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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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lassen, das übrige nehme ich auf mich.«
    Ein Dienstbote wurde nun in das Zwischengeschoß hinuntergeschickt, der Celeste bestellen sollte, daß ihr Pate sie zu sprechen wünsche.
    Das Wirtschaftszimmer, in dem mitten bei dem Aufräumen Brigittes diese Szene begonnen hatte, war nicht der geeignete Raum für die von la Peyrade erbetene Aussprache; man begab sich also in Erwartung Celestes in den Salon. Als sie erschien, sagte Thuillier, entsprechend der getroffenen Abrede, zu ihr:
    »Deine Mutter, mein Kind, erzählt uns da merkwürdige Dinge; ist es wahr, daß du, obwohl dein Ehekontrakt gestern hätte unterzeichnet werden sollen, dich noch nicht zu der Heirat, zu der wir die Vorbereitungen getroffen haben, entschlossen hast?«
    »Lieber Pate,« antwortete Celeste, etwas erstaunt über dieses plötzliche Zurredestellen, »meines. Wissens habe ich das nicht zu Mama gesagt.«
    »Hast du nicht vorhin«, sagte Flavia, »eine überschwengliche Lobrede auf Herrn Felix Phellion gehalten?«
    »Ich habe über Herrn Phellion nicht anders als alle übrigen Leute gesprochen.«
    »Bitte,« sagte Thuillier kategorisch, »keine Zweideutigkeiten: weigerst du dich, ja oder nein, Herrn de la Peyrade zu heiraten?«
    »Lieber Freund,« sagte der Provenzale dazwischentretend, »du hast eine so brüske und bestimmte Art, Fragen zu stellen, wie sie mir hier, zumal in meiner Gegenwart, sehr wenig am Platze zu sein scheint; willst du mir in meiner Eigenschaft als Hauptbeteiligter gestatten, mit dem Fräulein eine Aussprache zu haben, die wohl tatsächlich nötig geworden sein dürfte? Frau Colleville wird mir diese Gunst nicht versagen; in meiner Lage enthält dieser Anspruch, wie ich meine, nichts, was ihre mütterliche Besorgnis wachrufen könnte.«
    »Ich würde Ihrem Wunsche gern entsprechen,« erwiderte Flavia, »wenn ich nicht fürchtete, daß alle solche Maßnahmen so aussehen könnten, als ob das, was unwiderruflich beschlossen worden ist, überhaupt in Frage gestellt werden dürfe.«
    »Ich, gnädige Frau, habe im Gegensatz dazu den dringlichsten Wunsch, daß Fräulein Celeste bis zum letzten Augenblick die volle Freiheit der Entscheidung gelassen werde. Haben sie also die Güte, wie wir bei Gericht sagen, Ihren Beschluß auf meinen Antrag zu verkünden.«
    »Gut«, sagte Frau Colleville; »Sie halten sich für sehr gewandt; wenn Sie sich also von dem kleinen Mädchen einwickeln lassen sollten, um so schlimmer für Sie! – Kommen Sie mit, Thuillier?« fügte sie hinzu, »wir sind hier jetzt überflüssig.« Als die beiden Brautleute allein waren, zog la Peyrade einen Sessel für Celeste heran, nahm sich selbst einen Stuhl und sagte:
    »Mein Fräulein, Sie werden mir, wie ich zu glauben wage, die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß ich Sie mit dem Ausdruck meiner Gefühle nicht gelangweilt habe. Ich weiß von Ihrer Herzensneigung und gleichzeitig von Ihren Gewissensbedenken; ich hoffte, daß ich schließlich, indem ich mich recht klein machte, zwischen diesen entgegengesetzten Strömungen hindurchschlüpfen könnte; aber auf dem Punkte, auf dem wir jetzt angelangt sind, glaube ich weder indiskret noch ungeduldig zu erscheinen, wenn ich Sie bitte, mir mitzuteilen, welchen Entschluß Sie gefaßt haben.«
    »Oh, mein Gott,« erwiderte Celeste, »da Sie mich mit solcher Güte und Freimütigkeit fragen, mein Herr, so will ich Ihnen sagen, was Sie ja auch schon wissen, daß, da ich mit Herrn Felix Phellion zusammen aufgewachsen bin und ihn weit länger kenne als Sie, der Gedanke an eine Heirat, der ja für ein junges Mädchen immer etwas Beunruhigendes hat, mit ihm mich weniger als mit jedem andern erschreckt hat.«
    »Seinerzeit«, bemerkte Theodosius, »war es Ihnen aber doch gestattet, Ihre Wahl auf ihn zu lenken ...«
    »Gewiß, aber damals bestand zwischen uns ein Zwiespalt in bezug auf das religiöse Denken.«
    »Und heute ist dieser Zwiespalt nicht mehr vorhanden?«
    »Fast gar nicht mehr«, sagte Celeste. »Ich bin in die Lage versetzt worden, meine Ansicht derjenigen besser unterrichteter und erleuchteter Personen als ich unterzuordnen, und Sie selbst haben ja gestern mit angehört, in welcher Weise sich der Herr Abbé Gondrin darüber ausgesprochen hat.«

»Es sei fern von mir,« entgegnete der Provenzale, »das Urteil eines so hervorragenden Richters anfechten zu wollen. Gleichwohl erlaube ich mir zu bemerken, daß es unter den Mitgliedern des Klerus verschiedene Schattierungen gibt: die einen gelten als zu streng, die

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