfallen würde mich verfluchen, weil ich getan habe, was der Vater immer wollte.«
    Jhered stand abrupt auf und wandte sich ab. Ossacer beobachtete seine lebhaften Energien und das Pulsieren in seiner Brust, als er die Reling packte.
    »Wir haben jetzt schon große Schwierigkeiten«, zischte er, ohne sich direkt an Ossacer zu wenden. »Wir müssen zusammenarbeiten. Arducius, du musst es ihm erklären. Er muss es verstehen.«
    »Er wird tun, was er tun muss«, sagte Arducius, und Ossacers Herz wurde warm. »Ich werde jedenfalls seine Entscheidung respektieren. Wenn es wirklich sein muss, werde ich allein arbeiten, und das muss dann reichen.«
    »Sehr prinzipientreu«, fauchte Jhered. »Sehr stark und sehr beeindruckend. Ich bin sicher, Vater Kessian ist dort, wo er verrottet, stolz auf euch. Aber wenn ihr ihm nicht Gesellschaft leisten wollt, würde ich euch empfehlen, eure Meinung zu ändern. Ihr habt ungefähr drei Tage, um zur Vernunft zu kommen.«

 
33

    848. Zyklus Gottes, 17. Tag des Dusasauf
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    G esteris rannte auf dem Wehrgang entlang. Die von den tsardonischen Onagern geschleuderten Steine donnerten gegen die bereits angeschlagene Schutzmauer. Am Vortag hatten die Feinde keinen großen Schaden angerichtet, sondern ihre Katapulte und Bogenschützen eher drohend zur Schau gestellt. Doch als der kalte und graue Tag mit heftigen Schneefällen begonnen hatte, waren die Gesänge endgültig verstummt, und das Gefecht hatte ernstlich begonnen.
    »Haltet eure Positionen. Wagt nicht, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Ihr habt keine Fluchtmöglichkeit mehr.«
    Gesteris beobachtete die Flugbahn der Steine. Die Tsardonier konzentrierten den Beschuss auf einen vierhundert Schritte langen Abschnitt des Walls, in dem auch das Tor lag. Immer wieder prallten Steine mit einem Gewicht von einem oder zwei Talenten gegen die Verschanzung, die seine Legionen errichtet hatten, und gleichzeitig flogen über ihren Köpfen brennende Geschosse vorbei.
    Sie waren nicht gut gezielt, und auch die Reichweite war eher geschätzt als berechnet, aber trotzdem richteten sie hinter ihm am Boden beträchtlichen Schaden an.
    »Ich will eure Gesichter auf dem Wall sehen. Sie sollen wissen, dass jeder, der sich auch nur einen Schritt vorwagt, einen Pfeil ins Auge bekommt. Steht aufrecht, steht an meiner Seite.«
    Trotz der donnernden Einschläge drängten sich auf den Plattformen die Mannschaften an den Winden und zogen die Wurfarme der Onager zurück. Nach wie vor schoss er nur mit den Katapulten, die im Blickfeld der Feinde lagen. Die anderen, die hinter ihm auf dem Boden standen, waren außer Reichweite, und er wollte Reserven haben, um den großen Angriff, der sicherlich kommen würde, zurückzuschlagen.
    Die Tsardonier hatten sich hinter ihren Katapulten versammelt und warteten auf den ersten Durchbruch. Eine Stunde lang hatten die Befestigungen allem standgehalten, was die Feinde auf sie geschleudert hatten. Jetzt aber schlugen die Geschosse dicht und zahlreich ein und hinterließen Spuren. Im Süden hatte die Linie der Verteidiger keine großen Schwierigkeiten, doch der Norden stand unter schwerem Beschuss, der sogar noch stärker wurde. Die Feinde hatten noch weitere Geschütze nach vorn gebracht, um die vermeintlichen Schwachpunkte anzugreifen, und Gesteris hatte seine Reserve einsatzbereit aufgestellt und auf das Unvermeidliche vorbereitet.
    Von links und rechts feuerten seine verbliebenen Katapulte und die schweren Bailisten. Ein Drittel hatte er bereits verloren, aber zwanzig waren noch im Einsatz. Doch die Steine schlugen vor den Feinden ein oder zogen lediglich Furchen zwischen den stehenden feindlichen Katapulten. Bolzen prallten vom Boden ab. Nur ein Stein fand sein Ziel. Er traf einen Onager, zertrümmerte ihn und ließ die Mannschaft davonspringen. Seine Männer jubelten.
    »Stellt den Winkel neu ein«, brüllte er. »Kurbelt schneller. Bis jetzt gebt ihr ihnen nur Munition, die sie gegen uns einsetzen können. Los jetzt, Konkordanz, los!«
    Wieder blickte er zu den Feinden. Jenseits des aufgewühlten Schlamms und der verbrannten Erde, die seine Bürger freigeräumt hatten, kam Bewegung in die Tsardonier. Sie schoben jedes zweite Katapult weiter vor. Gesteris schnippte mit den Fingern, worauf ihm ein Adjutant das Spähglas reichte. Er setzte es ans Auge. Hinter den Katapulten überprüften die Kavalleristen ihre Waffen. Vor ihren Füßen lagen Leitern, Enterhaken und Seile

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