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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michelle
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steckte die Hände in die Taschen seiner Jeans. »Versuchen Sie es noch einmal.«
    So etwas wie Angst blitzte in ihren grünen Augen auf, verschwand aber sofort wieder. »Nein.«
    »Nein, ich habe auch nicht angenommen, dass Sie der Typ Frau sind, der gerne Spielchen spielt.«
    Das verblüffte sie.
    »Warum folgen Sie mir, Drake?«, fragte sie.
    »Sagen wir, tief in meinem Inneren weiß ich einfach, dass ich Sie besser kennen lernen muss.«
    Sie trat hastig einen Schritt zurück, als hätte sie einen Schlag abbekommen. »Das läuft nicht«, sagte sie.
    Peter lächelte sie freundlich an. »Sie kennen mich noch nicht sehr gut, Mallory Atkinson. Ich kann sehr hartnäckig sein. Wie eine Blattlaus. Deshalb bin ich auch so gut in meinem Job.«
    »Und Sie kennen mich nicht sehr gut, Peter Drake! Ihre Hartnäckigkeit wird Ihnen nichts bringen.«
    »Das würde ich nicht sagen. Ich habe Sie heute lachen sehen. Das hat mir sehr gut gefallen.«
    »Wieso unterhalte ich mich hier überhaupt mit Ihnen?«, schnaubte Mallory, drehte sich abrupt um und stolzierte zu ihrem Wagen.
    »Hat mich sehr gefreut, Sie wiederzusehen«, rief Peter ihr hinterher.
    Wütend knallte sie ihre Autotür zu.
    »Außerordentlich reizbar«, murmelte Peter und lächelte zufrieden, als er in seinen BMW stieg. Noch ein paar freundliche Schubser seinerseits, und sie wäre an dem Punkt, sich von der Chinesischen Mauer zu stürzen.
    In diesem Moment meldete sich sein Piepser, und sein Herz begann zu hämmern. Seine Hände zitterten leicht.
    Er brauchte nicht einmal zurückzurufen, um zu erfahren, warum sein Wochenende vorzeitig beendet war.
    Der Amokschütze mit der Uzi hatte wieder zugeschlagen.

4
    Mallory nahm einen Teller und knallte die Küchenschranktür zu, dann holte sie sich ein Messer aus der Schublade und schlug auch sie lautstark zu, ehe sie das Hühnchen, die Mayonnaise und den Senf aus dem Kühlschrank nahm und die Kühlschranktür zuwarf. Sie war diese Art von Gewaltanwendung jedoch nicht gewohnt und sprang wieder auf. Mallory fluchte und gab ihr einen wütenden Fußtritt. Das half.
    Sie wusste, dass sie ihren Ärger nur benutzte, um von den Gefühlen abzulenken, die unter der Oberfläche brodelten, aber das störte sie nicht. Wie konnte er es wagen, so einfach in ihr Leben zu platzen und ihren gesamten Tagesablauf zu stören? Sie hatte die letzten vier Nächte sogar von ihm geträumt.
    »Verdammt, verdammt, verdammt!«, schäumte Mallory und riss ihr Sandwich mit einem Ruck in zwei Hälften.
    Er war ein arroganter, egoistischer Mistkerl, und sie wollte nicht an ihn denken, geschweige denn von ihm träumen.
    Mallory goss sich ein Glas eisgekühlten Kräutertee ein, stellte den Krug zurück in den Kühlschrank, verkniff es sich diesmal jedoch, die Tür wieder zuzuknallen, nahm eine Serviette und ihren Teller mit dem Sandwich und ging in das Zimmer, wo der Fernseher stand. Vielleicht gab es ja einen Boxkampf in einem der Sportsender, bei dem sie sich ausmalen konnte, dass es Peter Drake war, den einer der Boxer zu Brei schlug.
    Ihr Fernsehzimmer hatte früher als Gästezimmer gedient, doch nun standen ein großer Fernseher, ein Videorecorder, einige Pflanzen, ein smaragdgrünes Sofa und ein billiger kleiner Teakholztisch darin. Sie stellte ihr Mittagessen auf dem Tischchen ab, ließ die Rollos des einzigen Fensters des Zimmers herunter, damit das Sonnenlicht nicht auf den Bildschirm fallen konnte, und machte es sich auf dem Sofa bequem.
    Sie musste nur wieder ihrer täglichen Routine folgen – Autos reparieren, im Garten arbeiten, fernsehen, sich um Horace kümmern – und schon würden ihr Leben und ihre Träume in ihre gewohnten Bahnen zurückkehren.
    Sie biss in ihr Sandwich, trank einen Schluck Tee und schaltete den Apparat an. Aber irgendetwas stimmte nicht, und Mallory nahm an, dass sie Horace auf ihrem Schoß vermisste, der es sich auf ihrem Oberschenkel für einen gemütlichen und ausgiebigen Fernsehnachmittag bequem machte, während ihre Beine unter den gut zehn Kilo Lebendgewicht langsam abstarben. Sie wollte lieber nicht darüber nachdenken, ob noch irgendetwas anderes nicht stimmte.
    Also begann sie, sich durch die verschiedenen Kanäle zu zappen: Werbung, Highway to Heaven , wieder Werbung, eine entsetzlich schlechte Kinoschnulze mit Joan Crawford, Peter Drake.
    Peter Drake? Mit hämmerndem Herzen stellte sie den Ton lauter.
    »Kommen Sie schon, Inspector«, umgarnte ihn der renommierteste Reporter der Gegend gerade, »raus mit der

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