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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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weshalb ich mich immer fern davon gehalten habe.«
    »Was Sie da sagen,« fuhr Phellion fort, »paßt besonders auf meinen unglücklichen Sohn; denn trotz der würdigen Beschäftigung, in der er Trost für seinen Kummer suchte, hat er ihn doch so wenig besiegen können, daß er erst heute Morgen, trotz des großes Erfolges, den er davongetragen hat, mir davon sprach, er wolle eine Weltumsegelung antreten, ein Unternehmen, das ihn wenigstens drei Jahre fernhalten würde, vorausgesetzt, daß er die Gefahren einer so ausgedehnten Reise übersteht.«
    »Das wäre vielleicht gar nicht so falsch,« bemerkte Brigitte; »dann würde er getröstet zurückkommen und vielleicht noch drei oder vier andere Sterne entdeckt haben.«
    »Der eine genügt uns,« sagte Phellion, immer würdevoller werdend, »und dank diesem Ergebnis, das ihm eben eine so hohe Stellung in der wissenschaftlichen Welt verschafft hat, habe ich mir herausnehmen zu dürfen geglaubt, Ihnen ohne weitere Umschweife zu sagen: ich bin hergekommen, mein Fräulein, um von Ihnen für meinen Sohn, Felix Phellion, der sie liebt und der von ihr geliebt wird, die Hand Fräulein Celeste Collevilles zu erbitten.«
    »Aber, Papachen,« erwiderte Brigitte, »das ist doch zu spät; bedenken Sie doch, daß wir uns ›gerade entgegengesetzt‹ la Peyrade gegenüber gebunden haben.«
    »Es ist niemals zu spät, wie man sagt, das Rechte zu tun, und gestern hätte ich noch nicht wagen dürfen, damit vor Sie hinzutreten. Als Ausgleich für den Unterschied des Vermögens hätte mein Sohn Ihnen noch nicht antworten können: Wenn Celeste infolge Ihrer Großmut auch eine Mitgift besitzt, der die meinige nicht entfernt gleichkommt, so bin ich doch dafür Mitglied des königlichen Ordens der Ehrenlegion und werde allem Anschein nach binnen kurzem Mitglied der Akademie der Wissenschaften, einer der fünf Abteilungen des Instituts, sein.«
    »Gewiß wird Felix jetzt eine gute Partie,« sagte Brigitte, »aber la Peyrade hat unsere Zusage, er und Celeste sind schon aufgeboten, und ohne den außergewöhnlichen Zwischenfall wäre auch der Kontrakt schon unterzeichnet; er beschäftigt sich mit Thuilliers Wahl, die er schon sehr gut in Zug gebracht hat; wir haben zusammen mit ihm Geld in die Zeitung gesteckt: es ist also nicht möglich, selbst wenn wir wollten, uns von unserm Versprechen loszumachen.«
    »Also in einem so seltenen Falle,« sagte Phellion, »wo Vernunft und Neigung zusammentreffen, glauben Sie, einer reinen Interessenfrage den Vorzug geben zu sollen? Celeste hat, wie wir wissen, keinerlei Neigung für Herrn de la Peyrade. Mit Felix zusammen aufgewachsen ...
    »Mit Felix zusammen aufgewachsen!« unterbrach ihn Brigitte, »sie hat doch seinerzeit zwischen Herrn de la Peyrade und Ihrem Herrn Sohn wählen können, so wenig haben wir ihr Zwang auferlegt, und da hat sie Felix abgelehnt, dessen Atheismus allgemein bekannt ist.«
    »Sie täuschen sich, mein Fräulein, mein Sohn ist kein Atheist; selbst Voltaire zweifelte daran, ob es überhaupt Atheisten gäbe, und erst gestern hat ja hier in diesem Hause ein ebenso durch seine Begabung wie durch seine Tugenden ausgezeichneter Geistlicher eine große Lobrede auf Felix gehalten und den Wunsch zu erkennen gegeben, mit ihm in Beziehung zu treten.«
    »Gewiß, um ihn zu bekehren!« sagte Brigitte, »aber in bezug auf die Heiratsgeschichte muß ich Ihnen zu meinem Bedauern erklären, daß Sie einen Posttag zu spät kommen: niemals wird Thuillier auf seinen la Peyrade verzichten.«
    »Mein Fräulein,« sagte Phellion und erhob sich, »ich fühle mich in keiner Weise gedemütigt, daß der Schritt, den ich bei Ihnen unternommen habe, vergeblich war, und ich verlange nicht einmal, daß Sie darüber schweigen sollen, denn ich werde der Erste sein, der mit allen unsern Bekannten und Freunden davon sprechen wird.«
    »Erzählen Sie es, wem Sie wollen!« erwiderte Brigitte bitter. »Das sieht ja gerade aus, als ob Ihr Herr Sohn, weil er einen Stern entdeckt hat, wenn er wirklich der Entdecker ist, und nicht der Alte, den die Regierung dafür belohnt hat, eine Tochter des Königs von Frankreich zur Frau verlangen dürfte!«
    »Genug davon«, sagte Phellion; »ich könnte Ihnen antworten, daß, ohne die Thuilliers damit herabzusetzen, die Orléans mir doch auf einer etwas höheren Stufe zu stehen scheinen. Aber ich möchte keine scharfen Worte gebrauchen, und ich empfehle mich Ihnen mit der Bitte, die Versicherung meiner ergebensten Hochachtung

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