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Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition)

Titel: Die Kindheit Jesu: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Coetzee
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Terminplanung. Trotzdem schreibe ich Sie für eine lange erste Sitzung ein. Sie können das später ändern, wenn Sie das wollen. Danke, das ist alles. Wir melden uns. Wir teilen Ihnen schriftlich mit, wann Ihr erster Termin sein wird.«
    »Eine ziemliche Prozedur. Ich begreife, warum Seeleute nicht willkommen sind.«
    »Ja, der Salón wurde nicht für zeitweilige Gäste eingerichtet. Aber dieser Zustand ist ja selbst nur zeitweilig. Ein zeitweiliger Gast wird daheim sein, wo er herkommt, wie auch einer, der hier daheim ist, anderswo ein zeitweiliger Gast wäre.«
    »Per definitionem«
, sagt er. »Ihre Logik ist zwingend. Ich erwarte dann Ihren Brief.«
    Auf dem Formular hat er Elenas Wohnung als Adresse angegeben. Die Tage gehen ins Land. Er fragt bei Elena nach: kein Brief für ihn.
    Er geht wieder zum Salón. Dieselbe Empfangsdame hat Dienst. »Erinnern Sie sich an mich?«, fragt er. »Ich bin vor zwei Wochen hier gewesen. Sie haben gesagt, ich würde von Ihnen hören. Ich habe nichts gehört.«
    »Lassen Sie mich nachschauen«, sagt sie. »Ihr Name ist …?« Sie öffnet einen Aktenschrank und holt eine Akte heraus. »Mit dem Antrag selbst gibt es kein Problem, soweit ich sehen kann. Die Verzögerung scheint darin begründet, Sie mit der passenden Therapeutin zu verbinden.«
    »Mich zu
verbinden
? Vielleicht habe ich mich nicht deutlich ausgedrückt. Ignorieren Sie, was ich auf dem Formular über Schönheit und so weiter geschrieben habe. Ich suche keine ideale Partie, ich suche einfach Gesellschaft, weibliche Gesellschaft.«
    »Ich verstehe. Ich werde nachfragen. Geben Sie mir ein paar Tage.«
    Tage vergehen. Kein Brief. Er hätte nicht das Wort
Ehrfurcht
verwenden sollen. Welche junge Frau, die sich nebenbei ein paar Reales verdienen will, möchte eine solche Verantwortung aufgedrängt bekommen? Die Wahrheit mag gut sein, aber manchmal ist etwas weniger als die Wahrheit besser. Also:
Warum stellen Sie einen Mitgliedsantrag für Salón Confort?
Antwort:
Weil ich neu hier in der Stadt bin und mir Kontakte fehlen.
Frage:
Welche Art von Therapeutin suchen Sie?
Antwort:
Eine, die jung und hübsch ist.
Frage:
Wie lang sollen die Sitzungen sein?
Antwort:
Dreißig Minuten reichen.
     
    Eugenio scheint fest entschlossen, ihm zu beweisen, dass ihre Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Ratten, der Geschichte und der Organisation der Hafenarbeit keinen Groll hinterlassen haben. Recht häufig stellt er fest, dass Eugenio ihm nach Arbeitsschluss folgt, und er muss dann das Theater mit dem Bus Nummer 6 und der Fahrt zur Siedlung wiederholen.
    »Hast du dich schon entschieden wegen des Instituts?«, fragt Eugenio während einer ihrer Märsche zur Bushaltestelle. »Wirst du dich denn anmelden?«
    »Tut mir leid, ich habe in letzter Zeit nicht richtig über das Institut nachgedacht. Ich habe versucht, mich bei einem Freizeitzentrum einzuschreiben.«
    »Ein Freizeitzentrum? Du meinst, wie der Salón Confort? Warum möchtest du denn Mitglied in einem Freizeitzentrum werden?«
    »Nutzt ihr – du und deine Freunde – sie denn nicht? Was macht ihr denn bei – wie soll ich es nennen? – physischen Trieben?«
    »Physischen Trieben? Trieben des Körpers? Wir haben darüber im Seminar diskutiert. Möchtest du hören, zu welchem Schluss wir gekommen sind?«
    »Bitte.«
    »Wir sind von der Feststellung ausgegangen, dass die fraglichen Triebe kein spezifisches Objekt haben. Das soll heißen, sie treiben uns nicht zu einer bestimmten Frau, sondern sie treiben uns zur Frau als Abstraktum, zum Ideal der Frau. Wenn wir also, um diesen Trieb zu stillen, Zuflucht zu einem sogenannten Freizeitzentrum nehmen, verleumden wir tatsächlich diesen Trieb. Wieso? Weil die in solchen Einrichtungen zur Verfügung stehenden Verkörperungen des Ideals minderwertige Kopien sind; und Vereinigung mit einer minderwertigen Kopie kann den Suchenden nur enttäuscht und traurig gestimmt zurücklassen.«
    Er versucht, sich Eugenio, diesen ernsthaften jungen Mann mit seiner Eulenbrille, in den Armen einer minderwertigen Kopie vorzustellen. »Du schiebst deine Enttäuschung auf die Frauen, die du im Salón triffst«, entgegnet er, »aber vielleicht solltest du über den Trieb selbst nachdenken. Wenn er beschaffen ist wie die Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem, sollten wir uns dann darüber wundern, dass er nicht befriedigt wird? Hat eure Lehrerin im Institut euch nicht gesagt, dass das Umarmen von minderwertigen Kopien vielleicht eine notwendige Stufe im

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