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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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unter dem Brustharnisch seine Rüstung durchbohrt, er blutete stark. Zitternd atmete er ein und ließ das Schwert auf die Schulter eines atreskanischen Legionärs niedersausen, der zu den Feinden übergelaufen war. Dann trat er seinem Pferd die Hacken in die Seiten und drängte es weiter nach vorn. Einige Leviumkrieger, die seine Verletzung bemerkt hatten, nahmen ihn in die Mitte.
    Nun ertönten auch noch die Hornsignale, die er gefürchtet hatte, und alle Männer und Frauen in den Linien und Legionen der Konkordanz nahmen den Ruf auf.
    »Rückzug! Rückzug! Zur Palisade! Verteidigt das Hauptlager!«
    Die Leviumkrieger kamen und halfen ihm, doch er wehrte sie ab, sobald sie aus der größten Gefahr heraus waren.
    »Nein, nein. Zum Sammelpunkt. Wir müssen hier heraus und uns hinter die Feinde setzen. Das ist unsere einzige Möglichkeit, den Verteidigern zu helfen. Hinter der Palisade nützen uns die Pferde nicht viel.«
    »Ihr seid verletzt, Herr. Wir müssen Euch in Sicherheit bringen.«
    »Sicherheit? Zeigt mir, wo sie ist, und ich führe uns alle dorthin. Levium, für den Schatzkanzler, für die Konkordanz und für mich. Wir müssen hier heraus, aber zuerst wollen wir den Legionen so viel Zeit verschaffen wie möglich. Wir reiten.«
     
    Gesteris hatte die Leviumkrieger beobachtet und konnte nur noch lautlos »Danke« sagen, als er zur Palisade zurückrannte. Immer wieder setzten die Leviumkrieger den eindringenden Tsardoniern zu. So gewannen die Verteidiger auf ihrer Flucht zum letzten Bollwerk der konkordantischen Verteidigung im Norden ein paar kostbare Schritte.
    Hinter ihnen hielten die Triarii in einer undurchdringlichen Dreierreihe dem Ansturm der Feinde stand. Die anderen konnten sich schnell zurückziehen, was sie vor allem Harins Mut und den Leviumkriegern zu verdanken hatten, die jedes Mal, wenn sie in die feindlichen Reihen vorstießen, in großer Zahl niedergemacht wurden. Kell war bei den Triarii. Was von ihrer Kavallerie noch vorhanden war, weniger als dreißig Reiter, sicherte die Flanken der zurückweichenden Verbände.
    Dutzende oder gar Hunderte von atreskanischen Rebellen verstärkten die tsardonischen Einheiten. Gesteris hatte keine Zeit, sich darüber Sorgen zu machen. Er musste die letzte Verteidigungslinie organisieren und konnte nur hoffen, dass Roberto näher war, als er eigentlich sein konnte. Doch anscheinend hatte sich der Allwissende an diesem Tag von ihnen abgewandt. Gesteris hatte den Wall bis zur Dämmerung halten wollen, um sich, wenn nötig, im Schutz der Dunkelheit zurückzuziehen. Dies hier erinnerte ihn jedoch viel zu sehr an Scintarit. Der einzige Unterschied war, dass er sich hinter einer Palisade verschanzen konnte.
    Zwischen den verlassen oder zerstörten Onagern hindurch mussten sie vierhundert Schritte rennen, um die Sperre zu erreichen. Stolz flatterte die konkordantische Flagge über dem offenen Tor.
    Vierhundert Infanteristen und Ingenieure waren bereits dort drinnen. Sie hatten sich vor dem Lager, den Geschützplattformen und dem Wehrgang aufgestellt. Auf den Türmen standen Bolzenschleudern bereit. Diese Palisade war nicht als Bastion für ein Heer gebaut worden, sondern als letzte Zuflucht.
    Gesteris hielt inne und sah sich um. Im schwindenden Tageslicht ritten die Leviumkrieger ein letztes Mal vorbei, wendeten und griffen die Tsardonier frontal an. Gesteris nickte und wünschte ihnen halblaut alles Gute. Dann gab er den Hornisten ein Zeichen, und die letzte Reihe der Verteidiger drehte sich um und rannte ebenfalls zurück. .
    Seine Leute strömten ins Hauptlager. Über ihm flogen die Geschosse und die Bolzen von Bailisten vorbei. Als Gesteris mit den letzten Legionären die langen Schatten vor dem Torhaus passierte, ließen die Bogenschützen eine vernichtende Salve los. Die Tsardonier wurden langsamer und mussten sich mit erhobenen Schilden schützen.
    Gesteris hatte keine Ahnung, über wie viele Leute er noch verfügte. Er rannte hinein, klatschte mit der flachen Hand auf die Flanke des Pferds, als Kell vorbeiritt, und befahl, die Tore zu schließen, sobald der letzte Bogenschütze wieder drinnen war. Draußen marschierten die Feinde auf. Sie würden ihre Katapulte und Bailisten bald nachführen, denn die paar hundert Leviumkrieger konnten ihren Vorstoß höchstens ein wenig verzögern.
    Hier würde es enden. Hier und im Hafen von Estorr sollte sich das Schicksal der Konkordanz entscheiden. Der erste von Gesteris’ wenigen noch verbliebenen Kämpfern stürzte

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