Die Klassefrau
Apartment. Er machte sich ein Bier auf, legte die Füße auf den Couchtisch und grübelte über das nach, was er mittlerweile über Mallory Atkinson wusste. Sie war einunddreißig, hatte keine Vorstrafen und sich keine Verkehrsdelikte zuschulden kommen lassen, und sie besaß ein Haus in der Nähe des Mission Dolores Park im Mission District. Laut Geburtsurkunde war sie als Tochter von Tom und Edna Atkinson in Oakland, Kalifornien geboren. Sechs Pfund, fünfzig Gramm. Ihr zweiter Vorname war Rose, genau wie bei ihrer Mutter.
Nach ziemlich langer Suche hatte er auch etwas über ihr Studium herausgefunden. Vor elf Jahren hatte sie als eine der besten ihres Jahrgangs an der Universität von Berkeley ihren Abschluss als Diplomingenieurin gemacht. Laut Sozialversicherungsnummer hatte sie seit ihrem sechzehnten Lebensjahr gejobbt, meistens an Tankstellen, aber auch in chinesischen Restaurants, als Bademeisterin, als Taxifahrerin und, vor der Eröffnung von Gutenbergs, als Chauffeurin bei einem städtischen Limousinen-Service. Sie war zweimal außerhalb der Staaten gewesen, beide Male in Deutschland.
Es war nicht gerade viel für ein einunddreißigjähriges Leben, aber es war ein Anfang. Peter trank sein Bier aus und ging ins Badezimmer. Morgen würde er sich daran machen, der Kronzeugin persönliche Informationen zu entlocken.
3
Am Donnerstag, kurz vor Mittag, betrat Peter erneut das Büro von Gutenbergs Autowerkstatt.
»Hi, Mike.«
Mike legte den Ordner mit den offenen Rechnungen beiseite und blickte überrascht auf.
»Hi. Sagen Sie bloß nicht, dass irgendetwas mit Ihrem Wagen nicht in Ordnung ist?«
»O nein, alles bestens, danke. Mit meinem Liebling ist alles in Ordnung, ganz im Gegensatz zu meinem Mittagessen. Bisher hat sich noch niemand gefunden, mit dem ich es einnehmen könnte, deshalb bin ich hergekommen, um das zu ändern.«
Mike schüttelte ungläubig den Kopf. »Welche Chance hat Ihrer Meinung nach ein Eiswürfel im Fegefeuer?«
»Sie kennen meine umfassenden Fähigkeiten noch nicht, ebenso wenig wie meinen unglaublichen Charme, Mr. Gramble. Würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen? Meine zukünftige Braut erwartet mich.«
Peter stieß die Verbindungstür auf und schlenderte in die Werkstatt.
Mallorys Arme steckten bis über die Ellbogen in den Eingeweiden eines Audi, ihre Stirn war vor Konzentration gerunzelt, eine Baseballkappe der Giants saß auf ihrem Kopf (eines Tages würde er zu gern ihr Haar sehen), und ein Ölfleck zierte ihren weißen Overall.
»Zeit zum Mittagessen!«, verkündete er.
Anerkennend stellte er fest, dass sie sich nicht den Kopf an der Motorhaube anstieß, als sie hochfuhr und ihn entsetzt anstarrte.
»Ignorieren Sie von Natur aus jegliche Art von Türschildern?«, blaffte sie. »Verschwinden Sie hier, Drake!«
»Oh, genau das hatte ich auch vor … mit Ihnen an meinem Arm. Es ist Mittag, ma chère Mechanikerin. Zeit für ein kleines Festessen, um sich von der morgendlichen Last und Mühe zu erholen. Wie wäre es mit The Windmill?«
»Nein.«
»Gordos?«
» Nein«, wiederholte sie grimmig, stützte ihre behandschuhten Hände in die Hüften und funkelte ihn an.
»Sie haben eine viel zu negative Grundeinstellung, Mallory Atkinson. Sie wissen, dass Sie hungrig sind, Sie wissen, dass Sie gern etwas essen würden, und Sie wissen, dass ich ein reizender Gesellschafter bin. Was hindert Sie also?«
Mallory starrte ihn wütend an. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie ein arroganter Mistkerl sind?«
»Arrogant? Moi ?!«
»Verschwinden Sie, Drake, bevor ich Sie rausschmeißen lasse.«
»Mallory, Mallory, Mallory«, meinte Peter und schüttelte traurig den Kopf, »warum wehren Sie sich dagegen? Es ist Kismet, Schicksal, Bestimmung, dass wir heute zusammen zu Mittag essen.«
»Mike!«, brüllte Mallory.
Mr. Gramble kam durch die Tür getrottet.
»Wirf diesen BMW-Typen hinaus«, befahl Mallory.
Gehorsam trat Mike auf Peter zu.
»Mallory, tun Sie nichts, was Sie später bereuen«, warnte Peter.
»Sie rauswerfen zu lassen wird mein Highlight dieser Woche sein«, erklärte sie zuckersüß.
»Gehen Sie mit mir Mittagessen, und vielleicht schaffe ich es ja, Ihnen eine ganz andere und bessere Art von Highlight zu bescheren.«
Mallory stockte der Atem vor Empörung. »Haben Sie eigentlich jemals Erfolg mit Ihren platten Sprüchen gehabt?«, fragte sie.
»Ich muss in aller Bescheidenheit zugeben, dass ich ziemlich beliebt bei der weiblichen Bevölkerung
Weitere Kostenlose Bücher