Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann
Er weiß, dass wir kommen.«
»Stellt sich uns jemand entgegen?«
»Keine größeren Verbände.«
Roberto nickte. »Melde dich bei den Ärzten, steig auf einen Wagen und ruh dich aus. Das hast du gut gemacht.«
»Danke, General.«
Er überließ sie der Obhut einiger Legionäre.
»Also müssen wir kämpfen, bevor wir ruhen dürfen, nicht wahr, General?«
Roberto schürzte die Lippen und nickte. »Ich fürchte, so ist es, Zenturio. Wo ist Davarov? Wo ist mein Schwertmeister?«
»Genau hier, General.« Davarov war bereits nach vorne getrottet.
Roberto musste lächeln. »Bist du denn niemals erschöpft?«
Davarov blieb stehen und legte den beiden nächsten Legionären die Hände auf die Schultern. »Nein, und wenn ich muss, werde ich diese Männer in die Schlacht tragen.«
Darauf jubelten einige Männer in der Nähe. Roberto führte Davarov ein Stück weiter, um ungestört mit ihm reden zu können.
»Wir müssen der ganzen Truppe etwas bekannt geben.« Er strich sich über die Stirn. »Es ist schwierig. Wir müssen schneller laufen, und wir müssen sofort kämpfen, wenn wir eintreffen. Neratharns Verteidigung steht kurz vor dem Zusammenbruch.«
Davarov starrte ihn an. »Schneller? Diese Bürger haben keine Kraft mehr.«
»Sie müssen irgendwo neue Kraft finden. Drei Stunden lang fünf Meilen in der Stunde, und dann die Schlacht. Ich führe sie an. Die Kavallerie bildet die Vorhut, sobald wir in der Nähe sind. Es geht nicht anders, alter Freund. Sonst hätten wir uns all die wunden Stellen und Blasen umsonst zugezogen. Alle Männer und Frauen, die unterwegs gestorben sind, wären umsonst gestorben. Das darf nicht sein.«
»Also gut«, sagte Davarov. »Ich gebe es an die Triarii weiter. Ein letzter Marsch.«
Roberto legte Davarov eine Hand auf die Schulter und nickte. »Ein letzter Marsch. Noch etwas, Davarov. Ich habe dich am Anfang des Marschs falsch eingeschätzt. Das tut mir leid.«
»Nein, General, du hattest recht. Manchmal brauchen auch alte Soldaten neue Augen, um den wahren Weg zu erkennen.«
»Ein kluger Gedanke.«
»Hoffentlich ist die Legion ebenso aufgeschlossen für das, was ich ihr zu sagen habe.«
Mit einem Siegeslied auf den Lippen zogen die Tsardonier durch das Tor. Sie stiegen über Schutt, die Trümmer der Torflügel und die zermalmten und zerfetzten Toten hinweg, darunter viel zu viele konkordantische Kämpfer. Kell beruhigte ihr Pferd, verdrängte die Erinnerung an die rollenden, brennenden Steine, die ihre Verteidigung weggefegt hatten, und gab das Signal zum Angriff. Hinter ihr ertönten weitere Hornsignale, die auch die Leviumkrieger zum Kampf riefen. Ein paar Bogenschützen leiteten den Angriff ein.
Einen Augenblick lang wirkte es. Die Tsardonier hatten sich nicht zu einer ordentlichen Reihe aufgestellt, und die Kavallerie stürmte mitten durch sie hindurch. Jeder Schlag fand sein Ziel. Kell ließ das Schwert niedersausen und spaltete den Helm eines Gegners von hinten, riss die Klinge wieder hoch und traf die Brust eines zweiten Feindes. Wieder zog sie das Schwert zurück und schlug dem dritten Gegner den Knauf auf den Kopf. Ihre Kavallerie war an ihrer Seite und verscheuchte die Tsardonier.
Doch vor dem Tor drängten sich die Feinde in großer Zahl. Der kurze Angriff geriet ins Stocken, und obwohl die Leviumkrieger links und rechts vorstießen, um die Gegner weiter zurückzutreiben, blieben sie im Gewirr von Pferden und Stahl stecken. Kell wendete und zog sich zurück, die Kavallerie verstand das Manöver und versuchte ihr zu folgen. Sofort waren die Tsardonier wieder da, und nun gab es nicht mehr genügend konkordantische Infanterie, um sie aufzuhalten.
Zu beiden Seiten sah sie sich von Feinden umzingelt. Sie hackte nach links und rechts und hielt sie auf Abstand, während sie sich durchs Tor zurückkämpfte, um ihre Leute für einen weiteren Angriff zu sammeln. Doch die Gegner überrannten die Reiter. Die Tsardonier hieben gleichermaßen auf die Beine von Tieren und Menschen ein und machten sie nieder. Frustriert stieß Kell einen Schrei aus und suchte einen Zenturio.
»Schick deinen Manipel dort hinaus. Wir brauchen Fußsoldaten, sonst sind wir erledigt. Geh schon, ich unterstütze dich.«
Der Zenturio nickte und führte seine nervösen Hastati nach vorn. Fliehende Reiter strömten um sie herum und versuchten, sich für einen weiteren Angriff zu sammeln oder aus größerer Entfernung ihre Bogen einzusetzen. Kell zog ihr Pferd herum und entdeckte eine einsame
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