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Die Klassefrau

Die Klassefrau

Titel: Die Klassefrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Michelle
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dass Sie dasselbe tun. Die Blumen gehen ein, wenn Sie sie zu lange im Wagen stehen lassen.«
    »Wie wär's mit einem gemeinsamen Umtopfen bei einem frühen Mittagessen?«
    »Lieber würde ich einen Ficus verspeisen«, erwiderte Mallory zuckersüß, ehe sie den Laden verließ.
    Na gut, dachte Peter, als er zweiundzwanzig Cent auf seinen Fünfziger herausbekam, aber der Tag hatte trotzdem gut begonnen. Und er war immer noch jung. Er nahm Mallorys Warnung ernst und folgte ihr nicht nach Hause, um ihr beim Umtopfen der Veilchen zuzusehen. Stattdessen hörte er auf die schwachen kleinen Stimmen in seinem Kofferraum, die sich über die Hitze und den Mangel an Sauerstoff beschwerten, fuhr mit seinen Veilchen ebenfalls nach Hause und sah sich nach einem geeigneten Platz für sie um, der weder zu sonnig noch zu zugig noch zu feucht war. Pflanzen waren komplizierter, als sie aussahen.
    Nach einer Weile gab er auf und stellte sie vorläufig auf seinen Esstisch, stieg wieder in seinen BMW und fuhr zurück in Mallorys Stadtteil, wo er einige Blocks entfernt von ihrem Haus parkte. Zwanzig Minuten später setzte der Mercedes wieder rückwärts aus der Garage, fuhr in die andere Richtung, und Peter machte sich erneut vorsichtig an seine Verfolgung. Sechs Häuserblocks weiter bog sie in die South Van Ness Avenue ein, und Peter ging im Geiste seine Notizen durch. South Van Ness? South Van Ness? Ah, die Tierärztin!
    Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Mallory sich einen riesigen, grimmig aussehenden Rottweiler als Schoßhündchen hielt und war fast gekränkt, als er sah, dass sie auf dem Parkplatz der Tierärztin einen Katzenkorb aus dem Wagen nahm. Nun ja, auch Hellseher konnten sich irren. Er wartete ungefähr fünf Minuten, nachdem sie in die Tierarztpraxis gegangen war, ehe er ihr langsam folgte.
    Das Wartezimmer war leer, doch von irgendwo aus dem Haus drang Hundegebell. Es hörte sich wie das Kläffen eines Yorkshire Terriers an, der untröstlich war, weil er zum Mittagessen keine Leberpastete bekommen hatte.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, erkundigte sich die junge Frau im weißen Kittel hinter dem Empfangstresen.
    »Nein danke. Ich … äh … warte auf jemanden.«
    »Okay«, sagte sie und beugte sich wieder über ihre Ablage.
    Zehn Minuten später wurde eine Tür geöffnet, und Mallory trat heraus, gefolgt von einer Frau, mit der sie sich unterhielt.
    »Ich muss immer daran denken, wenn ich doch nur -«, sagte sie.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe, Ms. Atkinson«, beruhigte die Frau sie. »Katzen stellen die verrücktesten Dinge an. Sie sind mindestens so unfallgefährdet wie Pferde. Horace geht es schon bald wieder besser. Sie können ihn am Montag abholen, wann immer es Ihnen passt.«
    »Vielen Dank, dass Sie mir so schnell einen Termin gegeben haben, Doktor Brier. Ich -«
    Mallory unterbrach sich und starrte Peter an. Sie wollte sich schon auf ihn stürzen, besann sich jedoch eines Besseren, wandte sich um, dankte der Tierärztin noch einmal und ging zur Eingangstür.
    Als sie an ihm vorbeikam, packte sie ihn am Arm und zerrte ihn mit nach draußen.
    »Was bilden Sie sich eigentlich ein, verdammt noch mal? «, fauchte sie ihn an, sobald die Tür ins Schloss gefal len war.
    »Ich überprüfe Tierärzte«, antwortete Peter leichthin.
    »Was?«
    »Ich finde, dass man sich erst nach reiflicher Überlegung und umfassender Recherche ein Haustier anschaffen sollte. Man sollte sich genauestens über die Gewohnheiten des jeweiligen Tieres informieren, sollte wissen, welches Futter das richtige ist, wie viel Wasser sie brauchen und welche Schlafgewohnheiten sie haben. Und natürlich muss man einen guten Tierarzt an der Hand haben, der einem auch in Notfällen sofort zur Verfügung steht. Doktor … hm …«, er warf einen Blick auf das Messingschild an der Tür, »… Brier wurde mir wärmstens empfohlen.«
    »Durch wen?«
    »Von wem«, korrigierte Peter sie.
    Mallory sah aus, als hätte sie ihn am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
    »Das glaube ich nicht.«
    »O doch«, fuhr Peter unbeirrt fort. »Jede Menge Leute haben sie mir empfohlen. Manny Shorr, Al Dinetti, Sean Monaghan -«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Und worum handelt es sich Ihrer Meinung nach dann, Ms. Atkinson?«
    »Um Belästigung?«, schlug sie vor.
    »Ich soll die Frau, die sich so liebevoll um meinen geliebten BMW gekümmert hat, belästigen wollen? Blödsinn!«
    »Um geistige Verwirrung?«
    »Wärmer«, sagte Peter, lehnte sich an die Hauswand und

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