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Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)

Titel: Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Krausser
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fähig sein werde. Die Anwälte stimmen in ihren Ratschlägen nicht überein, weil, wie ich wiederhole, in meinem Kopf alles durcheinandergeht und ich nicht weiß, was das Beste zu tun wäre. Ich werde mich beschuldigen, Dich, wen auch immer.
    Und Du ziehst keine Konsequenzen. Für eine zu lange Zeit hast Du mich zu Deinem Opfer gemacht, hast meine guten und liebevollen Gefühle für Dich mit Füßen getreten, hast mich verletzt als Gattin und als leidenschaftliche Geliebte, die ich immer war. Aber wenn es einen Gott gibt, wird er dafür sorgen, daß Du dafür bezahlst, was Du mir angetan hast. Die Stunde der Züchtigung kommt auch für Dich, und dann wird er Dich bestrafen für alles Böse, das Du mir angetan hast, aber es wird zu spät sein. Mit Deinem Egoismus hast Du eine Familie zerstört, hast schlimme Dinge verschuldet, und wenn es wahr ist, daß alles in der Welt gebüßt werden muß, wirst auch Du büßen. Du bist nicht mehr zwanzig, noch erfreust Du Dich einer blühenden Gesundheit, und schnell kommt der Tag, an dem Du einsam sein wirst und Dich nach der Pflege und Liebe einer zärtlichen Person sehnst, aber zu spät, und Du wirst Deine Tage einsam beschließen und verlassen von allen. Deine Theorie, daß man mit Geld alles haben könne, wird sich als falsch erweisen, denn die Zuwendung und die Sicherheit, um sich Menschen zu haben, die Dir gewogen sind, die läßt sich nicht erkaufen. Auch Dein Sohn wird sich daran erinnern, was Du seiner Mutter angetan hast, vielleicht wird er Dir das verzeihen können. Wenn ich Dir einen Rat geben kann, dann den, daß Du aufhörst zu lügen, denn es ist vielleicht der einzige Weg, um Dich vor allen zu rehabilitieren. Weil Du Dich ja auch selbst belügst, und der sicherste Beweis dafür ist der, daß Du Dir ein Alibi fabriziert hast, das Dich völlig reinwäscht, und um sicher zu sein, daß du nicht verwechselt wirst, hast du es Dir geschrieben und ich hab es gelesen. Aber wie die Dinge sich entwickelt haben, ist es nicht nötig, dies zu schreiben, und damit genug, denn ich weiß nicht mehr, was ich sage. Elvira.
    Sie ist nicht auf dem laufenden. Puccini hat schon einige Anstrengungen gemacht, die Manfredis zu besänftigen, auch mit finanziellen Offerten. Erfolglos. Aber immerhin behauptet Dolfino bereits nicht mehr, geschworen zu haben, Elvira zu töten. Er habe nur geschworen sie zu töten, falls es nicht zu einem Prozeß kommt.
    Elviras Brief zeigt bei Giacomo einige Wirkung. So ungerecht kategorisiert er sich zunächst fühlt, der theatralisch-leidenschaftliche Tonfall des Briefes beeindruckt ihn ebenso wie die düstere Vision der Alterseinsamkeit, die ihm angeblich droht. Ausgerechnet er, der sich tatsächlich jederzeit ein neues Leben erkaufen könnte, wird zusehends ängstlicher, scheut davor zurück, den letzten Schritt zur Trennung zu realisieren. Seiner Beziehung zu Elvira eine gewisse masochistische Komponente zu unterstellen, ist sicher nicht aus der Luft gegriffen. Auf ihren Brief hin kommt es, statt des von ihr riskierten endgültigen Bruches, zu neuen Verhandlungen, die von der Meldung überschattet werden, Tonio habe sich, ohne den Vater zu unterrichten, erneut nach München abgesetzt. Puccini bemüht sich um ihn, und in sein Schreiben schleichen sich, was die Zukunft mit Elvira betrifft, ganz neue Töne.
    GP an seinen Sohn, 7. April 1909
    Lieber Tonio,
    was habe ich getan, daß ich es verdiene, so behandelt zu werden – allen sagst Du, daß Du nach München gehst, und mir verschweigst Du mit einem gewissen Ressentiment, wo Du hin gegangen bist. Du tust mir und Dir weh – und ich habe nicht verdient, diesen neuen Affront den vielen hinzufügen zu müssen, die mir meine Familie angetan hat. […]
    Ich wünschte, es wäre nicht wahr, denn ich liebe Deine Mutter, trotz allem. Ich wünsche mir nichts anderes, als wieder mit ihr zusammen zu sein, das aber wird dann geschehen, wenn sie die klare Wahrheit der Fakten einsieht – nicht wie ich sie sehe, das könnte man denken, sondern, wie sie tatsächlich sind – […]
    Ich verzeihe alles, all das, was sie für Fosca getan hat, und ich bin an den Punkt gelangt, zu sagen, daß, wenn sie einsieht, was Fosca getan hat, ich angesichts der großen Liebe, die eine Mama für ihre Tochter empfindet, bereit bin, weiterhin auf klare und unvoreingenommene Weise zu helfen – es gibt keinen größeren Hornochsen als mich – ! Was den Verrat angeht, der unseren Krieg ausgelöst hat: Du kennst die wahren Gründe, und

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