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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Schilden, die sie den Toten abgenommen hatten, bildeten sie einen Wall, hinter dem Gesteris scharfe Klingen blitzen sah. Die Einnehmer griffen die eingedrungenen Tsardonier von der Flanke her an.
    Gesteris erkannte sofort, was Harin beabsichtigte. Die hinteren Reihen hielten die Schilde hoch über die Köpfe, um die feindlichen Pfeile abzuhalten, während sich die Kämpfer auf der linken Seite drehten, um Schritt für Schritt die Lücke zu schließen. Er rief seine Extraordinarii zu sich und schaltete sich wieder in den Gegenangriff ein. Mit seinem Schild bahnte er sich einen Weg durch die wild entschlossenen tsardonischen Infanteristen, um direkt vor einen verängstigten Sarissenträger der Hastati zu treten und einen Angreifer zurückzuschlagen.
    »Verschwinde hier«, rief er über die Schulter zurück. »Zurück in die Reserve und neu formieren. Los.«
    Wieder rückten die Tsardonier vor. Gesteris fing eine Klinge mit der oberen Kante des Schildes ab. Die Schneide fraß sich tief hinein. Gesteris riss den Schild abrupt zurück und zog den Gegner an sich heran. Sein Gladius war schon bereit und durchbohrte den Bauch des Gegners, der gurgelnd zusammenbrach. Im Kreis seiner Leibwächter drängte Gesteris weiter.
    Sie kämpften sich bis ins Zentrum der Phalanx vor. Wieder und wieder stieß Gesteris mit dem Schild zu und trieb die Feinde zurück. Rechts näherten sich unaufhaltsam die Leviumkrieger. Harin war in ihrer Mitte und leitete den Angriff. Vor ihnen wichen die Tsardonier zurück, da sie die dichte Reihe nicht durchbrechen konnten. Nach und nach zog Gesteris die meisten Krieger der Phalanx zurück.
    Dann bemerkte er Harins Blick. Der Appros winkte ihm, ebenfalls zurückzuweichen. Gleich darauf zischten Pfeile der Leviumkrieger durch die Reihen und fällten zahlreiche weitere Feinde. Endlich zogen sich die Tsardonier zurück, doch der Einschlag eines Pfeils erinnerte Gesteris daran, dass er den Schild vor den Körper halten musste. Dieses Mal konnten sie ihre Reihen noch schließen, aber die Tsardonier würden wiederkommen. Sie nahmen keine Rücksicht auf eigene Verluste, und er fürchtete, dass die Katapulte bald wieder feuern würden.
    Es dauerte nicht lange. Bald darauf zerstörten die Geschosse das Tor, und die meisten Leviumkrieger waren zu weit entfernt, um zu helfen.
     
    Als es dunkelte, ließ Roberto die Armee für eine kurze Rast anhalten. Der Schweiß trocknete, und sofort kroch ihnen die Kälte in die Knochen. Einige Soldaten entfachten rasch ein Feuer, und ein paar Glückliche würden ein heißes Getränk bekommen. Für die meisten war es nichts weiter als eine kleine Pause, um die schlimmsten Schmerzen in Schenkeln, Waden und Füßen abklingen zu lassen. Er hatte sich über die Nachricht gefreut, dass Jhered sich Estorr näherte. Die Auseinandersetzungen hier und dort würden fast gleichzeitig ihren Höhepunkt erleben.
    Roberto und seine Befehlshaber wanderten durch die Truppe und sprachen Worte der Ermutigung, um die angeschlagene Moral zu heben und den Leuten neue Kraft zu geben. Die Soldaten redeten kaum miteinander, und das machte ihm mehr Sorgen als alles andere. Offenbar waren sie so erschöpft, dass sie nichts tun konnten, außer herumzusitzen und ins Leere zu starren. Er sah die eingefallenen Wangen und die tief in den Höhlen liegenden Augen und fürchtete besonders um jene, die sich nicht zu setzen wagten, weil sie Angst hatten, anschließend nicht mehr aufstehen zu können. Er wusste, wie sie sich fühlten.
    Alle drehten die Köpfe herum, als sich Hufschläge näherten. Roberto war sicher, schon einmal eine tiefe Stille erlebt zu haben, aber ein Schweigen wie dieses war ihm neu. Es breitete sich im zwei Meilen langen Zug aus wie die Flammen auf einer Öllache. Im Hintergrund hörten sie das ferne Tosen der Schlacht an der Grenze.
    Roberto entfernte sich ein Stück von seiner Truppe und winkte die Reiterin zu sich. Die Frau fiel beinahe aus dem Sattel, das Tier schwitzte stark, hatte Schaum vor dem Maul und zitterte. Er stützte sie, und sie vergaß einen Augenblick seinen Rang und klammerte sich an ihn.
    »Entschuldigung. Es tut mir leid, General.«
    »Schon gut«, sagte Roberto. »Sprich, was ist los?«
    »Sie konnten die Angreifer nicht vom Wall abhalten«, meldete sie keuchend. »Ich bin geritten, so schnell ich konnte. Wir sind noch etwa fünfzehn Meilen entfernt. Mehr ist es nicht. In den Verteidigungsanlagen klaffen zahlreiche Löcher. Der Feind wird auch im Dunkeln weiterkämpfen.

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