Die Kinderbibel - Das Alte Testament (German Edition)
können, wenn sie nur ihr Werk vollenden würden. Gott betrachtete ihr Tun, und es machte ihm keine Freude, denn die Menschen dachten nur noch an ihr Werk und hatten keinen Gedanken mehr für ihn übrig.
So entschloss sich Gott, den Übermut der Menschen zu bremsen. Deshalb geschah Folgendes: Eines Morgens sammelten sich die vielen Menschen vor dem Turmbau, um wieder an die Arbeit zu gehen. Doch plötzlich mussten sie feststellen, dass sie nicht mehr miteinander sprechen konnten – sie verstanden die Sprache des anderen nicht mehr. In heilloser Verwirrung stürzten sie davon, denn es war unmöglich, Anweisungen zu geben oder die notwendigen Arbeiten am Turm zu besprechen. Also wurde der Turmbau aufgegeben, die Baustelle sich selbst überlassen. Nach der ersten Aufregung fanden sich dann doch noch einige kleine Gruppen zusammen, die sich untereinander verständigen konnten. Diese Menschen gingen schließlich gemeinsam fort, um woanders zu leben.
Gottes Vorhaben hatte sich erfüllt: Die Menschen waren in alle Winde verstreut, verschiedene Sprachen hatten sich gebildet, aber niemand war körperlich zu Schaden gekommen. Der Ort mit dem unvollendeten Turm erhielt den Namen »Babel« – das kommt aus dem Hebräischen und bedeutet auf Deutsch »Verwirrung«.
Abrahams Reise
In der Stadt Ur, im Zweistromland, lebte ein Mann namens Abraham. Im Gegensatz zu seinen Mitbürgern war er ein Gläubiger; meist saß er am Abend auf dem flachen Dach s eines Hauses, betrachtete die Sterne und betete. Eines Nachts sprach Gott zu ihm: »Ich möchte, dass du eine Reise in ein fremdes Land machst, Abraham; den Weg will ich dir weisen. Dafür werde ich dich und deine Familie segnen und immer mit dir sein. Du wirst der Begründer eines großen Volkes werden.« Abraham war zunächst ein wenig verwirrt. Eine Reise machen und alles verlassen, was er bisher aufgebaut hatte? Für ein Ziel, das er nicht einmal kannte? Doch sein Gottvertrauen siegte schnell über die Zweifel, und er begann mit den Reisevorbereitungen. Neben seiner Frau Sarah und seinem Neffen Lot sollten auch alle Diener mitgehen, außerdem Schafe und Ziegen.
Nach kurzer Zeit ging die Reise los; Abraham führte die Gruppe an, obwohl er gar nicht wusste, wo es hingehen sollte. Seine Anweisungen erhielt er von Gott. Am Tag wurde marschiert, mit nur wenigen Pausen, nachts schlief man in Zelten. Als sie das Land Kanaan erreichten, sprach Gott zu Abraham: »Siehe, dieses schöne Land werde ich dir und deinen Kindern eines Tages zum Geschenk machen.«
In diesem Gebiet, ausgehend vom Urstromtal, unternahm Abraham
seine ausgedehnte Reise. Sie führte ihn bis nach Ägypten.
Dies verwunderte Abraham etwas, denn Sarah und er hatten noch gar keine Kinder; aber wieder siegte sein Vertrauen in Gott, und er errichtete einen Altar, um Gott mit Opfergaben zu danken. Leider herrschte in Kanaan gerade eine Hungersnot, und Abraham musste mit den Seinen weiterziehen; das Ziel war Ägypten. Abraham hatte schon einiges über Ägypten gehört und darum sorgte er sich ein wenig. Er nahm seine Frau Sarah beiseite und sagte: »Wenn die Ägypter sehen, wie schön du bist, werden sie dich dem Pharao zur Frau geben wollen und mich umbringen, damit ich nicht im Weg bin. Deshalb wollen wir sagen, dass du meine Schwester bist.« So ganz gelogen war das ja auch nicht, denn Sarah war tatsächlich Abrahams Halbschwester.
Als sie in Ägypten ankamen, geschah alles so, wie Abraham es vorausgeahnt hatte; der Pharao begehrte Sarah zur Frau und überhäufte Abraham mit Geschenken, um ihn günstig zu stimmen. Gott aber war mit Abrahams List überhaupt nicht einverstanden; er sorgte dafür, dass sich Krankheiten ausbreiteten, die auch den Pharao befielen. Der ließ Abraham holen, weil er ahnte, dass die Fremden die Ursache sein könnten. Abraham blieb nichts anderes übrig, als seine List zu gestehen, obwohl er große Angst vor einer Strafe hatte.
Aber der Pharao erwies sich als großzügig und schickte Abraham und die Seinen nur außer Landes; sogar die Geschenke durfte Abraham behalten, sodass er als wohlhabender Mann Ägypten verließ.
Abrahams Sohn
Eines Tages sah Abraham, wie drei Männer auf sein Zelt zukamen. Sofort sprang er auf, bot den Fremden einen Platz im Schatten der Bäume an und lud sie zum Essen ein. Während des ausgiebigen Mahls sagte einer der Männer zu Abraham: »Ich werde wiederkommen, bevor ein Jahr um ist; dann werdet ihr einen Sohn haben.« Sarah, die im Zelt versteckt gelauscht
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