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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Abbé, meine Zweifel zu heben. Ich unterbreite sie Ihnen nun vertrauensvoll und bitte Sie, mich anzuhören, mir zu antworten und mir zu sagen, durch die Lektüre welcher Bücher, abgesehen von den Stunden, die Sie mir gütigst für eine Aussprache opfern würden, ich weitere Aufklärung erhalten könnte. Eine grausam geprüfte Seele wendet sich an Sie. Ist eine solche nicht am besten vorbereitet, den Samen aufzunehmen, den Ihre Worte auszustreuen vermögen?«
    Der Abbé Gondrin erklärte, daß er mit Freuden, trotz seiner Unzulänglichkeit, bereit sei, auf die Gewissensbedenken des jungen Gelehrten zu antworten, und empfahl ihm, nachdem er ihn um seine Freundschaft gebeten hatte, vor allem, die »Pensees« Pascals zu lesen. Auf der Basis der Geometrie müßte sich eine natürliche Verwandtschaft zwischen dem Geiste Pascals und dem des jungen Mathematikers ergeben.
    Während sich diese Szene abspielte, der die Bedeutung der in Frage stehenden Interessen und die moralische und intellektuelle Höhe der Persönlichkeiten eine gewisse Größe verlieh, war ein scharfer Zwist im Hause Thuillier ausgebrochen. Auf dem Stuhl stehend, die Haare in Unordnung, Gesicht und Hände voll Staub, war Brigitte damit beschäftigt, mit dem Flederwisch die Fächer des Wandschrankes auszustauben, in denen ihre Stöße von Tellern, Schüsseln und Saucieren untergebracht werden sollten, als sie von Flavia angeredet wurde.
    »Brigitte,« sagte sie, »wenn Sie fertig sind, würden Sie gut tun, zu uns zu kommen, oder noch besser, ich schicke Ihnen Celeste: sie sieht mir so aus, als ob sie uns einen Streich spielen will.«
    »Wie das?« fragte Brigitte, ohne sich in ihrer Arbeit stören zu lassen.
    »Ich glaube, daß sie und Frau Thuillier heute früh bei dem Abbé Gondrin gewesen sind, und jetzt ist sie vor mir auf Felix Phellion zu sprechen gekommen, von dem sie wie von einem Gotte redet; von da bis zu einer Absage an la Peyrade ist, wie Sie begreifen werden, nur noch ein Schritt.«
    »Diese verdammten Pfaffen!« sagte Brigitte, »in alles müssen sie sich mischen! Deshalb habe ich ihn auch gar nicht einladen wollen, aber Sie haben ja darauf bestanden.«
    »Aber das gehörte sich doch so«, sagt Flavia.
    »Ich pfeife auf das, was sich gehört«, erwiderte die alte Jungfer. »Ein Phrasendrescher, der nur Dinge geredet hat, die gar nicht hierher gehörten. Schicken Sie mir nur Celeste her, ich werde ihr schon den Standpunkt klarmachen ...«
    In diesem Augenblick wurde Brigitte der erste Schreiber des Notars gemeldet, der an Dupuis' Stelle den Kontrakt aufsetzen sollte.
    Ohne auf ihre derangierte Toilette zu achten, gab Brigitte Auftrag, daß der junge Schreiber hereingeführt werde; sie machte nur die Konzession, daß sie mit ihm nicht von der Hühnerleiter herab, auf der sie gehockt hatte, verhandelte.
    »Herr Thuillier,« sagte der erste Schreiber, »war heute morgen bei uns, um dem Herrn Notar die einzelnen Klauseln des aufzunehmenden Kontrakts anzugeben; es ist nun bei uns üblich, daß wir, bevor wir die Stipulationen über die Zuwendungen aus Anlaß der Ehe aufsetzen, aus dem Munde der Geber selbst zu hören wünschen, was sie für Schenkungsabsichten haben. Herr Thuillier hat uns schon erklärt, daß er der Braut zu Eigentum ohne Nießbrauch das Haus schenkt, das er bewohnt und das ohne Zweifel dieses hier ist.«
    »Ja,« sagte Brigitte, »das sind die Bedingungen. Ich selbst schenke dreitausend Franken Rente zu freiem Eigentum; aber die Ehe wird unter Ausschluß der Gütergemeinschaft geschlossen.«
    »So ist es«, sagte der Schreiber, der in seinen Notizen nachsah; »Fräulein Brigitte Thuillier dreitausend Franken Rente. Da ist weiter Frau Celeste Thuillier, Gattin des Louis-Jérôme Thuillier, die ebenfalls in dreiprozentiger Staatsanleihe sechstausend Franken Rente zu unbeschränktem Eigentum und sechstausend Franken Zinsen schenkt.«
    »Das ist so, als ob es der Notar bereits aufgenommen hätte; aber da es bei Ihnen so üblich ist, wird man Sie, wenn Sie es von meiner Schwägerin selbst hören wollen, zu ihr führen.«
    Und sie gab dem Diener den Auftrag, den Herrn Schreiber zu Frau Thuillier zu bringen. Aber einen Augenblick später erschien der Schreiber wieder und erklärte, es müsse da ein Mißverständnis vorliegen, denn Frau Thuillier habe ihm mitgeteilt, daß sie keine Art von Eheschenkung zu machen beabsichtige.«
    »Das ist etwas stark«, sagte Brigitte; »kommen Sie nur mit mir, mein Herr.«
    Und wie ein Sturmwind drang

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