Die Klassefrau
bin.«
»Mein Respekt vor dem weiblichen Geschlecht schmilzt dahin wie Butter an der Sonne. Wirf ihn raus, Mike, und geh nicht zu sanft mit ihm um.«
Mike machte Anstalten, ihn zu packen, und Peter sah zu, dass er aus seiner Reichweite kam.
»Mallory, das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, rief er. »Ich will doch nur mit Ihnen Mittagessen gehen.«
»Und ich will nur, dass Sie hier verschwinden, damit ich in Ruhe weiterarbeiten kann!«
»Nicht mal ein Hot Dog?«, fragte Peter mit seinem treuesten Hundeblick.
»Nicht einmal eine Laugenbrezel. Und jetzt raus!«
Peter war so verblüfft, dass er sich widerspruchslos von Mike hinausführen ließ.
»Haben Sie schon mal etwas von dem sprichwörtlichen Elefanten im Porzellanladen gehört?«, erkundigte sich Mike, ehe er die Tür hinter sich zuzog.
Peter starrte die geschlossene Tür ungläubig an. Sie hatte ihn tatsächlich hinausgeworfen! Als hätte er nicht die geringste Bedeutung für sie! In seinen sieben Träumen hatte es nicht die kleinste Andeutung gegeben, dass er bei der Suche nach seiner Frau fürs Leben auf Hindernisse stoßen könnte. Er wünscht sich eine Frau, seine Träume hatten ihm eine Frau versprochen, also würde er auch eine Frau finden. Ende der Geschichte.
Aber offenbar hatte jemand versäumt, Mallory dieselbe Botschaft zukommen zu lassen.
Wütend stürzte er nach draußen und versetzte seinem Vorderreifen einen kräftigen Fußtritt.
Er würde Mallory Atkinson schon noch dazu kriegen, bei seiner Lebensplanung zu kooperieren, und wenn es das Letzte wäre, was er tat! Der direkte Weg hatte nicht funktioniert. Na gut, er konnte durchaus raffiniertere Methoden anwenden, wenn die Situation es erforderte. Mallory Atkinsons Starrsinn würde seinem zukünftigen Glück jedenfalls nicht im Wege stehen.
Peter starrte blicklos auf Dutzende Karteikarten auf dem Schwarzen Brett, das den größten Teil der einen Büro-wand einnahm. Die Karten enthielten Informationen über den Uzi-Schützen, alles, was sie bisher über ihn gesammelt hatten, was leider nicht besonders viel war.
Letzte Nacht hatte er wieder von Mallory Atkinson geträumt. Die ganze Nacht. Sein Traum spiegelte in manchen Punkten die sieben Träume wider, die er gehabt hatte, ehe er ihr begegnet war. Die Gewissheit, dass er in Zukunft mit ihr leben würde, war in seinem Traum ebenfalls vorgekommen, und auch Lebenslust und Liebe hatten eine Rolle gespielt. Aber jedes Mal – ob sie sich nun in einem Raum befanden, den er noch nie zuvor gesehen hatte, in ihrer Werkstatt oder am Strand – verschwand Mallory, sobald er sie umarmen oder sie auch nur berühren wollte.
Streckte er hingegen seine Arme nicht nach ihr aus, blieb sie bei ihm. Sobald er sich bewegte, wenn er ihr auch nur eine Haarsträhne aus der Stirn streichen wollte, verschwand sie erneut. Und er folgte ihr. Er fand sie immer wieder. Und immer wieder verließ sie ihn – frustrierende, nicht enden wollende Verfolgung. Mallory blieb die ganze Nacht bei ihm und ließ sich doch niemals einfangen.
Ärgerlich und reichlich beunruhigt wachte er auf. Er schleppte sich unter die Dusche und stellte sich unter das siedend heiße Wasser. Sein Leben lang hatte er immer genau gewusst, was als Nächstes passieren würde. Die Tatsache, dass er eine Frau finden würde, stellte da keine Ausnahme dar. Er hatte sie gefunden, na schön, aber das war auch alles. Fälschlicherweise war er davon ausgegangen, dass es sich dabei um die bekannte Geschichte »Mann trifft Frau, Mann heiratet Frau, Mann lebt glücklich bis ans Ende seiner Tage« handelte.
»Davon bin ich ausgegangen«, brummte er angewidert, als er das Wasser abdrehte. Wie um alles in der Welt hatte er es eigentlich angestellt, Inspector zu werden?
Mallory Atkinson, dieser einsame Wolf einer Mechanikerin, hatte fein säuberlich alle seine Vermutungen zerlegt und ihm die Einzelteile auf einem Servierteller zurückgereicht. Wenn der Traum von letzter Nacht eine Bedeutung hatte, dann die, dass er sich noch sehr anstrengen musste, um Mallory auch nur ein Lächeln zu entlocken, ganz zu schweigen, von einem Schwur, ihn bis ans Ende ihrer Tage zu lieben.
Das war ein gewaltiger Schock für Peter, der noch nie für irgendetwas richtig hart hatte arbeiten müssen. Klar, er machte eine Menge, manchmal auch sehr strapaziöse Überstunden, das schon, aber die Arbeit selbst, die einzelnen Beweise zusammenzufügen, die zu einer Verhaftung führten, war ein Kinderspiel. Schule, Jobs, Freunde,
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