Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
bemerkte Rebus. »Ich erinnere mich, dass in deinem Zimmer ein Computer stand. Warst du schon mal auf Teris Homepage?« »Sie hat eine Homepage?« Rebus nickte langsam. »Dann hat Derek Renshaw dir also nichts davon erzählt?« »Derek?« Rebus nickte weiter. »Derek scheint so eine Art Fan von ihr gewesen zu sein. Du warst doch oft gleichzeitig mit Tony Jarvies und ihm im Aufenthaltsraum... ich nahm an, die beiden hätten vielleicht über die Homepage gesprochen.« James schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste«, sagte er. »Na ja, ist auch nicht so wichtig.« Rebus machte Anstalten aufzustehen. »Dein Buch - soll ich dir bei der Suche helfen?« »Welches Buch?« »Das Buch, das du wiederhaben willst.« James lächelte über die eigene Begriffsstutzigkeit. »Ja, klar. Das war prima.« Er sah sich in dem unordentlichen Zimmer um und ging zum Schreibtisch hinüber. »Warten Sie«, sagte er, »ich glaub, ich hab's schon.« Er hielt ein Taschenbuch in die Höhe.
»Wovon handelt es?« »Von einem Soldaten, der ausgeklinkt ist.« »Meinst du den, der versucht hat, seine Frau umzubringen, und dann aus dem Flugzeug gesprungen ist?« »Sie kennen seine Geschichte?« Rebus nickte. James blätterte das Buch kurz durch, dann klopfte er sich damit gegen den Oberschenkel. »Okay, das wär's«, sagte er.
»Willst du noch was anderes mitnehmen?« Rebus hielt eine CD hoch. »Ich fürchte, das ganze Zeug wandert sonst in den Müll.«
»Meinen Sie?« »Seine Frau will jedenfalls nichts davon haben.« »Was für eine Verschwendung...« Rebus hielt ihm die CD hin, aber James schüttelte den Kopf. »Das könnte ich nicht. Ich hätte ein komisches Gefühl dabei.« Rebus nickte. Er erinnerte sich an seine eigenen Hemmungen, als er vor dem Kühlschrank stand. »Ich lasse Sie jetzt wieder allein.« James klemmte sich das Buch unter den Arm und hielt Rebus die Hand hin. Der Mantel rutschte ihm dabei von den Schultern und fiel zu Boden. Rebus hob ihn auf und hängte ihn dem Jungen wieder um.
»Danke«, sagte James Bell. »Auf Wiedersehen.« »Tschüss, James. Komm gut heim.« Rebus blieb im Wohnzimmer zurück, das Kinn auf eine behandschuhte Hand gestützt, und wartete darauf, dass sich die Wohnungstür öffnete und wieder schloss. James war kilometerweit weg von zu Hause gewesen... war vom Licht in der Wohnung eines Toten angelockt worden. Rebus fragte sich noch immer, wen der junge Mann hier erwartet hatte... Leise Schritte entfernten sich auf den Steinstufen. Rebus ging zum Schreibtisch und besah sich die übrigen Bücher. Alle hatten das Militär zum Thema. Plötzlich fiel Rebus ein, wieso er sich an das Buch so gut erinnerte, das James Bell mitgenommen hatte. Es war das Buch, das Siobhan bei ihrem ersten Besuch in der Wohnung hochgehalten hatte. Das, aus dem das Foto von Teri Cotter herausgefallen war...
Sechster Tag
Dienstag
19
Am Dienstagmorgen verließ Rebus seine Wohnung, ging bis zum Ende der Marchmont Road und überquerte dann die Meadows, eine weitläufige Grünanlage nahe der Universität. Andauernd begegneten ihm Studenten, einige saßen auf klapprigen Fahrrädern, andere schlurften verschlafen zu ihren Seminaren. Der Himmel war bedeckt, so als habe das Schiefergrau der Dächer auf ihn abgefärbt. Rebus steuerte die Straße George IV Bridge an. Er war mittlerweile mit dem Prozedere in der Nationalbibliothek vertraut. Der Pförtner würde ihn durchlassen, aber dann würde er den Dienst habenden Bibliothekar davon überzeugen müssen, dass er ein äußerst dringendes Anliegen hatte und keine andere Bibliothek in Frage kam. Rebus zeigte seine Dienstmarke vor, erklärte, was er wollte, und wurde zum Mikrofiche-Raum geschickt. Zeitungen wurden nämlich seit einer Weile auf Mikrofilm archiviert. Vor ein paar Jahren, bei den Ermittlungen in einem bestimmten Fall, hatte Rebus sich noch in den Lesesaal gesetzt, wo ihm dann ein Bibliotheksdiener diensteifrig einen ganzen Rollwagen voll gebündelter Tageszeitungen auf den Tisch geladen hatte. Heute musste man nur den Bildschirm einschalten und eine Filmrolle in das Gerät einlegen.
Rebus hatte kein bestimmtes Datum im Sinn. Er hatte sich vorgenommen, einen Monat vor dem Absturz auf Jura anzufangen und dann einfach die Zeitungsausgaben vor seinen Augen vorbeiziehen zu lassen, um einen Eindruck davon zu bekommen, was damals alles passiert war. Als er zum Tag des Absturzes kam, war er ziemlich genau im Bilde. Der Scotsman hatte einen Artikel über das
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