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Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann

Titel: Die Kinder von Estorea 02 - Der magische Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sein Herz zu packen. »Und wo ist meine Familie?«
    »Die Zeit«, sagte Gorsal. »Die Zeit wird alles richten.«
    Jesson starrte sie böse an. »Das reicht mir nicht.«
    Er ging die Treppe hinunter zum Forum, auf dem es nach Schweiß und Alkohol stank. Die Bürger waren inzwischen kaum mehr als Diener, und von florierendem Handel konnte nicht mehr die Rede sein. Wenn die Nahrungsmittel erschöpft waren, würde man sie wieder im Stich lassen.
    Jesson hatte der Fahnenflucht nur zugestimmt, weil man ihm versichert hatte, seine Frau und sein Sohn würden zu ihm zurückkehren. Das war vor beinahe sechzig Tagen gewesen. Bisher waren noch keine Verschleppten in die Häuser zurückgekehrt, aus denen man sie vor sechs Jahren geholt hatte.
    Der tsardonische Kommandant trank mit seinen Männern in der Schenke an der Ecke. Er war ein überheblicher Mann. Überheblich dank seiner Autorität und gleichgültig gegenüber dem, was sich in der Stadt zusammenbraute. Jesson konnte es spüren. Da er den atreskanischen Dialekt kaum beherrschte, war er gezwungen, stockend in einer Sprache des Grenzlands zu sprechen, die seit langer Zeit niemand mehr benutzt hatte.
    Jesson schob sich durch die tsardonischen Krieger und nahm sich vor, nicht den Mut zu verlieren. Sie achteten sowieso nicht auf ihn, schließlich stellte er keine Gefahr dar. Der tsardonische Kommandant, ein Sentor namens Hareshin, schaute mit leicht geröteten Augen auf, als Jesson sich ihm näherte. Noch Stunden bis zur Abenddämmerung, und doch war dieser Mann schon betrunken. Jesson fürchtete die Dunkelheit.
    »Willst du mir was anbieten?«, fragte er und richtete sich ein wenig auf. »Ein paar Dankesworte oder ein Gebet an unsere Götter?«
    Sofort standen sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
    »Nein«, erwiderte Jesson. »Ich wollte dich bitten zu beweisen, dass du wirklich mein Verbündeter bist.«
    »Beweisen?« Der Sentor lächelte und hob seinen Becher. »Die Tatsache, dass wir hier sind, ist Beweis genug. Die Tatsache, dass die Konkordanz von hier und bald vom ganzen Rest der Welt vertrieben wird, ist ein stärkerer Beweis, als du ihn jemals brauchen wirst. Geh weg. Oder, noch besser, hol mir einen neuen Becher. Dieser Wein ist warm.«
    Er kippte eine Lache auf den Tisch und schüttete den Rest betont aufreizend weg.
    »Deine Überfallkommandos haben mir die Frau und den Sohn weggenommen.« Endlich fand Jesson nach all der Verzweiflung den Mut, die Worte auszusprechen. »Beweise, dass du besser bist als die Konkordanz. Suche sie für mich.«
    Hareshin lachte ihm ins Gesicht. »Ach was. Wann wurden sie mitgenommen?«
    »Vor sechs Jahren. Sentor Rensaark hat sie genommen.«
    »Vor sechs Jahren?« Hareshin sah sich zu seinen Männern um, die in sein Lachen einstimmten. »Hat dir die Konkordanz nicht nur das Land, sondern auch den Verstand geraubt? Sie sind für dich verloren. Verkauft.« Sein Lächeln wurde höhnisch. »Dein Sohn ist ein Sklave, falls er nicht schon tot ist. Und deine Frau … Stell dir nur vor, sie stöhnt unter dem Mann, den sie jetzt anbetet, während er in ihren willigen Körper stößt. Der Mann, dessen Same ihren Bauch anschwellen lässt. Der Mann, der nicht zulassen wird, dass jemand anders sie nimmt. Ein tsardonischer Mann.«
    Jesson starrte ihn an. Sein Zorn brannte in ihm, aber er ließ sich nichts anmerken.
    »Sie ist glücklich.« Hareshin lehnte sich zurück. »Also lass es damit gut sein.«
    »Nein, es ist nicht gut«, sagte Han Jesson leise. »Es ist überhaupt nicht gut.«

 
11

    848. Zyklus Gottes, 8. Tag des Solasab
    15. Jahr des wahren Aufstiegs
     
    J organesh trieb sein verängstigtes Pferd an der langen Marschkolonne seiner Armee entlang und brüllte, seine Leute sollten Ordnung halten. Ob es im Sperrfeuer der Feinde und in der Panik etwas nützte, war zweifelhaft, aber er musste es wenigstens versuchen.
    »Schilde über den Kopf. Richtet am Hang die Verteidigung ein. Ich will Sarissen und Wälle aus Stahl und Holz sehen. Zeigt ihnen das Wappen der Konkordanz!«
    Der Feuerregen war erbarmungslos. Von hoch droben, von den mit Bäumen bestandenen Hängen der Lubjekschlucht, prasselten Brandpfeile und Steine auf sie herab. Drunten saß die hilflose Armee der Konkordanz in der Falle. Die Luft war heiß, überall schrien Männer, Frauen und Pferde. Rauch erfüllte den schmalen Hohlweg am Fuß des Abhangs und wehte zu den Bäumen hoch, hinter denen sich die Tsardonier leicht verstecken konnten.
    Geschosse von Onagern stürzten

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