Die Kindes des Todes - Inspektor Rebus 14
ich in Bezug auf Teri Recht?« »Ich wusste, dass sie mit Lee geschlafen hat.« »Als du ihm das Buch gegeben hast... hast du das Foto absichtlich vorher hineingelegt?« »Glaub schon.« »Damit er es findet - und was genau tun sollte?« Rebus ließ die Augen nicht von James. Der zuckte die Achseln. »Vielleicht wolltest du ihm bloß zu verstehen geben, dass auch du etwas für Teri übrig hattest.« Nach kurzem Schweigen fragte er: »Aber warum ausgerechnet dieses Buch?« James schaute hoch. »Lee wollte es lesen. Er wusste, worum es ging und dass der Typ sich aus einem Flugzeug gestürzt hatte. Er war kein...«James suchte nach dem richtigen Wort. Er holte tief Luft. »Er war zutiefst unglücklich, das sollten Sie bedenken.« »Unglücklich? Inwiefern?« James hatte das Wort gefunden. »Getrieben«, sagte er. »Den Eindruck hat er immer auf mich gemacht. Ein Getriebener.« Einen Moment lang herrschte Stille, dann fragte Rebus: »Du hast die Waffe aus Lees Wohnung mitgenommen?« »Genau.« »Und er hat es nicht gemerkt?« Kopfschütteln.
»Du wusstest von der Brocock?«, fragte Bobby Hogan nach, der sichtlich um Fassung rang. James nickte. »Und warum ist er dann in der Schule aufgekreuzt?«, bohrte Rebus. »Ich hatte ihm eine Nachricht dagelassen. Ich hatte nicht erwartet, dass er sie so schnell finden würde.« »Sondern? Wie sah dein Plan denn aus?« »In den Gemeinschaftsraum spazieren - normalerweise waren die beiden die Einzigen dort drin - und sie erschießen.« »Kaltblütig?« »Genau.« »Zwei Jungen, die dir nicht das Geringste getan hatten?« »Zwei mehr oder weniger auf der Erde.« Der Teenager zuckte die Achseln. »Ich betrachte Taifune, Orkane, Erdbeben und Hungersnöte auch nicht als...« »Darum hast du es also getan - weil es keine Rolle spielen würde?« James schien nachzudenken. »Kann sein.« Rebus heftete den Blick auf den Teppich, bemühte sich, die Wut im Zaum zu halten, die in ihm emporstieg. Mein Verwandter... ein Mensch von meinem Blut...
»Es ging blitzschnell«, erzählte James. »Ich war erstaunt, wie gelassen ich war. Peng, peng: zwei Tote... Lee kam zur Tür rein, als ich gerade den zweiten erschossen hatte. Eine Weile stand er einfach da und ich auch. Wir wussten wohl nicht genau, was wir als Nächstes tun sollten.« Die Erinnerung daran ließ ihn lächeln. »Dann hat er seine Hand nach der Pistole ausgestreckt, und ich habe sie ihm gegeben.« Das Lächeln erlosch. »Woher hätte ich wissen sollen, dass der Blödmann sie auf sich selber richten würde.« »Was glaubst du, warum er das getan hat?« James schüttelte bedächtig den Kopf. »Darüber denke ich seitdem andauernd nach... Wissen Sie es?« Die Frage hatte etwas Flehendes; das Verlangen nach einer Antwort. Rebus hatte verschiedene Theorien: Weil die Waffe ihm gehörte und er sich für die Morde verantwortlich fühlte... Weil ein solcher Vorfall Scharen von Ermittlern auf den Plan rufen würde, Militärermittler eingeschlossen... Weil es für ihn ein Ausweg war... Weil er sich dann nicht mehr getrieben fühlen würde. »Du hast ihm die Waffe abgenommen und dir in die Schulter geschossen«, sagte Rebus leise. »Und dann hast du sie ihm wieder in die Hand gedrückt?« »Ja. In der anderen Hand hielt er meine Nachricht. Die hab ich auch an mich genommen.« »Und deine Fingerabdrücke?« »Ich habe die Pistole mit meinem Hemd abgewischt, genau wie man das immer in Filmen sieht.« »Aber als du in den Raum marschiert bist... da war dir doch sicher bewusst, dass klar sein würde, wer es getan hat. Wieso hast du es dann zu vertuschen versucht?« Der Teenager zuckte die Achseln. »Vielleicht, weil sich plötzlich die Gelegenheit dazu bot. Wenn wir unter extremem Stress stehen... dann wissen wir hinterher doch häufig nicht, warum wir etwas Bestimmtes getan haben, oder?« Er sah seinen Vater an. »Manchmal handeln wir einfach instinktiv. Und die düsteren Gedanken...«
In diesem Moment stürzte sich sein Vater auf ihn, und beide zusammen fielen vom Sofa auf den Boden. »Du mieses Dreckstück!«, brüllte Jack Bell. »Weißt du eigentlich, was du angerichtet hast? Ich bin erledigt! Meine Karriere ist im Arsch! Völlig im Arsch!« Rebus und Hogan zerrten sie auseinander. Der Vater schimpfte und fluchte weiter vor sich hin, der Sohn dagegen war vergleichsweise ruhig und gelassen, er schien den wirren väterlichen Zornausbruch genau zu beobachten, so als wollte er die Erinnerung daran für zukünftige Jahre bewahren. Die Tür war
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