Die Klimaprioritaeten
heißt für ihn, Schutzgebiete erhalten, organische Abfälle auf dem Boden verrotten lassen und Schädlinge intelligent bekämpfen, zum Beispiel mit Blumen, die durch ihren Duft unliebsame Insekten fernhalten, sodass zehnmal weniger Pestizide eingesetzt werden können. Und sozial heißt, einen sehr paternalistischen Anspruch zu haben: Es gibt Häuser für die Mitarbeiter, ein Hospital, freie medizinische Versorgung, freies Wohnen, Wasser und Strom.
Der Däne ist auch ein erklärter Fan des Emissionshandels. Sein Unternehmen ist das erste in Malaysia, das die
Marktmechanismen
des Kyoto-Protokolls nutzt und
Emissionsgutschriften
aus einem Biogaskraftwerk an europäische
Industrieunternehmen
verkauft. Das Kraftwerk wird aus Abfällen der Palmölmühlen befeuert, die rund 11 000 Kubikmeter Biogas pro Tag für die Stromversorgung der Plantagen liefern.
Nielsen ist Mitglied des »Roundtable for Sustainable Palmoil« (RSPO), einer internationalen Organisation, die
Palmölherstellung
in eine nachhaltige Richtung drängen will und dafür Qualitätsstandards entwickelt hat. Ihr gehören Produzenten, Händler, Umweltorganisationen und Fachleute an. Sie repräsentieren |73| 40 Prozent der Palmölerzeuger. Die großen Konzerne der Nahrungs- und Kosmetikindustrie sind allerdings bislang nicht dabei. Sie müssten Teil dieses Kontrollsystems sein, sagt Nielsen, um ein ausreichendes Marktgewicht zu erzeugen. RSPO hat einen Katalog mit 32 Kriterien erstellt, die eine nachhaltige Herstellung belegen sollen. United Plantations wurde in einem Testlauf von britischen Auditoren der Firma Proforest aus Oxford überprüft. Sie fanden 26 der Kriterien vollständig erfüllt, sechs teilweise – ausreichend für ein Gütesiegel, dass allerdings erst im Sommer 2008 auf dem Markt sein wird. United Plantations erfüllt bereits seit fünf Jahren die Qualitätsstandards der schweizerischen Supermarktkette Migros, die für ihre Produkte den Nachweis einer nachhaltigen Palmölproduktion verlangt.
Welches ist das am schwierigsten zu erfüllenden Kriterium, frage ich Nielsen. Naturnahe Gebiete, Schutzzonen innerhalb der Plantagen auszuweisen, antwortet er. Es ist ungefähr so, als ob man einen Oldtimer mit Airbags und Katalysator nachrüsten muss. Als seine Plantagen vor 100 Jahren angelegt wurden, gab es keine Flächennutzungspläne, keine
Nachhaltigkeitsstandards
, die den Schutz einer bestimmten Fläche Naturwald verlangten. Urwald wurde gerodet und Ölpalmen wurden gepflanzt. Blieb Naturwald übrig, geschah dies eher, weil der Plantagenbaron von seinem Domizil lieber auf einen Dschungelrest blicken wollte. Bekäme Nielsen heute neues Land, müsste er sich an eine vorgeschriebene Landnutzung halten, würde er Umweltstudien anfertigen lassen, welche Waldflächen schützenswert sind, zum Beispiel an Wasserläufen, und ließe diese dann unberührt. »Eine Fläche, auf der momentan Ölpalmen wachsen, wieder als Naturwald zu rehabilitieren, ist enorm aufwändig und dauert sehr lange«, erklärt Nielsen.
Nielsens eigenes Nachhaltigkeitsverständnis erlaubt ihm nicht, Palmöl für Biodiesel zu produzieren. Sein Unternehmen |74| beliefert nur Händler, die das Öl für Speisen und Kosmetik verwenden. Da ist er kompromisslos. »Nicht mit uns.« Dies sei weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Der Biodiesel-Hype sei von kurzsichtigen Politikern künstlich forciert, schimpft er und lässt dann kein gutes Haar an den Parlamentariern und Beamten in Brüssel, London und Berlin, die im Biodiesel doch nur eine willkommene Chance sähen, die viel zu hohen und kontraproduktiven
EU-Agrarsubventionen zu senken, damit die Bauern in der EU endlich stillgelegte Flächen bewirtschaften könnten, damit der Preis steigt, die Bauern gut verdienen und nicht murren, wenn die staatlichen Wohlfahrten
zurückgeschraubt werden.
Kann United Plantations auch ein Vorbild für Hersteller im Nachbarland Indonesien sein, kann man Palmöl wirklich, wie Carl Bek-Nielsen glaubt, umweltschonend produzieren? Rizaldi Boer, der indonesische Klima- und Waldexperte, ist überzeugt davon. Es gebe so viel brachliegendes Land vor allem auf den Inseln Borneo, Sumatra und Sulawesi, insgesamt 60 Millionen Hektar. Verarmte Böden, Grasland. Lieber sehe er dort überall Ölpalmen wachsen, als dass die Gebiete ungenutzt blieben. Theoretisch bräuchte man keinen Hektar Regenwald mehr roden. Doch die entscheidende Frage ist: Wem gehört das Land? Die Nutzungsrechte sind oft nicht geklärt,
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