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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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sich mir ein wenig zur Verfügung stellen sollten?«
    »Es wird immer noch Zeit sein,« antwortete la Peyrade, »Ihnen das Gegenteil zu beweisen, und ich habe nicht die Absicht, auf das, was Sie mit mir vorhaben, einzugehen, bis ich Ihre Pläne nicht genauer kennengelernt habe.«
    »Ich habe Ihnen eine Heirat vorschlagen lassen«, begann du Portail wieder; »diese Heirat steht nach meiner Absicht in engem Zusammenhang mit einer andern Kombination, die Ihnen eine Existenz bieten soll, auf die Sie gewissermaßen schon durch erbliche Beziehungen hingewiesen werden. Wissen Sie, was der Onkel, nach dem Sie um das Jahr 1829 suchten, in Paris machte? Bei Ihrer Familie galt er als Millionär, und als er, bevor Sie noch mit ihm zusammengekommen waren, plötzlich starb, hinterließ er nicht einmal so viel, daß die Beerdigung davon bezahlt werden konnte; ein Armensarg und ein Massengrab, das war sein Ende.«
    »Haben Sie ihn denn gekannt?« fragte Theodosius.
    »Er war mein bester und ältester Freund«, erwiderte du Portail.
    »Aber die Summe von hundert Louisdor,« sagte la Peyrade lebhaft, »die mir bei diesem Anlaß während der ersten Zeit meines Pariser Aufenthalts von unbekannter Hand zugestellt wurde ...«
    »Kam in der Tat von mir«, antwortete der Rentier; »unglückseligerweise konnte ich, mit einer Unzahl von Geschäften überhäuft, was Sie sogleich besser verstehen werden, mein wohlwollendes Interesse für Sie, mit dem mich das Andenken an Ihren Onkel erfüllte, nicht weiter betätigen: so erklärt es sich, daß ich Sie auf dem Strohlager einer Mansarde bis zu einem solchen Grade von Elend gelangen ließ, daß Sie einem Dutocq und einem Cérizet in die Hände fielen.«
    »Ich bleibe Ihnen darum nicht weniger verpflichtet, mein Herr«, sagte la Peyrade; »seien Sie überzeugt, daß ich, wenn ich gewußt hätte, daß Sie der edelmütige Beschützer, den ich bisher nicht aufzufinden vermochte, waren, auch ohne Ihre Aufforderung abzuwarten, die erste Gelegenheit benutzt hätte, zu Ihnen zu kommen und Ihnen meinen Dank auszusprechen.«
    »Lassen wir die Komplimente beiseite«, sagte du Portail; »um nun zu dem ernsten Gegenstand unserer Besprechung zu kommen: was würden Sie sagen, wenn Sie erführen, daß dieser Onkel, wegen dessen Gunst und Hilfe Sie nach Paris kamen, ein Agent jener geheimen Macht war, die der Gegenstand so vieler lächerlicher Fabeln und törichter Vorurteile ist?«
    »Ich verstehe nicht recht«, sagte la Peyrade mit unruhiger Neugier; »darf ich Sie bitten, sich deutlicher auszudrücken?«
    »Ich will den Fall setzen,« fuhr du Portail fort, »daß Ihr Onkel noch lebte, dann würde er wohl so zu Ihnen sprechen: ›Mein guter Neffe, du strebst nach Vermögen und Einfluß; du wünschest dich aus der Masse herauszuheben und an allen bedeutenden Angelegenheiten deiner Zeit teilzunehmen; du möchtest ein Betätigungsfeld für deinen lebhaften, gewandten, erfindungsreichen und ein wenig zur Intrige geneigten Geist finden und in einer hohen, vornehmen Sphäre diese Willenskraft und diese Erfindungsgabe betätigen, die du bisher an die törichte und unnütze Ausbeutung des trockensten und ledernsten, was es auf der Welt gibt, nämlich eines Bourgeois, verschwendet hast. Deshalb, mein guter Neffe, bücke dich und komm mit mir durch diese kleine Tür, die ich dir öffnen will, und die in ein großes Haus führt, das zwar übel berüchtigt, das aber dennoch besser ist als sein Ruf. Sobald du die Schwelle überschritten hast, wirst du dich zu der ganzen Größe deiner Begabung aufrichten können, wenn nur ein Funke davon in dir vorhanden ist: die Staatsmänner, die Könige sogar, werden dir ihre geheimsten Gedanken anvertrauen; du wirst ihr heimlicher Mitarbeiter sein, und dementsprechend wird kein Glück, das Geld und wichtige Stellung einem Manne verschaffen können, dir versagt und unerreichbar sein.«
    »Aber, mein Herr,« wandte la Peyrade ein, »ohne daß ich Sie noch zu verstehen glaube, muß ich doch bemerken, daß mein Onkel in so elenden Verhältnissen gestorben ist, daß die Armenfürsorge seine Bestattung hat auf sich nehmen müssen ...«
    »Ihr Onkel«, erwiderte du Portail, »war ein Mann von seltener Begabung, aber er neigte zu einem Leichtsinn, der seine ganze Karriere gefährdete. Er war verschwenderisch, von leidenschaftlicher Vergnügungssucht und kümmerte sich nicht um die Zukunft; er wollte auch die Genüsse auskosten, die für den gewöhnlichen Menschen geschaffen, die aber für die

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