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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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auf der Welt. Wieso willst du noch mehr davon?»
    Warum war dieses alte Weib so ablehnend, fragte sich Grit. Valthin hatte doch gesagt, dass sie für den rechten Preis jeden geforderten Trank herstellte. Wahrscheinlich wollte sie nur den Preis treiben.
    «Geld ist kein Problem», antwortete sie und zeigte ein Säckchen her. Sie schüttelte es, das Geklimper ließ viele Münzen erahnen.
    «Steck dein Geld zurück», erwiderte Babette enttäuscht, «ich will es nicht. Genauso wenig wie ich dir helfen will, einen Menschen ins Unglück zu stoßen.»
    Dann wandte sie sich wieder den Kindern zu. Doch Grit ließ nicht locker. «Wenn Ihr nicht an Geld interessiert seid, sagt mir, was wollt Ihr sonst? Ich werde es beschaffen.»
    «Tu mir einen Gefallen: Lass ab von deinem törichten Vorhaben. Wer Wind sät, wird Sturm ernten. So steht es schon in der Bibel.»
    «Hosea. Kapitel 8, Vers 7», fügte eine Kinderstimme hinzu.
    Babette kannte diese Stimme gut. Sie hörte besser, als sie mit dem einen Auge sehen konnte. Wo versteckte sich ihr Lieblingskind?
    Schließlich stellte sie den Korb beiseite und breitete die Arme aus. «Kathi, ich habe dich schon überall gesucht.»
    Kathi freute sich auch, die gute alte Amme zu sehen. Die beiden herzten sich, als seien sie Mutter und Tochter.
    «Ich habe dich vermisst», sagte Kathi stockend.
    Babette löste die Umarmung. Sie spürte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. «Was bereitet dir Sorgen?»
    Eigentlich wollte Kathi nichts von dem erzählen, was sie soeben vor der Kanzlei hatte mit ansehen müssen. Aber es war so schrecklich gewesen, und sie konnte Trost gebrauchen.
    «Ich wünschte, ich wäre wieder bei dir in der Waldhütte. Hier in der Stadt ist so vieles anders.»
    Babette streichelte ihr die Wange. «Diese Stadt ist kein Ort, an dem ein Kind aufwachsen sollte. Ich werde mit deiner Mutter sprechen.»
    Mittlerweile forderten zwei weitere Zöglinge ihr Anrecht auf eine Umarmung ein.
    «Geh weg», protestierte Barbara, «wir sind auch noch da.»
    Sie zwängte sich mit Otto in die Arme Babettes.
    «Nicht so stürmisch», sagte die, «ihr werft eure alte Amme ja gleich zu Boden.»
    Davon war nicht auszugehen. Babette konnte sich keinen Zentimeter bewegen, so fest umklammerten ihre Ziehkinder sie.
    Überrascht beobachtete Grit diese Vertrautheit. «Sagt mir, was verlangt Ihr, wenn Euch Geld nicht interessiert?»
    Babette blickte auf. «Lass gut sein. Ich werde dir bei dieser unseligen Angelegenheit nicht helfen.»
    «Aber Ihr könntet diesen Trank herstellen», versicherte sich Grit, «wenn Ihr nur wolltet?»
    Trotzig meldete sich Kathi zu Wort. Niemand durfte an Babette zweifeln, auch dieses fremde Mädchen nicht. «Sie kann alle Tränke der Welt herstellen. In ihrem Wald wachsen Kräuter gegen jede Krankheit.»
    «Ach, was weißt du schon», erwiderte Grit. Sie würde sich von einer vorlauten Göre nicht belehren lassen.
    «Jetzt tu nicht so, als wärst du schon erwachsen. Ich wette, du bist gerade mal ein Jahr älter als ich.»
    In jedem anderen Fall hätte Grit dieser Kleinen Manieren beigebracht, aber im Augenblick war das Wohlwollen der Alten wichtiger. Also beherrschte sie sich.
    «Beruhige dich. Ich glaube ja, dass die Amme jeden Trank brauen kann.» Sie wandte sich erneut an Babette. «Aber leider erfüllt sie nicht jeden Wunsch. Selbst wenn ich ihr ein Säckchen Geld dafür verspreche.»
    Sie hob es hoch und ließ es wie ein Pendel vor den Augen der Kinder baumeln.
    «So ist es», bestätigte Babette und bückte sich nach ihrem Korb. Sie hatte für die Kinder eigens einen Topf leckeres Pflaumenmus gekocht und frisches Brot gebacken. Doch Babette ahnte nicht, wie das Leben in der Stadt die Kinder verändert hatte.
    Barbara und Otto wussten genau, was man sich für ein Säckchen Geld alles kaufen konnte. Das würde für viel Brot, Käse und Milch reichen, damit würden sie lange nicht mehr hungern müssen.
    «Du meinst», fragte Barbara, «du würdest für den Trank all das Geld ausgeben?»
    Grit nickte.
    Barbara flüsterte Kathi etwas ins Ohr. Doch die verneinte vehement. «Wenn Babette das nicht machen will, dann mache ich das auch nicht.»
    «Denk doch mal an uns», erwiderte Otto und legte die Hände um beide Hüften. Er konnte sie fast umschließen, so dünn war er geworden.
    Grit, die den Wortwechsel aufmerksam verfolgte, konnte sich keinen rechten Reim darauf machen. Wieso redeten sie so auf die Kleine ein? Sie sollten lieber die Alte umstimmen.
    «Nein, das mache

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