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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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begann, war er in voller Ausrüstung auf seinem Posten. Von morgens bis zur Hauptmahlzeit, die er bei dem Vater Lathuile, den Charlet verewigt hat, einnahm, kaute er Brotkrusten als einzige Nahrung, und er verzehrte sie mit solchem Anstand und so resigniert, daß ihm dafür überreiche Almosen gespendet wurden.
    Der Kirchendiener und der Weihwasserbesprenger, mit denen er wahrscheinlich unter einer Decke steckte, sagten von ihm:
    »Das ist der Bettler, der zur Kirche gehört; er hat noch den Pfarrer Longuet gekannt, der Saint-Sulpice gebaut hat; er war zwanzig Jahre lang Kirchendiener, vor und nach der Revolution; er ist jetzt hundert Jahr alt.«
    Diese kurze Biographie, die alle Frommen kannten, war die beste Reklame für ihn, und kein Bettlerhut in ganz Paris hatte eine bessere Kundschaft. Sein Haus hatte er sich im Jahre 1826 gekauft und seine Rente 1830 eintragen lassen.
    Aus diesen beiden Quellen mußte er ein Jahreseinkommen von sechstausend Franken besitzen, mit denen er Wuchergeschäfte wie Cérizet betrieb, denn das Haus hatte vierzigtausend Franken gekostet und das eingetragene Kapital achtundvierzigtausend Franken betragen. Die Nichte, die der Onkel ebenso wie die Portiersleute, die Kirchenbeamten und die frommen Seelen getäuscht hatte, hielt ihn für ärmer, als sie selbst war, und wenn sie Fische hatte, die nicht mehr ganz frisch waren, so brachte sie sie dem armen Manne.
    Sie hielt sich daher für berechtigt, sich für ihre Geschenke und ihre Mildtätigkeit gegen einen Onkel zu entschädigen, der eine Menge unbekannter Seitenverwandter haben mußte, denn sie war die dritte und jüngste Tochter eines Toupilliers; sie hatte vier Brüder, und ihr Vater, ein Straßenhändler, hatte ihr in ihrer Jugend von drei Tanten und vier Onkeln erzählt, die alle die merkwürdigsten Berufe hatten.
    Nachdem sie sich den Kranken angesehen hatte, war sie im Galopp zu Cérizet gerannt, um seinen Rat einzuholen, wobei sie ihm mitteilte, wie sie ihre Tochter wiedergefunden hätte, und welche Gründe, Erwägungen und Anzeichen sie annehmen ließen, daß ihr Onkel Toupillier einen Haufen Gold in seiner Matratze versteckt hätte. Die Mutter Cardinal hielt sich nicht für stark genug, sich dieser Erbschaft auf legalem oder illegalem Wege zu bemächtigen, und war daher gekommen, um sich Cérizet anzuvertrauen.
    Der Ausbeuter der armen Leute sollte endlich, ähnlich wie die Kloakenreiniger, Diamanten in dem Kot finden, den er seit vier Jahren durchstocherte, wobei er auf einen der Glückszufälle wartete, denen man in solchen Bezirken, wie es heißt, begegnen kann, in welchen Leute in Holzschuhen manchmal eine Erbschaft finden. Dies war der geheime Beweggrund seines milden Verhaltens gegen den Mann, dem er den Untergang geschworen hatte. Man kann sich vorstellen, mit welcher Angst er die Rückkehr der Witwe Cardinal erwartete, der dieser gerissene Komplottschmieder die Wege gewiesen hatte, wie sie sich Gewißheit bezüglich der vermuteten Existenz eines Schatzes verschaffen könne, wobei er ihr vollen Erfolg versprach, wenn sie ihm die Sorge überließe, diese Ernte einzuheimsen. Er war nicht der Mann, vor einem Verbrechen zurückzuschrecken, besonders wenn er die Möglichkeit vor sich sah, es von einem andern begehen zu lassen, während er den Gewinn einstrich. Er würde dann das Haus in der Rue Geoffroy-Marie kaufen und endlich ein Pariser Bourgeois werden können, ein Kapitalist, der in der Lage war, gute Geschäfte zu machen. »Mein Benjamin,« sagte die Fischhändlerin zu ihm mit einem Gesicht, das ebensosehr von Habgier wie von dem schnellen Laufen glühte, »mein Onkel schläft auf mehr als hunderttausend Franken in Gold! ... und ich bin sicher, daß die Petraches unter der Vorspiegelung, daß sie ihn pflegen, den Schatz ausgekundschaftet haben.«
    »Unter vierzig Erben verteilt,« sagte Cérizet, »würde das Vermögen für den Einzelnen nicht viel bedeuten. Hören Sie, Mutter Cardinal, ich heirate Ihre Tochter; geben Sie ihr das Gold des Onkels als Mitgift, und ich lasse Ihnen den Nießbrauch der Rente und des Hauses.«
    »Riskieren wir auch nichts dabei?«
    »Nicht das Geringste.«
    »Abgemacht,« sagte die Witwe Cardinal und schlug in die Hand ihres zukünftigen Schwiegersohns ein. »Sechstausend Franken Rente! Was soll das für ein Leben werden!«
    »Und dazu noch einen Schwiegersohn wie mich!« fügte Cérizet hinzu.
    »Ich werde eine Pariser Bourgeoise sein!« rief die Cardinal aus.
    »Jetzt aber,« begann Cérizet

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