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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michelle
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doch Wahnsinn! Sie würde ihn genauso wenig lieben, wie sie ihre Werkstatt in die Luft jagen würde. Sie würde ihm ebenso wenig erlauben, ihr nahe zu kommen, wie sie Mike mit einem Abschleppwagen überfahren würde.
    Sie wollte mit diesem Kerl von der Mordkommission nichts zu tun haben. Dieser Peter Drake, der weder von Haustieren noch von Pflanzen die geringste Ahnung hatte und obendrein einen völlig albernen Humor besaß, hatte nichts in ihrem Leben zu suchen. Nichts.
    Diese Worte wiederholte sie wie ein Mantra bis kurz nach sieben am Sonntagmorgen, als sie sich zu ihrer Laufrunde im Golden Gate Park aufmachte, wie immer mit einer Dose Tränengas bewaffnet. Mallory Atkinson war auf Ärger vorbereitet.
    Aber sie war nicht auf Peter Drake vorbereitet, obwohl sie seine Gegenwart bereits fünfzehn Sekunden, bevor er zu ihr aufschloss, gespürt hatte.
    »Wenn Sie wieder ›Wie nett, Sie hier zu sehen‹ sagen, gehe ich auf Sie los«, knurrte Mallory, ohne ihn anzublicken.
    Er lachte. Oh, er besaß ein wundervolles Lachen, bei dessen Klang ihr ganz warm ums Herz wurde.
    »Ich brauche also einen neuen Spruch?«, fragte er bekümmert.
    »Sie brauchen ein neues Leben!«, fuhr Mallory ihn an. »Haben Sie nichts Besseres zu tun, als harmlose Mechanikerinnen zu belästigen?«
    »Nein.«
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu – ein großer Fehler. Trotz des kalten, nebligen Morgens trug er knappe Laufshorts, die einem die Röte ins Gesicht trieben, und ein ärmelloses T-Shirt, das eine glatte, straffe Haut und seine perfekt geformten Muskeln enthüllte. Sein dichtes blondes Haar war zerzaust, so als ob er gerade aus dem Bett aufgestanden wäre, und seine erstaunlich blauen Augen waren auf sie gerichtet.
    »Ich habe eine Dose Tränengas dabei«, informierte sie ihn.
    Er grinste. Oh, musste das sein? Warum tat er ihr das an? Wann immer er sie so angrinste, schmolz sie förmlich dahin.
    »Ich werde mich bemühen, Sie nicht ins Gebüsch zu zerren«, erklärte er. »Obwohl es bei dem, was Sie da anhaben, verdammt schwer ist, an etwas anderes zu denken.«
    Mallory sah ihn verblüfft an. Sie trug Jogginghosen und eine offene Joggingjacke über einem T-Shirt. »Haben Sie vielleicht Röntgenaugen?«
    Sein Grinsen konnte man nicht anders als anzüglich nennen. Entschlossen wandte Mallory ihren Blick wieder dem Weg zu. Er hatte Röntgenaugen.
    »Muss ich Ihnen erst eine Tracht Prügel verabreichen?«
    »Das will ich nicht hoffen.«
    »Warum geht es einfach nicht in Ihren Schädel, dass ich nichts mit Ihnen zu tun haben will?«
    »Wie können Sie das behaupten, wo Sie mich noch gar nicht kennen?«
    »Ich möchte Sie nicht kennen lernen!«
    »Nein, nein, Mallory, Sie sollten wenigstens auf Ihre Wortwahl achten. Sie haben Angst davor, mich kennen zu lernen, das ist etwas völlig anderes.«
    Mallory stolperte, fing sich aber rasch wieder und blieb wie angewurzelt stehen, um Peter Drake anzustarren.
    »Ich glaube kaum, dass Sie promovierter Psychologe sind«, erklärte sie grimmig.
    »Stimmt.«
    »Dann sparen Sie sich diesen Amateur-Psychokram und lassen mich in Ruhe!«
    »Wenn Sie aufhören, ständig nur wegzulaufen, und mir eine Chance geben, Sie kennen zu lernen, höre ich auf mit diesem … Amateur-Psychokram. Sie in Ruhe zu lassen ist einfach unmöglich.«
    Sie starrte ihn an. Sein schönes Gesicht war so ernst, und seine blauen Augen zwangen sie geradezu, nachzugeben, flehten sie inständig an, ihm zu glauben.
    Sie holte etwas zittrig tief Luft. »Ich bin eine gemeingefährliche Verrückte, Drake. Das läuft einfach nicht.«
    »Natürlich tut es das! Wir laufen ja schon gemeinsam.«
    Um ein Haar hätte sie laut aufgelacht – dieser Mann und sein verdammter Humor! – , beherrschte sich aber gerade noch. »Haben Sie einen Hörschaden, Drake? Sie haben wirklich eine einzigartige Fähigkeit, jedes Nein aus meinem Mund zu überhören.«
    »Ihr sinnlicher Mund mag zwar Nein, Nein, Nein sagen, aber Ihr Herz … Oh, Mallory, Ihr Herz sehnt sich danach, Ja zu sagen.«
    Mallory blinzelte gegen die Tränen an, die plötzlich in ihr aufzusteigen drohten, und rang um Atem. Sie mochte starrsinnig sein, aber sie erkannte die Wahrheit, wenn sie ausgesprochen wurde. Hatte nicht genau diese Wahrheit ihre Träume in den vergangenen fünf Nächten bestimmt?
    »Hören Sie«, sagte sie und bemerkte verärgert, dass ihre Stimme ein wenig unsicher klang, »möglicherweise sind Sie ein echt toller Bursche -«
    »Oh, das bin ich!«
    »- aber ich will es

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