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Die Klimaprioritaeten

Titel: Die Klimaprioritaeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Streck
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Bericht der britischen Regierung zum akuten Müllproblem der Insel. Das Fazit der Studie: Die reichen Länder müssen ihren ökologischen Fußabdruck dramatisch reduzieren. Doch die Effizienzrevolution wird nicht stattfinden, wenn Politiker in den Industriestaaten nicht endlich unbequeme Wahrheiten mutiger kommunizieren und strenge, aber verlässliche Spielregeln für Unternehmen und Individuen festlegen, auch wenn sie damit den politischen Selbstmord riskieren. Exbundeskanzler Gerhard Schröder mit der Agenda 2010 wäre durchaus ein Vorbild. Regierungen könnten zum Beispiel mit diesen vier folgenden Botschaften beginnen:
|181| Was für die Medizin gilt, gilt auch für den Klimawandel: Vorbeugen ist besser als heilen, heißt: Emissionen reduzieren ist besser, als Risiken zu vergrößern. Vor allem wenn es sich um ein so komplexes und schwankungsbreites Phänomen handelt. Außerdem: Manche weniger fragile Ökosysteme kann man reparieren, rekultivieren und reanimieren. Gletscher, Regenwälder, Tiere, Pflanzen und Korallen werden jedoch unwiderruflich verloren sein, und der pH-Gehalt des Meerwassers lässt sich auch nur schwer korrigieren.
Die Risiken sind größer als wahrgenommen. Auch Lord Nicholas Stern korrigierte nach den letzten IPCC-Studien mittlerweile die Analysen in seinem vielzitierten Report vom Oktober 2006 und sagte, er habe die Gefahren des Klimawandels noch »unterschätzt«. Die Rückkopplungseffekte könnten dramatischere Auswirkungen auf Klima und Gesellschaften haben, als bislang einkalkuliert. Beispiel Regenwälder im Amazonasbecken. Je mehr Wald verschwindet, desto trockener und wärmer wird es, umso weniger Regen fällt. Mehr Trockenheit führt zu mehr Feuer, zu weniger Wald, zu steigenden Temperaturen und wiederum zu mehr Trockenheit. 2005 und 2006 traten erstmals schwere Dürren im Regenwaldgebiet auf – das ist ungefähr so, als ob es in der Sahara schneit. Sollten 40 Prozent des Waldes zerstört sein, glauben Fachleute, lässt sich nicht mehr verhindern, dass sich die Amazonasregion in eine Savanne verwandelt. Dies bedroht die Agrarexportmaschine Brasilien, aber auch die Landwirtschaft der Nachbarstaaten, die auf Niederschläge angewiesen sind, die sich über dem Amazonaswald bilden. Die Konsequenzen für die
südamerikanischen

Volkswirtschaften, aber auch die Weltagrarmärkte wären gravierend. Deswegen ist es so zwingend, die Regenwälder im Amazonastiefland zu erhalten, selbst wenn es gar keinen globalen Klimawandel geben würde.
|182| Klimawandel sollte nicht nur als Gefahr, sondern auch als Chance betrachtet werden. Für den Export europäischer und deutscher Umwelttechnologien, aber auch für die arbeitsteilige Weltwirtschaft insgesamt. Länder können sich auf das spezialisieren, was bei ihnen effizienter, umweltschonender produziert werden kann als woanders, und somit helfen, Emissionen zu verringern. Zum Beispiel Blumen. Es kann insgesamt klimafreundlicher sein, wenn Blumen in Afrika wachsen und dann nach Frankfurt geflogen werden, als sie in Holland in Treibhäusern zu züchten. Wenn sichergestellt wird, dass der Preis einer Ware die Umweltkosten reflektiert, sei es über den Emissionshandel oder sei es über eine
Kohlendioxidsteuer
, kann Globalisierung zum Alliierten des Klimaschutzes gemacht werden.
Klimaschonendes Wirtschaften ist möglich. 1,6 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung sind bis 2030 nötig, so der Jahresbericht des UN-Entwicklungsprogramms UNDP von 2007, um den Übergang zu einer klimafreundlichen
Weltwirtschaft mit geringen Treibhausgasemissionen zu finanzieren. Das entspricht bei einem globalen
Bruttosozialprodukt
von derzeit 64 Billionen US-Dollar etwa 1,02 Billionen US-Dollar. Zum Vergleich: Gleich viel, 1,1 Billionen US-Dollar, gibt die Welt jährlich für Rüstung aus, zehnmal mehr als für Armutsbekämpfung und ausreichend, Kohle
klimaunschädlich
zu machen.
    Betrachtet man diese Investitionen als Versicherung gegen die Risiken einer aufgeheizten Erde, ist die Police geradezu ein Schnäppchen verglichen mit herkömmlichen Versicherungen für Haushalt und Firmen. Im Durchschnitt gibt ein Bürger aus OECD-Ländern rund 6 Prozent seines Nettoeinkommens für Versicherungen aus. Bei den meisten Versicherungen beträgt |183| das Risiko für einen Schadensfall selten mehr als 1 Prozent. Der IPCC-Bericht 2007 schreibt, »die Wahrscheinlichkeit, dass der Klimawandel menschenbeeinflusst ist, liegt bei 90 Prozent«. Die von UNDP angepeilten Investitionen

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