Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
sein?«, wiederholte Hogan. »Du meinst, er hatte noch jemanden dabei? Einen Komplizen?« Rebus schüttelte den Kopf. »Ich meine, es ist möglich - vielleicht sogar wahrscheinlich -, dass Lee Herdman in diesem Raum nur einen einzigen Menschen getötet hat.« Hogan schaute ihn zweifelnd an. »Und wen, wenn ich fragen darf?« Rebus wandte sich Ray Duff zu, der die Frage für ihn beantwortete. »Sich selbst«, stellte Duff fest, als sei das die simpelste Erklärung überhaupt.
24
Rebus und Hogan saßen bei laufendem Motor in Hogans Auto. Sie schwiegen seit einer Weile. Das Fenster der Beifahrertür war offen, und Rebus rauchte, während Hogan mit den Fingern gegen das Lenkrad trommelte. »Wie wollen wir vorgehen?«, fragte Hogan. Darauf hatte Rebus eine Antwort parat. »Du kennst doch meine bevorzugte Methode, Bobby«, erwiderte er.
»Elefant im Porzellanladen?« Rebus nickte langsam, nahm einen letzten Zug von der Zigarette und schnippte den Stummel auf die Straße. »Hat mir in der Vergangenheit ordentliche Dienste geleistet.« »Aber der hier ist eine besondere Situation, John. Jack Bell ist Parlamentsabgeordneter.« »Jack Bell ist eine Lachnummer.« »Unterschätz ihn nicht.« Rebus schaute seinen Kollegen an. »Hast du es dir anders überlegt, Bobby?« »Ich frage mich bloß, ob wir uns nicht vielleicht...« »Rückendeckung holen sollten?« »Im Gegensatz zu dir hatte ich nie eine Vorliebe für Porzellanläden.« Rebus starrte durch die Windschutzscheibe. »Ich geh da jetzt auf jeden Fall rein, Bobby. Das weißt du genau. Ob du mitkommst, musst du selbst entscheiden. Ruf von mir aus Claverhouse und Ormiston an und erzähl ihnen, was Sache ist. Aber ich will es mit eigenen Ohren hören.« Erneut sah er Hogan an. »Kann ich dich wirklich nicht überreden?« Bobby Hogan fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, erst im Uhrzeigersinn, dann gegen den Uhrzeigersinn. Seine Finger umschlossen das Lenkrad.
»Ach, zum Teufel«, sagte er. »Was macht schon ein bisschen zerdeppertes Geschirr unter Freunden?« Die Haustür in Barnton wurde von Kate Renshaw geöffnet. »Hallo, Kate«, sagte Rebus mit steinerner Miene, »wie geht's deinem Vater?« »Geht so.« »Meinst du nicht, es würde auch dir gut tun, wenn du mehr Zeit mit ihm verbrächtest?« Sie machte die Tür ganz auf, um die beiden hereinzulassen. Hogan hatte ihr Kommen telefonisch angekündigt.
»Ich tue hier etwas Sinnvolles«, erklärte Kate. »Indem du die Karriere eines Straßenstrich-Kunden ankurbelst?« Ihre Augen funkelten wütend, aber Rebus achtete gar nicht darauf. In der Diele sah man rechts durch eine Glastür das Esszimmer, dessen Tisch völlig mit Material für Jack Beils Kampagne bedeckt war. Bell selbst kam soeben die Treppe herunter, er rieb sich die Hände, als hätte er sie sich gerade gewaschen. »Meine Herren«, sagte er, ohne sich um einen freundlichen Ton zu bemühen. »Ich hoffe, es wird nicht allzu lange dauern.« »Dito«, erwiderte Hogan.
Rebus schaute umher. »Ist Mrs. Bell zu Hause?« »Sie besucht jemanden. Gibt es einen besonderen Grund, wieso...?« »Ich wollte ihr nur erzählen, dass ich gestern Abend in Der Wind in den Weiden war. Tolle Inszenierung.« Der Abgeordnete zog eine Augenbraue hoch. »Ich werde es ausrichten.« »Haben Sie Ihrem Sohn gesagt, dass wir mit ihm reden wollen?«, fragte Hogan. Bell nickte. »Er sieht fern.« Er deutete auf die Wohnzimmertür. Ohne auf eine Aufforderung zu warten, marschierte Hogan zu der Tür und öffnete sie. James Bell lag ohne Schuhe auf einem cremefarbenen Ledersofa, den Kopf in die Hand seines unverletzten Arms gestützt. »James«, sagte sein Vater, »die Polizei ist da.« »Das sehe ich.« James schwang die Füße auf den Boden. »Guten Tag, James«, sagte Hogan. »DI Rebus kennen Sie ja bereits...« James nickte.
»Dürfen wir uns setzen?«, fragte Hogan, nicht an den Vater, sondern an den Sohn gewandt. Allerdings wartete er die Antwort gar nicht erst ab. Er nahm in einem Sessel Platz, Rebus hingegen stellte sich an den Kamin. Jack Bell setzte sich neben seinen Sohn und legte ihm die Hand aufs Knie, die der Junge jedoch sofort wegschob. James beugte sich vor und griff nach einem auf dem Boden stehenden Glas und trank einen Schluck. »Sie haben mir noch nicht verraten, worum es eigentlich geht«, sagte Jack Bell ungeduldig: ein viel beschäftigter Mann, der Besseres mit seiner Zeit anfangen konnte. Rebus' Handy klingelte, und er bat um Entschuldigung, als er es aus der Tasche
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