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Die Kinderhexe

Die Kinderhexe

Titel: Die Kinderhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Machenschaften der Erwachsenen herauszuhalten.
    Davon war Kathi überzeugt.

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    5
    Kolk, der Rabe, hörte die Schreie der Verdammten. Von den Zinnen der Feste Frauenberg konnte er zwar nicht viel erkennen, aber das Wehklagen der Menschen war ihm von den Schlachtfeldern her bekannt. Wenn er sich an die Schreie hielt, konnte er sein Ziel nicht verfehlen. Zu seinen Füßen lagen die Stadt und der weite Platz unter schwarzen Rauchschwaden begraben. Hin und wieder wehte der Wind den Geruch verbrannten Fleischs und das Durcheinander von Musik und Johlen herauf, wenn ein weiterer Scheiterhaufen angezündet wurde. So führten gleich mehrere Wegweiser Kolk sicher durch den beißenden Qualm.
    Er ließ sich im Geäst eines Baums am Rande des Sanderangers nieder. Von hier aus hatte er einen ausgezeichneten Blick auf die Feuerstellen. Es waren acht, wobei nur an sieben Pfählen Menschen gebunden waren. Auf dem achten Reisighaufen lag lediglich ein Bündel.
    Zu Kolks Füßen, an den Stamm des Baums gelehnt, beobachtete noch jemand anders die Vorgänge rings um die Scheiterhaufen. Es war Grit, die auf der Suche nach einer geheimnisvollen Frau war. Über diese Frau hatte sie erstaunliche Dinge gehört. Sie sei eine Meisterin in der Zubereitung von Zaubertränken, eine Kennerin von Kräutern und Pflanzen. Von ihr erhoffte sie sich einen Trank – einen, der eine Person nicht in einen verliebt machte, sondern der jemand dazu brachte, einen anderen zu verabscheuen.
    Nach der Aussprache mit Christian am Morgen vor dem Stift hatte Grit einen Plan gefasst. Sie musste Felicitas, Christians Frau, dazu bringen, ihren Mann zu hassen, sodass der Weg für sie frei war. Einen Moment lang hatte sie auch darüber nachgedacht, Felicitas zu töten oder sie töten zu lassen. Sie kannte jemanden, der das zuverlässig erledigen würde. Aber dann besann sie sich eines Besseren. Wenn Felicitas durch fremde Hand starb, würde der gewissenhafte Stadtrat Christian trauern, ja in aller Öffentlichkeit trauern müssen, allein, um das Ansehen zu wahren. Das konnte dauern, und Grit war nicht gewillt, so lange zu warten.
    Stattdessen war es klüger, Felicitas’ Verhalten derart zu beeinflussen, dass Christian nichts anderes übrigblieb, als seine Frau zu verlassen. Verrückte Weiber und der Schaden, den man mit ihnen hatte, waren in der Stadt berüchtigt. Die Priester zögerten nicht lange, um einen verzweifelten Ehemann von seinen Verpflichtungen freizusprechen.
    Damit der Plan funktionierte, benötigte Grit diesen Zaubertrank. Valthin, der Wirt des Stachels, der der Redseligkeit seiner Gäste viele Informationen verdankte, hatte ihr den Rat gegeben, nach einer alten Amme Ausschau zu halten. Sie hieß Babette und lebte im Wald. Alle notwendigen Kräuter und Rezepte seien ihr bekannt. Bei guter Bezahlung würde sie das Geforderte liefern.
    Am Geld sollte es nicht scheitern, sagte sich Grit. Sie hatte genug davon, mehr, als sie ausgeben konnte. Doch wo in der Menge sollte sie das alte Kräuterweib finden? Ganz Würzburg schien auf den Beinen zu sein, um sich das grässliche Spektakel anzuschauen. Sogar aus den umliegenden Gemeinden und Städten waren sie herbeigeströmt. Gaukler und Händler unterhielten und beschäftigten sie. Ein altes Weib, auf das die Beschreibung passte, war nicht auszumachen.
    Achte auf die Kinder, hatte Valthin gesagt. Sie ist immer dort, wo die Kinder sind.
    Kinder gab es auf dem weitläufigen Terrain vor der Stadtmauer ebenfalls reichlich. Sie sprangen ausgelassen um die Schaulustigen herum, spielten Rad, sprangen Bock, drehten Kreisel oder äfften die Gesichter der Verurteilten nach, wie diese vor der Kanzlei gefoltert worden waren. Das war ein makaberes Spiel, und Grit fragte sich, ob sie in ihrer Kindheit genauso gewesen war. Sicher hatte auch sie viel Unfug getrieben, aber dieses Nachstellen der Folter befremdete sie. Das hatte erst in den letzten Monaten angefangen.
    Wenn es stimmte, dass sich Babette stets unter Kindern aufhielt, dann würden sie sie kennen. So entschloss sie sich, die Kinder nach ihr zu fragen.
    Gleich am ersten Scheiterhaufen, dessen Feuer allmählich erlosch und nur noch eine verkohlte Säule mit einem gekrümmten Leib hinterließ, sprangen einige herum. Sie spielten Zangenreißen – jene furchtbare Misshandlung, die die Witwe und der Schultheiß kurz zuvor erlitten hatten.
    Die Erwachsenen standen abseits und unterhielten sich. Sie hatten genug gesehen. Der erste Zorn war mit dem Tod

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