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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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einen furchtbaren Zornausbruch fürchten müßten, sobald Sie sich in das Zimmer Fräulein Thuilliers begeben würden, sie damit beschäftigt finden könnten, ihre Koffer zu packen und das Haus zu verlassen!«
    »Was sagen Sie da, mein Herr?« rief Celeste entsetzt.
    »Die reine Wahrheit; Sie können es sich von den Dienstboten bestätigen lassen, denn es erscheint mir selbst fast unglaublich.«
    »Aber das ist ja unmöglich!« rief das arme Kind aus, dessen Aufregung bei jedem weiteren Worte des geschickt vorgehenden Provenzalen wuchs; »ich kann doch nicht die Ursache eines solchen Unglücks sein.«
    »Das heißt, Sie wollen es nicht sein, denn in Wirklichkeit ist das Unglück schon geschehen; gebe der Himmel, daß es wieder rückgängig gemacht werden könne!«
    »Aber, mein Gott, was soll ich denn tun?« sagte Celeste und rang die Hände.
    »Sich opfern, mein Fräulein, würde ich Ihnen ohne Zögern antworten, wenn mir unter den obwaltenden Umständen nicht die ebenso beneidenswerte wie schmerzliche Rolle eines Opferdieners zufiele.«
    »Mein Herr,« erklärte Celeste, »Sie legen den Widerstand, den ich leisten könnte und dem ich kaum Ausdruck gegeben habe, ganz falsch aus; ich konnte wohl eine Vorliebe haben, aber ich habe mich niemals als ein Opfer angesehen; und was geschehen muß, um dem Hause seine Ruhe wieder zurückzugeben, das werde ich ohne Widerstreben und sogar gern tun.«
    »Das wäre weit mehr,« erwiderte la Peyrade mit geheuchelter Bescheidenheit, »als ich für meine Person erwarten darf; aber um das, was wir beide wünschen zu erreichen, bedarf es wenigstens nach außen hin, wie ich Ihnen erklären muß, noch eines weiteren. Frau Thuillier hat eine so vollständige Wesensänderung bezeigt, daß sie nicht sofort wieder die alte sein wird, wenn Sie nur verzichten wollen; es klingt in meinem Munde zwar sehr lächerlich, aber die Situation verlangt es, daß Ihre Patin glauben muß, eine direkte Taktlosigkeit begangen zu haben, indem Sie meinem Wunsche mit einer Bereitwilligkeit entgegenkommen, die ja an sich gewiß sehr unwahrscheinlich ist, die aber so gut gespielt werden müßte, daß sie die erforderliche Illusion bei ihr hervorruft.«
    »Gut,« sagte Celeste, »ich werde mich fröhlich und glücklich zu zeigen wissen. Meine Patin ist für mich eine zweite Mutter, mein Herr, und was täte man nicht für eine Mutter!«
    Die Lage war nun so geworden, und Celeste hatte so offen ihr tiefes Empfinden und ihre unbedingte Opferwilligkeit gezeigt, daß la Peyrade, wenn er auch nur ein wenig Herz besessen hätte, vor der Rolle, die er spielte, Ekel hätte empfinden müssen; aber Celeste war für ihn nur eine Stufe, die hinauf führte; und wer hat sich jemals darum gekümmert, ob die Leiter, wenn sie nur empor führt, es mit Begeisterung tut oder nicht? Es wurde also beschlossen, daß Celeste zu ihrer Patin gehen und sie davon überzeugen sollte, daß sie im Irrtum gewesen sei, wenn sie jemals an ein Gefühl des Widerwillens gegen la Peyrade bei ihr geglaubt hätte. Wäre der Widerstand Frau Thuilliers erst beseitigt, so würde sich alles leicht erledigen; der Advokat übernahm es, Frieden zwischen den beiden Schwägerinnen zu stiften, und man kann sich denken, daß ihm die Worte nicht fehlten, dem harmlosen Kinde eine Zukunft vorzuspiegeln, in der er durch seine Hingebung und seine Liebe jedes Bedauern über den moralischen Zwang, den sie sich auferlegte, verschwinden machen würde.
    Als Celeste die Sache bei ihrer Patin zur Sprache brachte, stieß sie auf viel weniger Widerstand, als sie erwartet hatte. Um sich bis zu offenem Aufruhr zu versteigen, hatte es bei der armen Frau, die damit gegen ihr eigenstes Wesen und Temperament handelte, einer fast übermenschlichen Willensanspannung bedurft. Sobald sie das erdichtete Bekenntnis ihres heißgeliebten Patenkindes vernommen hatte, trat die Reaktion bei ihr ein, und es mußte ihr die Kraft fehlen, auf dem eingeschlagenen Wege weiter vorwärts zu gehen. Sie ließ sich also leicht von der Komödie täuschen, die ihr zu Gunsten des Provenzalen vorgespielt wurde. Und als erst das Unwetter an dieser Stelle sich beruhigt hatte, war es la Peyrade nicht schwer, Brigitte davon zu überzeugen, daß sie bei der Unterdrückung des Aufstandes gegen ihre Autorität ein bißchen weiter als erlaubt gegangen war; da ihre Autorität nicht mehr in Frage gestellt wurde, so war Brigitte ihrer Schwägerin nicht mehr böse darüber, daß sie sie beinahe geschlagen hätte, und mit

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