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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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«und wenn sie nicht aufpassen, befinden sie sich morgen auf dem Scheiterhaufen.»
    Beifälliges Gelächter ergoss sich über den armen Kerl.
    «Und da ist ein großer schwarzer Rabe, der ihr zu Diensten ist.»
    «Wenn er genauso unvorsichtig ist wie diese Gans hier, dann haben wir nichts zu befürchten.»
    Nun stimmten auch die Gäste an den anderen Tischen in den Spott mit ein.
    «Als einer der Unsrigen das Weib überprüfen wollte, wurde er von einer Horde Kinder angegriffen und verletzt», fuhr der Stadtknecht fort.
    «Na, dann ist’s bald aus mit unserem schönen Frankenland, wenn sich ein Stadtknecht nicht mehr vor einem Kind schützen kann.»
    Weigand lachte über seine Bemerkung am lautesten, und die Übrigen standen ihm darin nicht nach. Nur Dürr war nicht nach Spaßen zumute. Er legte das Besteck beiseite, säuberte sich den Mund und sprach mit dünner, fast lautloser Stimme.
    «Dieses alte Weib, von dem du berichtest, sag, wie sieht es aus?»
    Der Stadtknecht wurde nervös. Wenn der gefürchtete Doktor Dürr ihn direkt ansprach, war Vorsicht geboten.
    «Sie geht gebeugt und hat ein schrumpeliges Gesicht. Ein Auge hält sie geschlossen.»
    «Führt sie denn etwas mit sich? Einen Beutel … oder gar einen Korb?»
    «Ja, einen Korb», antwortete er.
    «Was befindet sich darin?»
    «Allerlei Kräuter und Töpfe.»
    Dürr erhob sich. «Du sagtest, Kinder waren auch in ihrer Nähe?»
    «O ja, Herr, eine ganze Horde wild gewordener Bengel, die sie mit Händen und Füßen verteidigten. Einer hat gar ein Messer gezogen und auf einen der Unsrigen eingestochen.»
    Dürr ging auf ihn zu. «Ihr habt also ein altes, gebeugtes Weib gefangen genommen, das in einem Korb geheimnisvolle Kräuter mit sich führt und von einer Horde Kinder beschützt wird. Hinzu kommt ein Rabe, ein großer schwarzer, wie du sagst, der mit der Alten bestens vertraut ist.»
    Der Stadtknecht nickte. Besser hätte er es nicht zusammenfassen können. Doch eine Information fehlte noch. «Es handelt sich wahrscheinlich um denselben Raben und dasselbe Mädchen, das gestern von Fischer Reinbrecht beobachtet wurde.»
    «Von welchem Mädchen und welchem Fischer sprichst du?»
    Der Stadtknecht berichtete, was ihm gestern ein Fischer zugetragen hatte.
    «Dieses Mädchen, das bei Meister Grein in der Apotheke arbeitet, und der verrückte Hans haben mit einem Raben seltsame Dinge getan. Es heißt, sie sprächen mit ihm und er mit ihnen. Außerdem haben sie ihn mit einer Schmier behandelt. Die hat dem Raben so gutgetan, dass er grässlich zu jubilieren begann. Daraufhin öffneten sich die Wolken und bescherten uns den fürchterlichsten Regen seit Tagen.»
    «Wie kommst du darauf, dass es sich um denselben Raben handelt?»
    «Er trägt einen Verband am Bein.»
    «Und wie verhält es sich mit dem Mädchen?»
    «Sie treibt sich jeden Tag bei den Booten herum und verkauft den Fischern seltsame Sachen, die sie in der Apotheke selbst hergestellt haben will.»
    «Wessen Kind ist sie?»
    «Sie ist die Tochter des Kuriers Heinrich.»
    «Der mit dem Geld unseres Bischofs verschwunden ist?»
    «Ja, Herr.»
    Die Geschichte wurde immer mysteriöser. Da war also ein altes Weib mit einem Korb voller Kräuter und Töpfe, dann ein verletzter Rabe, der Unwetter machen konnte, und schließlich ein Mädchen, das in der Apotheke arbeitete.
    Vögel, altes Weib, Kind – hatte er so einen Sachverhalt nicht erst vor kurzem gehabt? Die unselige kleine Johanna hatte genau davon gesprochen – von der alten Holle, der die Vögel zu Diensten waren und die Kinder folgten.
    Und nun begegnete er ihm erneut. Die Hoffnung, mit Johanna auch den Dämon getötet zu haben, der sie befallen hatte, schwand. Unbehagen erfasste ihn.
    Was wäre, fragte er sich, wenn der Dämon den Körper Johannas erst auf dem Scheiterhaufen verlassen hätte, als die Flammen ihm entgegenschlugen?
     
    Babette, Kathi und ihre Freunde warteten im Grünenbaum, dem Rathaus, auf das Eintreffen des Schultheißen. Er würde entscheiden, was weiter mit ihnen geschah. Zwei Stadtknechte bewachten sie. Der dritte, den Otto mit dem Nagel ins Bein gestochen hatte, hockte mit blutverschmierter Hose auf einer Bank und haderte mit seinem Schicksal. Wenn bekannt wurde, dass ein Kind einen Stadtknecht verletzt hatte, würden sich Hohn und Spott über ihn ergießen. Er musste sich etwas einfallen lassen.
    Ein paar Schritte entfernt stand Grit. Auch sie hatten die Knechte mitgenommen, sie sollte den Vorfall bezeugen. Kathi

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