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Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Titel: Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Coetzee
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Hingezogensein zu einer Frau der einzige Tribut ist, den ich, mein physisches Selbst, der Schönheit der Frau darzubringen weiß. Ich nenne es einen Tribut, weil ich es als Gabe empfinde, nicht als Beleidigung.«
    Er hält inne. »Fahren Sie fort«, sagt sie.
    »Das ist alles, was ich sagen möchte.«
    »Das ist alles. Und als einen Tribut an mich – eine Gabe, keine Beleidigung – wollen Sie mich an sich drücken und einen Körperteil von sich in mich stoßen. Als einen Tribut, behaupten Sie. Ich bin verblüfft. Mir scheint die ganze Sache absurd – absurd, dass Sie das tun wollen, und absurd, dass ich das erlauben sollte.«
    »Nur wenn Sie das so ausdrücken, erscheint es absurd. An sich ist es nicht absurd. Es kann nicht absurd sein, da es das natürliche Verlangen eines natürlichen Körpers ist. Es ist die Natur, die in uns spricht. So ist die Welt beschaffen. Die Beschaffenheit der Welt kann nicht absurd sein.«
    »Wirklich? Wenn ich nun behaupten würde, dass es mir nicht nur absurd, sondern auch hässlich erscheint?«
    Er schüttelt ungläubig den Kopf. »Das können Sie doch nicht meinen. Ich selbst mag alt und unattraktiv wirken – ich und meine Begierden. Aber Sie können doch gewiss nicht glauben, die Natur selbst sei hässlich.«
    »Doch, das kann ich. Die Natur umfasst das Schöne, aber die Natur umfasst auch das Hässliche. Diese unsere Körperteile, die Sie anstandshalber nicht benennen, nicht vor den Ohren Ihres Patensohns – finden Sie die schön?«
    »Schön an sich? Nein, an sich sind sie nicht schön. Das Ganze ist schön, nicht die Teile.«
    »Und diese Teile, die nicht schön sind – die wollen Sie in mich hineinstoßen! Was soll ich davon halten?«
    »Das weiß ich nicht. Sagen Sie mir, was Sie denken.«
    »Dass Ihr ganzes vornehmes Gerede von dem der Schönheit dargebrachten Tribut
una tontería
ist. Wenn Sie meinen würden, ich sei eine Inkarnation des Guten, würden Sie nicht einen solchen Akt auf mir vollziehen wollen. Warum also wollen Sie es tun, wenn ich eine Inkarnation des Schönen bin? Ist das Schöne minderwertiger als das Gute? Erklären Sie es.«
    »
Una tontería
– was ist das?«
    »Unsinn. Quatsch.«
    Er steht auf. »Ich werde mich nicht weiter entschuldigen, Ana. Das ist meiner Meinung nach keine ergiebige Diskussion. Ich glaube, Sie wissen nicht, wovon Sie reden.«
    »Wirklich? Denken Sie, ich sei ein unwissendes Kind?«
    »Sie mögen kein Kind sein, doch ja, ich denke tatsächlich, dass Sie nichts vom Leben wissen. Komm«, sagt er zu dem Jungen und nimmt ihn bei der Hand. »Wir haben unser Picknick gehabt, jetzt ist es an der Zeit, der Lady zu danken und uns aufzumachen, um etwas zu essen zu finden.«
    Ana legt sich wieder hin, streckt die Beine aus, faltet die Hände im Schoß und lächelt spöttisch zu ihm hoch. »Das hat gesessen, wie?«, sagt sie.
    Unter einer sengenden Sonne geht er mit großen Schritten durch den menschenleeren Park und der Junge trabt hinterher und versucht, mit ihm Schritt zu halten.
    »Was ist ein
padrino
?«, fragt der Junge.
    »Ein
padrino
ist jemand, der wie dein Vater handelt, wenn dein Vater aus irgendeinem Grund nicht da sein kann.«
    »Bist du mein
padrino

    »Nein. Keiner hat mich aufgefordert, dein
padrino
zu sein. Ich bin nur dein Freund.«
    »Ich kann dich auffordern, mein
padrino
zu sein.«
    »Das steht dir nicht zu, mein Junge. Du kannst dir nicht selbst einen
padrino
aussuchen, wie du auch nicht deinen Vater aussuchen kannst. Es gibt kein passendes Wort dafür, was ich für dich bin, wie es auch kein passendes Wort dafür gibt, was du für mich bist. Wenn du aber willst, kannst du mich Onkel nennen. Wenn die Leute fragen:
Wer ist er für dich?
, kannst du sagen:
Er ist mein Onkel. Er ist mein Onkel und er hat mich lieb.
Und ich werde sagen:
Er ist mein Junge

    »Aber wird die Lady meine Mutter sein?«
    »Ana? Nein. Die Mutterrolle würde sie nicht interessieren.«
    »Wirst du sie heiraten?«
    »Natürlich nicht. Ich bin nicht hier, um mir eine Frau zu suchen, ich bin hier, um dir zu helfen, deine Mutter zu finden, deine richtige Mutter.«
    Er versucht, mit gefasster Stimme und leichtem Ton zu sprechen; die Wahrheit ist jedoch, dass die Attacke der jungen Frau ihn erschüttert hat.
    »Du warst böse auf sie«, sagt der Junge. »Warum warst du böse?«
    Er bleibt abrupt stehen, hebt den Jungen hoch und küsst ihn auf die Stirn. »Tut mir leid, dass ich böse war. Ich war nicht böse auf dich.«
    »Aber du warst böse auf die

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