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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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helfen will, ein Buch über den Staatskredit oder irgend so etwas zu verfassen, ... dann muß ich auch an ein Vermögen denken, ... und von Ihnen wäre es töricht, ihm dieses Haus zu geben ...«
    »Meinem Bruder? ... Aber ich würde es morgen auf seinen Namen eintragen lassen!« ... rief Brigitte; »Sie kennen mich noch nicht ...«
    »Ich kenne Sie noch nicht ganz,« sagte la Peyrade, »aber ich weiß so viel von Ihnen, daß ich bedaure, Ihnen nicht von Anfang an alles gesagt zu haben, als ich die Schritte tat, denen Thuillier seine Wahl zu verdanken haben wird. Denn schon am Tage nach seiner Aufstellung werden sich die Neider bemerkbar machen und es wird eine harte Aufgabe für ihn werden; man muß sie verblüffen und allen Einwänden seiner Rivalen zuvorkommen!«
    »Aber die Geschäftssache,« ... sagte Brigitte, »worin bestehen denn die Schwierigkeiten?«
    »Mein Fräulein, die Schwierigkeiten bestehen in meinen Gewissensbedenken, ... und ich kann Ihnen hierbei keine Dienste leisten, bevor ich mich nicht meinem Beichtvater anvertraut habe ... Denn geschäftlich ist es eine absolut legale Sache; wie könnte ich, Sie werden das verstehen, ich, ein in das Register eingetragener Advokat, ein Mitglied dieser Genossenschaft mit ziemlich strengen Grundsätzen, ein Geschäft in Vorschlag bringen, das irgendeine Angriffsfläche böte ... Ich tue es überhaupt nur, weil ich selbst nicht einen Heller dabei verdiene ...«
    Brigitte saß wie auf Kohlen, ihr Gesicht glühte, sie zerriß ihren Faden, knüpfte ihn wieder zusammen und wußte nicht, wie sie sich verhalten solle.
    »Man kann heute aber doch,« sagte sie, »nicht vierzigtausend Franken Ertrag von einem Hause haben, wenn man nicht mindestens eine Million und achtmalhunderttausend Franken dafür bezahlt ...«
    »Oh, Sie sollen es sehen und den Ertrag selber schätzen, und ich garantiere Ihnen, daß ich es Thuillier für fünfzigtausend Franken verschaffen werde.«
    »Nun, wenn Ihnen das gelingt,« rief Brigitte, die, von Habgier verzehrt, in die höchste Erregung geraten war, »dann, mein lieber Herr Theodosius ...«
    Sie stockte.
    »Nun, mein Fräulein, was dann?«
    »Dann werden Sie vielleicht auch für Ihr eigenes Interesse gearbeitet haben ...«
    »Oh, wenn Thuillier Ihnen mein Geheimnis verraten hat, dann verlasse ich das Haus.«
    Brigitte erhob den Kopf.
    »Hat er Ihnen verraten, daß ich Celeste liebe?«
    »Nein, so wahr ich ein anständiges Mädchen bin!« rief Brigitte aus; »aber ich wollte gerade von ihr reden.«
    »Sie wollen sie mir anbieten? ... Nein, Gott verzeihe mir, ich will sie nur ihr selbst, ihren Eltern, ihrem freien Entschlüsse zu verdanken haben ... Nein, von Ihnen verlange ich nur Ihr Wohlwollen und Ihre Gunst ... Versprechen Sie mir nur, wie Thuillier, als Preis für meine Dienste Ihre Hilfe und Ihre Freundschaft; sagen Sie mir, daß Sie mich wie einen Sohn behandeln werden ... Dann werde ich mir Ihren Rat erbitten. Dann kann ich Ihnen die Entscheidung überlassen und brauche nicht mit meinem Beichtvater zu sprechen. Sehen Sie, seit zwei Jahren sehe ich mich nach der Familie um, in die ich eintreten möchte, und der ich als meine Mitgift meine Energie zubringe ... Denn ich werde meinen Weg machen! ... Ich habe wohl bemerkt, daß Sie die Ehrenhaftigkeit der alten Zeiten besitzen und eine klare unverwirrbare Urteilsfähigkeit ... Sie sind geschäftserfahren, und einen so beschaffenen Menschen hat man gern an seiner Seite ... Mit einer Schwiegermutter von Ihrer Tüchtigkeit wäre ich in meinem häuslichen Leben einer Menge kleinlicher Geldsorgen überhoben, die Einen auf der politischen Bahn hemmen, wenn man sich selbst damit befassen muß ... Ich habe Sie am letzten Sonntag wahrhaft angestaunt ... Ach, wie schön waren Sie da! Wie haben Sie das alles arrangiert! Ich glaube, in zehn Minuten war das Speisezimmer ausgeräumt ... Und ohne daß Sie das Haus zu verlassen brauchten, war alles da, was für Erfrischungen und für das Souper gebraucht wurde ... Da habe ich mir gesagt: ›So muß eine Frau aussehen, die ihr Hauswesen zu leiten versteht!‹« ...
    Brigittes Nasenflügel hoben sich, und sie sog die Worte des jungen Advokaten ein; er beobachtete sie verstohlen und genoß seinen Triumph. Er hatte ihre empfindlichste Stelle berührt.
    »Ach,« sagte sie, »an das Wirtschaften bin ich ja gewöhnt, das verstehe ich!«
    »Sich von einem so offenen reinen Gewissen beraten lassen,« begann Theodosius wieder, »ja, das genügt mir!«
    Er war

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